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Pflanzenheilkunde

Petersilie (Petroselinum crispum)

Doldenblütler

Abbildung 1. Petersilie, Stängel mit Blüten.
Abbildung 1. Petersilie, Stängel mit Blüten.

 

Geschichte

Die ältesten Nachweise der Petersilie stammen aus dem 4. Jahrtausend vor Christi, sie wurden in jungsteinzeitlichen Siedlungen am Bodensee gefunden. Ihre Heimat allerdings ist das Mittelmeergebiet. Vor etwa 2500 Jahren schätzte Hippokrates die Petersilie in erster Linie als Arzneipflanze, in der Küche wurde sie noch nicht verwendet. Die Griechen setzten ihren Sportlern zur Siegerehrung Petersilienkränze auf das Haupt und trugen sie auch bei Gastmählern, um „der Trunkenheit vorzubeugen". Sie sahen die Petersilie auch als Symbol des Lebens nach dem Tod, widmeten sie Persephone, der Göttin der Unterwelt und schmückten bei Begräbnissen die Toten und die Gräber damit.

Für die Römer war die Petersilie dann ein Gewürzkraut der Küche. Sie gaben ihren Gladiatoren reichlich Petersilie. Die sollte ihnen Mut machen und ihre Kraft verdoppeln. Vielleicht war es das viele Vitamin C aus den Blättern, das den Schwung brachte, in Verbund mit Apiol (Petersilienkampfer) aus den Samen, das eine amphetaminähnliche Wirkung entfalten kann.

Petersilie hatte in der Volksmedizin einen großen Ruf als Aphrodisiakum sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Namen wie Bockkraut oder Stehsalat sprechen dafür. Ein alter Volksspruch lautet: „Petersilie hilft dem Mann aufs Pferd, den Frauen unter die Erd." Wurzeln und Samen wurden in sehr hohen Dosen zur Abtreibung benutzt, leider oft mit tödlichen Folgen, denn das in den Samen enthaltene Apiol führt zu starken Vergiftungserscheinungen, inneren Blutungen und Nervenlähmungen. Die Gassen, in denen die Prostituierten wohnten, hießen in manchen Gegenden „Petersiliengass". Die Engländer umschrieben Liebesspiele nicht mit dem Bett im Kornfeld, sondern mit dem Bett in der Petersilie, dem „parsley bed".

Der Anbau im nördlichen Europa wird von Karl dem Großen gefördert, er führt sie in seiner Landgüterverordnung (vgl. oben) auf und verlangt „dass man sie im Garten habe“. Hildegard von Bingen empfahl sie gegen Fieber, Milz- und Herzerkrankungen und als Trank gegen Steinleiden. Auch Paracelsus erwähnt sie als steintreibendes Mittel. Und der italienische Arzt Pietro Andrea Matthioli schreibt 1563 in seinem Neuw Kreütterbuch. „Der Petersil bricht und treibt den Stein, ist gut wider die Gebresten der Nieren und Blasen. Ist sonderlich gut den Wassersüchtigen.“ Leonard Fuchs fügt ein weiteres Lob für das Küchenkraut hinzu: es verhindere Blähungen, fördere Verdauung, eröffnet Milz und Leber, zerteile die große Feuchte „und hat andere Wirkungen mehr."

Botanischer Steckbrief

Petersilie wird seit alters her kultiviert, ihre Heimat, in der man sie auch wild wachsend antreffen kann, ist das Mittelmeergebiet. Aus einer rübenförmigen Wurzel treibt die Pflanze in ihrem ersten Lebensjahr die bekannten charakteristisch gekräuselten Petersilienblätter. In ihrem zweiten Jahr treibt sie aus der Wurzel fein gerillte, verzweigte Stängel, die bis zu einem Meter hoch werden können. An deren Ende erscheinen dann die grünlich-roten Doldenblüten, aus denen sich später grünlich-graue Früchte entwickeln. Die wiederum zerfallen in zwei rundlich eiförmige Samen, die bis zu 2 mm lang werden.

Als Arzneidroge verwendet werden Petersilienkraut und -wurzel (Petroselini herba et radix).

Signatur

Das Wort Petersilie lässt sich aus petros = Felsen und selinon = sellerieähnlicher Doldenblütler zusammensetzen. Petersilie bedeutet also Felsensellerie, oder mit einem alten Namen für Sellerie auch Felseneppich. Crispum bedeutet kraus und bezieht sich auf die gekräuselten, dunkelgrünen Blätter.

