Die Palpation der Head-Zonen bzw. Dermatome stellt ein wichtiges diagnostisches Hilfsmittel dar und erweitert die Möglichkeiten der Differenzialdiagnose. Durch die Mechanisierung, Digitalisierung und Instrumentalisierung der Gesellschaft und auch der medizinischen Untersuchung und Versorgung stehen diese fundamentalen Untersuchungsmethoden immer weniger im Fokus der Behandlung. Oft wird auf standardisierte Messungen und Werte, Röntgenbilder, magnetresonanz- und computertomografische Aufnahmen, Ultraschalluntersuchungen und andere Maßnahmen zurückgegriffen, um den Patienten zu untersuchen.
Hierbei ist jedoch zu bedenken, dass die Inspektion und Palpation des Patienten in seinem gesamten Wesen, angefangen von der Körperhaltung, dem Gesichtsausdruck, dem Händedruck, der Anamnese, dem emotionalen Zustand usw., wichtige Bestandteile der Gesamtbeurteilung des Patienten darstellen. Nur hierdurch ist es möglich, eine differenzierte Diagnose zu stellen.
Eine Inspektion und anschließende Palpation lassen sich in kurzer Zeit durchführen, um einen umfassenden und aussagekräftigen Eindruck von dem Patienten und seiner Erkrankung zu erhalten. Trotz des heutigen Zeitmangels sollten die Inspektion und Palpation Mittel der Wahl sein, bevor auf instrumentalisierte Untersuchungen zurückgegriffen wird.
Zu den wichtigen Bereichen der Inspektion in der Komplementärmedizin zählt z. B. die Zungendiagnostik aus dem Bereich der TCM, die Gesichtsdiagnostik nach Natale Ferronato, nach Schüßler oder auch in der TCM.
Zu den wichtigen Bereichen der Palpation zählen z. B. die Puls- und Bauchdeckendiagnostik in der TCM oder auch die Befundung innerhalb der Osteopathie, v. a. der viszeralen Osteopathie.
Fallbeispiel
Fortbestehender Schmerz nach Handgelenkoperation
Ein Patient kommt mit einer operierten Handgelenkfraktur in die Praxis. Die Operation war notwendig, da der Patient auf die Hand gestürzt war. Während des Sturzes befand sich das Handgelenk in einer Flexion. Direkt nach dem Trauma wies die Hand laut des Patienten eine starke Schwellung auf. Zudem bestanden überaus starke Schmerzen. Die eingesetzten Schmerzmittel wirkten nur mäßig.
Nach etwa 1 Woche wurde die Hand operiert, da sich der Patient aufgrund der Arbeitssituation erst später bei einem Arzt vorgestellt hatte. Nach der Operation erfolgte eine Reihe von Therapieanwendungen, darunter Ergo- und Physiotherapie sowie eine Ultraschalltherapie. Einige Monate nach der Operation zeigte sich keinerlei Besserung der Symptome. Parallel hierzu wurden erneut Untersuchungen (Magnetresonanztomografie) durchgeführt, die keine pathologischen Veränderungen erkennen ließen. Auch die Schmerzmedikamente wurden höher dosiert und zusätzlich neue Medikamente verschrieben. Im Anschluss vergingen weitere Monate, ohne dass eine Besserung zu verzeichnen war.
Der Patient begibt sich in die Behandlung eines Heilpraktikers. Dieser erfragt die derzeitige emotionale und körperliche Situation und führt eine umfangreiche Anamnese durch. Bei der Befragung zeigen sich Dysbalancen im Bereich der Verdauung sowie existenzielle Ängste, Sorgen und Traurigkeit aufgrund der derzeitigen Arbeitsunfähigkeit.
Nach der Anamnese inspiziert und palpiert der Heilpraktiker das gesamte Abdomen des Patienten. Hierbei fällt auf, dass eine Abwehrspannung und ein erhöhter Gewebetonus sowie eine deutliche Hyperalgesie, v. a. im Bereich des Herz-, des Leber-, des Dünndarm- und des Dickdarm-Dermatoms, bestehen. Dies wiederum bestätigt die vorherigen Schilderungen des Patienten.
Da Darmdysbiosen und Leberbelastungen aufgrund einer länger andauernden Medikamenteneinnahme entstehen können und folglich auch chronische Schmerzzustände begünstigen, sollte bei der Behandlung die Entlastung der Leber und des Darms im Vordergrund stehen. Zudem belasten Medikamente und emotionaler Stress das Herz.
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