Dünndarm
Lage. Der Dünndarm setzt sich aus dem Duodenum (Zwölffingerdarm), dem Jejunum und dem Ileum zusammen. Das Duodenum befindet sich im Oberbauch vorwiegend auf der rechten Körperseite. Das Duodenum hat eine C-Form, in der der Pankreaskopf seinen Platz findet. Wird das Duodenum auf die Wirbelsäule projiziert (Abb. 11.5), so befindet er sich in etwa auf Höhe des 2. LWK. Die Jejunum- und Ileumabschnitte werden von den Dickdarmschlingen umschlossen und füllen den Großteil der Peritonealhöhle aus.
Anatomie und Physiologie. Das Duodenum untergliedert sich in Pars superior, Pars descendens, Pars inferior und Pars ascendens. Im Anschluss folgen das Jejunum und Ileum. Diese werden durch die Dickdarmschlingen begrenzt. In das Duodenum führt ein gemeinsamer Gallen- und Bauchspeicheldrüsengang. Innerhalb des Ileums befindet sich eine Vielzahl von Peyer-Plaques (Lymphfollikel). Diese sind wichtig für die Immunabwehr des Körpers und können durch eine ungünstige Ernährung (z.B. häufiger Verzehr von Milchprodukten und Schweinefleisch), entzündliche Darmerkrankungen (niederschwellige Entzündung), z. B. Morbus Crohn, oder Medikamente wie Antibiotika empfindlich gestört sein.
Innervation. Parasympathisch wird das Duodenum über den rechten N. vagus, sympathisch über die Nn. splanchnici majores versorgt. Parasympathisch werden das Jejunum und Ileum hauptsächlich über den rechten N. vagus, sympathisch über die Nn. splanchnici majores und minores versorgt.
Pathologie. Die Pathologien sind vielfältig und können durch den Lebenswandel, durch Medikamente, Mineralstoffmangel, individuelle Konstitutionen oder Infektionskrankheiten entstehen. Beispiele für Pathologien des Dünndarms sind der Morbus Crohn, der Ulcus duodeni oder die Invagination.
Hinweis
Bei Infektionskrankheiten mit Erregern wie Yersinia enterocolitica können sich Symptome in der Verdauung manifestieren. Infektionen mit Yersinia enterocolitica sind nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtig! Da Yersinien auch den Dünndarm besiedeln, können Symptome im Leitbahnverlauf des Dünndarms vorliegen. Hierbei treten Parästhesien, Taubheit und Schmerzen am lateralen kleinen Finger auf. Da die Oben-Unten-Kopplung zur Blasenleitbahn besteht, können sich zusätzlich Schmerzen und eine Hypersensibilität lateral des kleinen Zehs zeigen.
Das Taping bewirkt reflektorisch eine erhöhte Durchblutung im Dünndarmverlauf. Da sich viele Lymphfollikel (Immunabwehr) in diesem Trakt befinden, können diese durch das Tapen günstig beeinflusst und in ihrer Funktion unterstützt werden.
Organ-Taping
Behandlungsziele:
- Verbesserung der Dünndarmaktivität
- Unterstützung der Immunabwehr
Mögliche Kontraindikationen:
- akute entzündliche Erkrankungen
- Ileus
- Tumorerkrankungen
- Metastasen
- unklare Schmerzen
Tonisierendes Dünndarm-Tape
Video 11.4 zeigt die Anlage eines tonisierenden Dünndarm-Tapes.
Die tonisierende Applikation wird bei Insuffizienzen bzw. Schwächezuständen des Dünndarms, beispielsweise bei einer mikrobiellen Fehlbesiedelung oder bei bekannten Verdauungsstörungen, angewendet.
Mögliche Indikationen (westliche Diagnosen):
- Maldigestionsprobleme
- Malabsorptionsprobleme
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Für die Tonisierung kommen 4 rote Tapes zur Anwendung. Das 1. Tape wird über dem Duodenum, das 2.–4. Tape über dem Jejunum und dem Ileum appliziert.
Tapeapplikation:
- Insgesamt werden 4 I-Tapes benötigt:
- Das 1. Tape wird auf Höhe der LWK entlang des Verlaufs des c-förmigen Duodenums abgemessen und zugeschnitten.
- Die verbleibenden 3 Tapes werden entlang des Verlaufs des Jejunums und des Ileums abgemessen und zugeschnitten. Aufgeklebt bilden die Tapes zusammen ein Dreieck.