Petersilie wächst gerne auf festen, manchmal sogar steinigen Böden und zeigt damit, dass sie die Kraft hat, Steine zu brechen, zum Beispiel auch Nieren- und Blasensteine. Das üppige Grün wird der Göttin Venus zugeordnet, sie herrscht im Körper u.a. über die Nieren.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Petersilienkraut

Petersilienkraut enthält folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltstoffe:

  • bis zu 1,2% ätherische Öle mit Apiol und Myristicin; die glattblättrigen Sorten enthalten mehr ätherisches Öl
  • Flavonoide
  • Furocumarine (beugen Gallensteinbildung vor)
  • fettes Öl
  • Vitamin A, B1, B2, B3, B6, B12, Folsäure, C, K, Beta-Carotine
  • Mineralien und Spurenelemente, u.a. Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphor, Eisen, Mangan, Zink, Kupfer, Selen
  • ca. 1% Chlorophyll (fast so viel wie in Brennnesseln)

 Petersilienkraut pflegt den Vitamin- und Mineralstoffhaushalt des Körpers und wirkt gleichzeitig

  • harntreibend
  • verdauungsfördernd (regt Magen- und Gallensaftproduktion an)
  • tonussteigernd
  • kontraktionsfördernd am Uterus

Merke

  • 1 Bund Petersilie enthält mehr Vitamin C als ein halbes Kilogramm Orangen (165 mg/100g)
  • 1 TL Petersilienkraut deckt den Tagesbedarf eines erwachsenen Menschen an Mangan, das wichtig ist für die Entgiftungsarbeit der Leber und die positive Stimmung. Wenn Frauen mit Osteoporose Kalziumpräparate einnehmen, sollten sie regelmäßig Petersilie verwenden, um ihren Manganspeicher aufzufüllen.

Petersilienwurzel

Petersilienwurzel enthält folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltstoffe:

  • bis zu 0,7% ätherisches Öl mit Apiol und Myristicin
  • Flavonoide
  • Furanocumarine

Petersilienkraut und -wurzel stärken die Ausscheidungsfunktion der Nieren. Sie helfen bei der Durchspülung der ableitenden Harnwege und unterstützen die Ausscheidung von Nierengrieß.

Petersiliensamen

Petersiliensamen enthalten folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltstoffe:

  • 1–6% ätherisches Öl (mit Apiol und Myristicin)
  • Flavonoide
  • Furanocumarine
  • fettes Öl

Petersiliensamen enthalten besonders viel fettes Öl. Darin eingebettet sind 1–6% ätherische Öle mit Pinen und dem giftigen Apiol und Myrisitcin. Diese wirken reizend auf das Nierenparenchym und kontraktionsfördernd auf die glatte Muskulatur von Uterus, Blase und Darm. Das reine ätherische Öl hat durch das Myristicin sogar eine berauschende Wirkung, führt aber rasch zu einer Leberverfettung. Es wurde auch als Ausgangsstoff zur illegalen Herstellung des Amphetamins „herbal ecstasy“ missbraucht.

Extrakte aus Petersilienkraut und -samen schützen die Leber und zeigen blutzuckersenkende Eigenschaften.

Anwendungsgebiete/Indikationen

Petersilienkraut und -wurzel sind gute Aquaretika und wirken fast so stark wie Wacholder. Die Wirkung wird darauf zurückgeführt, dass die ätherischen Öle und die Flavonoide das Nierenparenchym reizen. Sie werden angewendet bei

  • Infekten der Harnwege
  • Gicht, Rheuma
  • Nierensteinen
  • zur Entgiftung
  • Anregung der Magen- und Gallefunktion (durch das ätherische Öl)

Der hohe Eisengehalt hebt in Verbindung mit der Folsäure einen niedrigen Hämoglobinwert an.

Fallbeispiel

Um weiteren Harnwegsinfekten vorzubeugen, hatte ich Frau B. empfohlen, ihr Essen mit sehr viel frischer Petersilie zu würzen. Sie freute sich über den intensiven Geschmack, verwendete sie wirklich viel und erklärte sie zu ihrem Lieblingswürzkraut. Bei ihrem nächsten Termin nach 4 Wochen berichtete sie, dass bei ihr sehr viel „in Fluss“ gekommen sei. Niere und Blase arbeiteten ohne Probleme, ihre Verdauung sei besser geworden und sie fühle sich lebendiger und aktiver. Außerdem rauche sie weniger und war sich sicher, dass sie bald ganz damit aufhören könne.

