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Pflanzenheilkunde - Tinktur

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Eine Tinktur ist ein alkoholischer Auszug aus einer Pflanze. Für die industrielle Herstellung von Tinkturen gilt die Vorschrift aus dem Deutschen Arzneibuch (DAB). Danach sind Tinkturen Auszüge aus getrockneten Pflanzenteilen, die mit Äthanol in verschiedenen Konzentrationen, Äther oder deren Mischungen so hergestellt werden, dass 1 Teil Droge mit mehr als 2 Teilen, aber höchstens 10 Teilen Extraktionsflüssigkeit hergestellt werden. Als Tinkturen werden außerdem Lösungen von Trockenextrakten in Äthanol verstanden.

Für die Herstellung von Tinkturen für den eigenen Gebrauch gibt es Äthanol in verschiedenen Konzentrationen in der Apotheke zu kaufen. Wird eine Tinktur aus getrockneten Pflanzenteilen hergestellt, ist sie meistens 10- oder 20-prozentig. Das heißt: 10–20 g getrocknete Pflanzenteile werden mit 100 ml Alkohol übergossen und ausgezogen (extrahiert). Dabei gehen die Inhaltsstoffe der Pflanzenteile in das alkoholische Lösungsmittel über.

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Werden frische Pflanzen verwendet, nimmt man etwa die doppelte bis dreifache Menge.

In der Apotheke werden die Tinkturen meistens mit 70-prozentigem Alkohol hergestellt. Das ist für den eigenen Gebrauch nicht unbedingt notwendig. Es genügt hier die Verwendung von hochprozentigem Schnaps. Am geschmacksneutralsten (und preisgünstigsten) ist ein Doppelkorn, dessen 38–42%iger Alkoholgehalt häufig ausreichend ist. Auch Obstbrandweine oder sonstige klare Alkoholika können verwendet werden.

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In Abhängigkeit von den wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffen gilt es, die Alkoholkonzentration zu beachten. Ätherische Öle und Gerbstoffe benötigen eine höhere Konzentration (50–70%) um in Lösung zu gehen. Für Bitterstoffe und Flavonoide sind 35–50% Alkoholgehalt, für Saponine und Glykoside 20–35% ausreichend.

Eine Tinktur sollte, wenn man sie selbst herstellt, etwa 4 Wochen zur Extraktion bei Zimmertemperatur stehen bleiben. Sie sollte hell, aber nicht in der direkten Sonne stehen. Das würde die Inhaltsstoffe zersetzen. Der Ansatz sollte regelmäßig sanft umgeschüttelt werden, damit alle Pflanzenteile gleichmäßig ausgezogen werden. Nach dieser Zeit wird abfiltriert. Hierzu kann man ein einfaches Küchensieb nehmen, ein Mulltuch oder auch einen Kaffeefilter. Den Rückstand gut ausdrücken und auf den Kompost geben.

Wichtig ist es, auch den Ansatz einer Tinktur unverwechselbar zu beschriften – mit Datum und Pflanzennamen. Tinkturen werden in braune Tropffläschchen gefüllt, mit Namen und Herstellungsdatum beschriftet und „vor Licht geschützt“ aufbewahrt. Tinkturen sind 3 – 5 Jahre haltbar.

Beispiel

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Tinkturherstellung

Benötigt werden für die eigene Herstellung einer Tinktur: 1 Schraubdeckelglas, Pflanzen oder Teile davon, Doppelkorn (oder höher prozentiger Alkohol), Klebeetiketten zum Beschriften, Sieb, Mulltuch oder Kaffeefilter, Tropffläschchen.

Tinktur aus Ringelblumenblüten

Frische Ringelblumenblüten mit Kelch in ein Weithalsglas füllen und mit einem guten Kornbranntwein (42-prozentig) übergießen, bis alles gut bedeckt ist. Stellen Sie dieses gut verschlossene Glas ca. 4 Wochen auf eine helle Fensterbank, aber nicht in die Sonne und schütteln es gelegentlich liebevoll und voller Aufmerksamkeit um. Nach 4 Wochen durch einen Kaffeefilter abfiltrieren und die fertige Tinktur in dunkle Arzneifläschchen füllen. Mit Datum und Inhalt beschriften.
Die Tinktur eignet sich gut für Umschläge oder Kompressen zur Behandlung schlecht heilender Wunden, zum Einnehmen bei Verdauungsstörungen oder für Mund- und Zahnfleischspülungen. Vor dem Gebrauch die Tinktur mit Wasser verdünnen: 1–2 TL Tinktur auf ¼ l Wasser.

Tinktur aus mehreren Pflanzen

Für das Herstellen einer gemischten Tinktur werden z.B. benötigt: 2 Handvoll frische Birkenblätter und -knospen, 1 EL Brennnesselwurzeln, 2 EL Brennnesselblätter, 2 EL Klettenwurzel, ½ EL Rosmarin. Alles zusammen in ein großes Schraubdeckelglas füllen und mit 1 L Doppelkorn übergießen. 3 Wochen lang verschlossen ziehen lassen, regelmäßig umschütteln, absieben und in kleine, dunkle Arzneiflaschen abfüllen. Diese Mischung kann eine Fastenkur begleiten, sie kann auch als Haarwasser genutzt und regelmäßig in die Kopfhaut einmassiert werden. Vor der Anwendung 1:3 verdünnen – am besten mit kaltem Brennnesseltee.

Frühlingskräuter-Aperitif

Als Aperitif lockt er die Magensäfte, nach dem Essen hilft er verdauen. Kräuter wie Schafgarbe, Pfefferminze, Löwenzahnblüten, Beifuß, Zitronenmelisse, Rosenblüten, Salbeiblüten (und vielleicht noch einige Fenchelsamen) in einem Schraubdeckelglas mit mindestens 38-prozentigem Alkohol (Doppelkorn) übergießen. 100 g Kandiszucker dazugeben, die Flasche 3 Wochen hell und bei Zimmertemperatur (z.B. auf einem nach Norden gerichteten Fensterbrett) stehen lassen, täglich umschütteln, danach abseihen. Sorgfältig beschriften.

Fluidextrakte

Fluidextrakte sind wie Tinkturen flüssige Zubereitungen aus Pflanzen, nur mit dem Unterschied, dass sie höher konzentriert sind. Aus 1 Teil Droge werden höchstens 2 Teile Fluidextrakt gewonnen.

Trockenextrakte

Trockenextrakte sind pflanzliche Zubereitungen, die durch Einengen (Verdampfen des Lösungsmittels) und Trocknen flüssiger Auszüge unter milden Bedingungen erhalten werden. Sie werden durch Zugabe indifferenter Hilfsstoffe auf einen vorgeschriebenen Wirkstoffgehalt eingestellt.