Alle Tapes werden ein wenig kürzer zugeschnitten, da sie mithilfe der Ligamenttechnik appliziert werden. Die Ecken werden abgerundet.Die Haut wird dort gereinigt, wo die Tapes aufgeklebt werden sollen.
Behandlungsempfehlung
Die Tapes werden nacheinander „dreiecksförmig“ auf die Haut appliziert. Hierdurch wird die Peristaltik des Dünndarms vom Jejunum ausgehend in Richtung Dickdarm aktiviert.
- Die Folie des 1. Tapes wird an der Basis eingerissen und vollständig gelöst. Die Basis des Tapes wird auf Höhe des Pylorus bzw. des Sphincter pylori in der Mitte auf die Haut geklebt. Dieser befindet sich auf halber Strecke zwischen dem Processus xiphoideus und dem Bauchnabel.
- Der Patient wird aufgefordert, tief in den Bauch einzuatmen. Das 1. Tape wird mit halbem Zug (ca. 50%) c-förmig entlang des Duodenums (Pars superior, Pars descendens, Pars inferior und Pars ascendens) in Richtung des rechten Oberbauchs gezogen und auf die Haut geklebt.
- Die Basis des 2. Tapes wird einige Zentimeter lateral und distal des Bauchnabels auf die Haut geklebt. Der Patient wird nochmals gebeten, tief in den Bauch einzuatmen. Das Tape wird mit halbem Zug diagonal in Richtung der Mitte des Colon transversum gezogen.
- Die Basis des 3. Tapes wird links neben das Ende des 2. Tapes auf die Haut geklebt. Der Patient wird wieder aufgefordert, tief in den Bauch einzuatmen. Das Tape wird weiter mit halbem Zug diagonal in Richtung Colon sigmoideum geklebt.
- Die Basis des 4. Tapes wird links neben das Ende des 3. Tapes auf die Haut geklebt. Der Patient wird erneut gebeten, tief einzuatmen. Das Tape wird nun mit halbem Zug unterhalb des Bauchnabels parallel des Verlaufs des Colon transversum auf die Haut geklebt (Abb. 11.6).
- Man streicht einige Male über das gesamte Tape, um es zu fixieren.
- Das fertige Tape hat eine C-Form bzw. gleicht einem Dreieck. Es kann erfahrungsgemäß etwa 7 Tage auf der Haut verbleiben.
Sedierendes Dünndarm-Tape
Die sedierende Applikation wird bei „Überaktivität“ des Dünndarms angewendet. Hierbei wird das Tape in derselben Weise, jedoch ohne Zug auf die Haut aufgebracht.
Mögliche Indikationen (westliche Diagnosen):
- chronische entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
- Reizdarmsyndrom
Hinweis
Westliche Medizin versus chinesische Medizin
Aus chinesischer Sicht wird der Dünndarm dem Element Feuer zugeordnet und kann zu Leere- und Fülle-Zuständen neigen. Bei einem Leere-Zustand ist der Darm träge und schwach. Er ist kaum in der Lage, die Verdauungsreste nach außen zu bringen. Bei einem Fülle-Zustand handelt es sich um Hitze bzw. Feuchte-Hitze im Dünndarm. Hierzu zählen z. B. Entzündungen und Schleim.
Aus westlicher Sicht neigt der Dünndarm ebenfalls zu einem schwachen oder überregten Zustand. Da die Ausscheidung äußerst wichtig ist, um Nahrungsreste und unverdaute Bestandteile aus dem Körper zu bringen, werden grundsätzlich keine sedierenden Techniken angewendet.
Liegt bei einem Patienten ein Reizdarm vor, treten aus chinesischer Sicht andere zu behandelnde Organe in den Fokus. Hierzu zählen z. B. das Herz und das Perikard sowie der Magen und die Milz. Aus westlicher Sicht können ebenfalls die Organe Herz und Magen in Betracht gezogen werden. Zudem ist hier die Stuhluntersuchung zu nennen, um Nahrungsmittelunverträglichkeiten auszuschließen und ein breites Bild vom aktuellen Stand der Darmflora des Patienten zu erhalten. Durch den Gebrauch von Antibiotika kann es zu einer Dysbiose kommen, die einen Reizdarm begünstigt.
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