Flavonoide sind Verbindungen aus mehreren unterschiedlichen Phenolbausteinen (Polyphenole, s.o.), mindestens 6.500 verschiedene sind bekannt. Meistens kommen sie in den Pflanzen als Glykoside vor und sind mit einem Monosaccharid als Zuckerkomponente verbunden. Flavonoide sind fast immer in den oberirdischen Pflanzenteilen zu finden. Zu den Flavonoiden gehören auch Flavone, Flavanole, Isoflavonoide und Anthocyanidine.
Flavus ist ein lateinisches Wort und bedeutet gelb; oid bedeutet ähnlich. Flavonoide sind gelbliche Farbstoffe, die überall in der Pflanzenwelt vorkommen, denn schließlich ist Gelb auch ein Bestandteil von Grün. Sie können u.a. die Pflanzen vor Pilzbefall bewahren.
Merke
Wenn eine Pflanze mehr als 0,53% Flavonoide enthält, wird sie als Flavonoiddroge bezeichnet. Dazu gehören Birkenblätter, Holunderblüten, Lindenblüten, Ringelblumenblüten und Weißdornblätter und -blüten. Sie schützen die Pflanzen u.a. vor Strahlenschäden (Goldrute, Ringelblume), wirken quasi wie ein pflanzlicher Sonnenschirm.
Flavonoide sind sehr vielfältig, chemisch verschieden gebaut und fast an jeder pflanzlichen Wirkung beteiligt. Fast allen gemeinsam ist eine unspezifische Schutzwirkung auf die Blutgefäße. Sie halten sie bis hin in die kleinsten Kapillaren hinein flexibel. Sehr oft wirken sie auch entzündungshemmend (antiphlogistisch) und antioxidativ (Radikalfänger), stärken das Immunsystem und helfen bei Allergien.
Die Flavonoid-Glykoside sind mit einem Zuckermolekül verbunden, deswegen wasserlöslich und im Zellsaft der Pflanzen gelöst. Sie sind an der Endung „-osid“ zu erkennen. Beispielsweise wird z.B. Rutosid aus der Weinraute (Ruta graveolens) gewonnen. Das Aglykon Rutin ist auch in Königskerzen enthalten. Hyperosid wurde benannt nach seinem Vorkommen im Johanniskraut, Hypericum. Es kommt aber nicht nur im Johanniskraut vor, sondern ist auch in anderen Pflanzen zu finden, z.B. in Birkenblättern oder in Heidelbeeren. Hyperosid heißt nach seiner chemischen Grundstruktur Quercetin-3-O-beta-Galactosid, d.h., das Aglykon Quercetin ist mit dem Zucker Galaktose verbunden. Quercetin kommt z.B. in Schalen von roten Trauben (und auch in Rotwein), in Tomaten und Heidelbeeren vor, ist ein effektiver Radikalfänger und wirkt u.a. angstlösend. Apigenin, z.B. in der Kamille, zeigt im Tiermodell beruhigende und angstlösende Wirkungen. Für Kämpferol (z.B. im Rosmarin) wird eine östrogenartige Wirkung diskutiert. Das Flavonoid Luteolin kommt im Färberwaid, Reseda luteola, vor und wurde danach benannt. Es ist aber auch im Thymian und in der Petersilie zu finden und wirkt überall antioxidativ. Es schützt die Haut vor UVA- und UVB-Strahlen. Möglicherweise ist es – äußerlich aufgetragen – ein Schutz vor Kontaktallergien, aktinischer Keratose und hellem Hautkrebs. Außerdem wirkt es antientzündlich.
Weitere Flavonoide:
- Isoflavonoide werden auch als Phytohormone (pflanzliche Hormone) beschrieben und innerlich wie äußerlich als Anti-Aging-Mittel eingesetzt. Die Isoflavonoide Genistein und Daidzein kommen in den Hülsenfrüchtlern Sojabohne und Rotklee vor. Sie wirken schwach östrogenartig (Phytoöstrogene) und sind zum Beispiel in den Wechseljahren eine Hilfe.
- Oligomere Procyanidine sind eine weitere Unterklasse der Flavonoide, sie sind starke Antioxidantien, stabilisieren die Blutgefäße und verbessern die Fließeigenschaft des Blutes, indem sie die Aggregation der Thrombozyten hemmen (z.B. Weißdorn, Weintrauben, Traubenkerne). Wenn Procyanidine kondensieren, entstehen Catechin-Gerbstoffe. Catechine werden auch als „Arterienputzer“ bezeichnet, da sie die Bildung von Ablagerungen (Plaques) in den Blutgefäßen hemmen können.
- Anthocyane, Proanthocyanidine sind Pflanzenfarbstoffe in Blüten und Früchten und färben sie rot, blau oder violett. Sie werden auch Bioflavonoide genannt und sind effektive Antioxidantien mit vielfältigen Wirkungen. Sie schützen die Pflanzen vor intensivem Sonnenlicht und locken mit ihren Farben in den Blüten die Insekten zur Bestäubung an. Den menschlichen Körper halten sie gesund und schützen ihn vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
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