Indikationen nach Monografien

Petersilienkraut und -wurzel erhielten eine Positivmonografie der Kommission E mit der Indikation: Durchspülungstherapie bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege und zur Behandlung von Nierengrieß (auch vorbeugend).

Petersiliensamen bekamen aufgrund des höheren Gehaltes an ätherischem Öl und damit an Apiol eine Negativmonografie.

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden Blätter, Wurzeln und Samen der Petersilie bei Menstruationsbeschwerden und zur Auslösung der Menstruation benutzt. Deswegen war es eines der häufigsten Abtreibungsmittel, das aber die Frauen „unter die Erd brachte“ (s.o.).

Aus den Blättern hergestellter Petersiliensaft soll Sommersprossen ausbleichen. Und gleichzeitig vertreibt der Geruch die blutdürstigen Mücken und Schnaken und ist ein rein biologisches Repellent für den, der die unbedeckte Haut damit einreibt.

Petersilie ist Bestandteil der Gemüsebrühe nach Waerland, einer basischen Gemüsesuppe (Petersilienwurzeln, Sellerie, Lauch, Möhren, Kartoffeln und Suppenkräuter), die zur Entsäuerung des Körpers gute Dienste leistet.

Frische Petersilie zu kauen, überdeckt den Knoblauchgeruch – oder versteckt die Alkoholfahne.

Anwendung in anderen Therapiebereichen

In der Homöopathie wird das aus der blühenden Petersilie homöopathisch aufbereitete Arzneimittel gegen Blasenentzündungen mit häufigem Harndrang und Reizblase eingesetzt.

In der Spagyrik kommt es zur Anwendung bei entzündlichen und degenerativen Erkrankungen des Urogenitaltraktes, bei Steinleiden und chronischen Ekzemen.

Wirkung auf die Psyche

Die Petersilie verlieh schon den römischen Gladiatoren ungeahnte Kräfte – und kann das heute immer noch. Sie bringt die Energie, den Alltag nicht nur zu verdauen, sondern schwungvoll zu meistern und sogar Freude daran zu empfinden. Und sie vermittelt das richtige Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung.

Dosis/Dosierung

Tagesdosis 6 g Kraut oder Wurzel.

Darreichungsformen und Zubereitungen

Behandlungsempfehlung

Tee aus Petersilienwurzeln

Zur Durchspülungstherapie der Harnwege. 1 TL klein geschnittene Petersilienwurzel mit 250 ml heißem Wasser übergießen und 10 Min. ziehen lassen. 2- bis 3-mal täglich 1 Tasse. Zusätzlich viel Wasser trinken.

Tee aus Petersilienblättern

1 Zweig Petersilie über Nacht in 250 ml kaltem Wasser ziehen lassen, mit Honig und Zitronensaft abschmecken, als Schutz für die Atemwege.

Tee aus Petersiliensamen

½ TL mit 250 ml kaltem Wasser 8 Std. lang ziehen lassen, bei akuter oder chronischer Blasenentzündung trinken. Ein antibakterieller Effekt gegen Streptokokken ist nachgewiesen.

Petersilien-Honig-Wein nach Hildegard von Bingen

Er wirkt entwässernd und ist ein Herz- und Kreislaufmittel und hat sich besonders beim Altersherz bewährt. 8 Stängel frische Petersilie mit zwei Esslöffeln Weinessig ungefähr 5 Min. lang aufkochen. 1 L naturreinen Wein und 80–150 g Honig (je nach Geschmack und Süße des Weines) hinzugeben. Alles nochmals 5 Min. köcheln lassen, durch einen Kaffeefilter abseihen und in eine Flasche füllen. 3-mal täglich nach dem Essen 1 Likörgläschen. Wenn noch eine Hand voll Weißdornblüten hinzugegeben wird, unterstützt dieser Wein auch das Herz.

Behandlungsempfehlung

Bewährte Fertigarzneimittel

  • Monopräparat: Petersiliensaft Schoenenberger
  • Kombinationspräparate: Asparagus-P (+ Spargel), Kneipp 3-Kräuter Entwässerung plus Tabletten (+ Wacholder, Brennnessel)

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

  • Nebenwirkungen: Bei der Verwendung als Küchenkraut sind keine Nebenwirkungen zu befürchten. Selten gibt es bei dazu veranlagten Personen allergische Haut- oder Schleimhautreaktionen.
  • Interaktionen: Es sind keine bekannt.
  • Kontraindikationen: Schwangerschaft (Bei der Nutzung als Küchenkraut wird eine therapeutische Dosis in der Regel nicht erreicht), entzündliche Nierenerkrankungen, Ödeme infolge eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit.