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Pflanzenheilkunde

Frauenmantel (Alchemilla xanthochlora)

A. vulgaris war der frühere lateinische Pflanzenname – Rosengewächse

Abbildung 1. Blatt des Frauenmantels mit dem typischen Guttations-Tropfen.
Abbildung 1. Blatt des Frauenmantels mit typischem Guttations-Tropfen.

Geschichte

Das Wort Xanthochlora bedeutet gelbgrünlich und nennt die Blütenfarbe. Die alte Bezeichnung vulgaris ist zu einem Überbegriff für viele sehr ähnliche Frauenmantelarten geworden, es bedeutet so viel wie gewöhnlich und spricht davon, dass diese Pflanze überall vorkommt und wohlbekannt ist.

Die unverkennbare Form eines Frauenmantelblattes sieht aus wie ein kleiner Umhang, den man sich um die Schultern schlagen kann und unter dem man Schutz und Geborgenheit findet. Die Germanen waren überzeugt davon, dass im Frauenmantel ein Schutz für Ehe und Geburt lag und widmeten ihn ihrer Lieblingsgöttin Freyja, die für Glück, Liebe, Familie und das urweibliche Wissen zuständig war. Schon damals galt der Frauenmantel als eine Frauenpflanze, als Frauenhilf.

Der Name Alchemilla spricht noch heute von der Liebe der Alchemisten zu diesem Pflänzchen. Für sie barg die Pflanze das Geheimnis, wie sie aus Blei Gold machen und schließlich den Stein der Weisen herstellen konnten. Den glitzernden Wassertropfen, der sich morgens selbst nach einer trockenen Sommernacht im Grunde des Taubechers sammelt, erkannten sie als transformiertes Wasser, das der Frauenmantel als ganz normales, gewöhnliches Wasser aus der Erde aufgenommen und auf dem Weg durch den Pflanzenkörper zu Himmelswasser veredelt hatte. Kleine kugelige Tropfen funkeln jeden Morgen an den Blattzähnen, aufgereiht wie bei einer Perlenkette. Als Geschenk bietet die Pflanze die Tropfen dem Himmel und der Sonne an. Die Alchemisten sammelten diese (Guttations-)Tropfen und bereiteten ihre Elixiere daraus. Im Weg des Wassers durch den Frauenmantel sahen sie ein Sinnbild für den geistigen Entwicklungsweg des Menschen.

Auch die Druiden der Kelten schätzten diese Pflanze und benutzten sie zur rituellen Reinigung bei ihren Zeremonien. Hildegard von Bingen war der Frauenmantel als ein Verhütungsmittel bekannt – er sorge für „künstliche Virginität“. Es ziehe die weiblichen Organe so zusammen, dass sie wieder wie jungfräulich seien. Paracelsus hingegen schätzte den Frauenmantel als ein Wundkraut und schrieb: „Alchemilla getrunken heilt jede äußere und innere Wunde, auch Ulcerationen“ Die Blätter könnten auf offene und eiternde Wunden gelegt werden. Das helfe auch bei entzündetem Nagelbett.

Botanischer Steckbrief

Abbildung 2. Frauenmantel (Pflanz mit Stängel, Blättern und Blüten).
Abbildung 2. Frauenmantel, Pflanz mit Stängel, Blättern und Blüten.

Der Frauenmantel ist eine Pflanze des Nordens, die gerne in kühleren Regionen wächst. Er ist auf Wiesen und an Wegrändern auch in den Mittelgebirgen und Alpen zu finden. In höheren Lagen wächst auch der Alpen-Frauenmantel (A. alpina), der nach seiner Behaarung auch Silbermäntelchen genannt wird. Bei ihm sind die einzelnen Blattabschnitte tief bis zu einer gemeinsamen Mitte geteilt.

Auch bei Alchemillae xanthochlora sind die Blätter das charakteristische Merkmal. Sie sind unverkennbar rund, handförmig gefaltet, mit 7–11 gezähnten Abschnitten. Die unscheinbaren, gelbgrünen Blüten stehen wie kleine Knäuel in verzweigten Blütenständen und blühen von Mai bis September. Die Früchte sind einsamige, braune Nüsschen.

Arzneilich verwendet wird das Kraut (Alchemillae herba). Gesammelt wird das Kraut während der Blüte.

Signatur

Das Blatt, das wie ein Becher jeden Morgen den Wassertropfen sammelt, erinnert an den weiblichen Schoß und zeigt eine alte Frauenpflanze an. Diese Tropfen stellen die Verbindung her zu den Schleimhäuten, den Keimdrüsen und der Gebärmutter. Und weil es aussieht, als ob die Pflanze die Wassertropfen ausschwitzt, wurde sie auch bei übermäßigem Schwitzen in den Wechseljahren angewendet. Die Form eines Mantels verspricht Schutz und Abgrenzung und gleicht Stimmungsschwankungen aus.

Wer in ein Blatt hineinbeißt, merkt an seiner zähen Struktur und an dem herben Geschmack, dass diese Pflanze auch gerbende Eigenschaften hat und sich als Blutstillerin, Wundheilmittel und bei Durchfall anbietet. Diese Gerbstoffe wiederum helfen auch den Frauen, um erschlaffte Gewebe wieder zu straffen und z.B. auch die Rückbildung der Gebärmutter nach der Geburt zu fördern.

Der Frauenmantel vermehrt sich ungeschlechtlich und kann ohne Befruchtung keimfähige Samen bilden (Parthenogenese oder Jungfernzeugung). Deswegen wirkt er nicht nur leicht östrogenartig, sondern ist eher für die 2. Zyklushälfte (Gestagenphase) geeignet und beugt damit Menstruationsbeschwerden und dem prämenstruellem Syndrom (PMS) vor.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Frauenmantel hat folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe:

  • 6–8% Gerbstoffe, v.a. Ellagtannine mit der Hauptkomponente Agrimoniin. Für den Gerbstoff Agrimoniin wurde in Tierversuchen eine zytotoxische Wirkung nachgewiesen, die eine vollständige Wachstumshemmung von Mammatumoren zur Folge hatte.
  • ca. 2% Flavonoide (Quercetin und Kämpferol)
  • Bitterstoffe
  • wenig Salicylsäure
  • wenig ätherisches Öl

 Als gerbstoffhaltige Arzneidroge hat Frauenmantel folgende Wirkungen:

  • adstringierend:
    • zusammenziehend
    • blutstillend und wundheilend
    • entgiftet und hilft Pestizide und Schwermetalle auszuscheiden (u.a. Quecksilber)
  • leicht spasmolytisch
  • antibakteriell und antioxidativ (wässrige und alkoholische Auszüge)
  • antibakteriell (alkoholische Auszüge)

Anwendungsgebiete

Frauenmantel kommt aufgrund der Gerbstoffe bei folgenden Beschwerden zur inneren Anwendung:

  • leichte, unspezifische Durchfallerkrankungen
  • gastrointestinale Beschwerden
  • Ausleitung von Schwermetallen (durch die Gerbstoffe)

Die adstringierende Wirkung kann auch bei äußerer Anwendung therapeutisch ausgenutzt werden bei folgenden Beschwerden:

  • Wundbehandlung
  • Akne zum Abheilen
  • Entzündungen im Mund- und Rachenraum (z.B. als Gurgelwasser nach Zahnextraktionen)

Indikationen nach Monografien

Nach ESCOP wird Frauenmantelkraut unterstützend angewendet bei unspezifischen Durchfällen, bei gastrointestinalen Beschwerden und bei Menstruationsschmerzen. Die Kommission E führt als Indikation lediglich leichte unspezifische Durchfallerkrankungen an. Die Wirkung auf den weiblichen Hormonhaushalt ist von der Kommission E nicht akzeptiert, da keine entsprechenden Wirkstoffe gefunden werden konnten.

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

Die Erfahrungsheilkunde zeigt, dass der Frauenmantel ein altes Frauenkraut ist, das die Leber entlastet, die Gebärmutter kräftigt und hilfreich bei den folgenden gynäkologischen Indikationen eingesetzt werden kann:

  • Frauenleiden von der Pubertät bis zu den Wechseljahren
  • Menstruationsstörungen:
    • zu starke oder unregelmäßige Menstruation mit Krämpfen (Dysmenorrhö)
    • als Emmenagogum bei verspäteter Menstruation
  • nach Einführen oder Entfernen einer Spirale
  • Schwangerschaft, Abort:
    • während und nach der Geburt – fördert die Wehen und erleichtert die Geburt, 4 Wochen vorher bis 3 Wochen nachher in geringer Dosierung trinken
    • nach Fehlgeburt oder Abtreibung
  • Fluor und Infektionen: Ausfluss bei jungen Frauen (Tee, Spülungen), Pilzinfektionen
  • Nachbehandlung von Antibiotikaanwendung

Äußerlich kommt der Frauenmantel auch zur Anwendung bei Brustdrüsenentzündungen. Und er hilft auch den Männern, sich ihre Potenz zu bewahren. So jedenfalls steht es in den alten Kräuterbüchern.

Der Alpen-Frauenmantel wird außerdem eingesetzt bei Nieren- und Blasenproblemen und zur Herzstärkung.

Fallbeispiel

Frauenmantel nimmt auch die Angst vor der Geburt. Clara P. war mithilfe des Frauenmanteltees schwanger geworden, hatte den Tee dann abgesetzt und trank ihn jetzt kurz vor der Geburt auch wieder – in einer Mischung mit Himbeerblättern. Diese Mischung kräftigte den Uterus und erleichterte die Geburt. Auch nach der Geburt trank sie noch 8–10 Tage den Frauenmanteltee zur Kräftigung, zur Rückbildung, zur Förderung des Milchflusses und zur Vorbeugung von Brustdrüsenentzündungen. Sie fühlte sich sehr gut dabei und genoss die ersten Tage mit ihrem „Zwerglein“.

Anwendung in anderen Therapiebereichen

In der Homöopathie wird Alchemilla bei Menstruationsbeschwerden und als harntreibendes Mittel eingesetzt. Auch bei Ausfluss und Kinderwunsch wird es verabreicht.

Die Spagyrik setzt Alchemilla ebenfalls bei vielen Frauenbeschwerden ein, insbesondere bei unregelmäßiger Periode und Ausfluss. Zu ihrem Einsatzgebiet gehört ebenso die Wundheilung.

Wirkung auf die Psyche

Frauenmantel verleiht Mut, Sicherheit und Selbstverständnis für die Herausforderungen eines Lebens als Frau. Die kleinen, weichen, glitzernden Wassertropfen des Frauenmantels fördern sanft und liebevoll den weiblichen Selbstausdruck. Sie lösen die Fesseln der Vergangenheit und stärken das Vertrauen in das eigene Bauchgefühl. Das bringt die Freude an Ungewöhnlichem, fördert den Ideenreichtum und führt zu unerschöpflicher Lebensenergie. Ein Frauenmanteltropfen, der auf das Stirnchakra aufgebracht wird, hilft dabei.

Dosis/Dosierung

Mittlere Tagesdosis 5–10 g. Zwischen den Mahlzeiten mehrmals täglich eine Tasse Frauenmanteltee trinken.

Darreichungsformen und Zubereitungen

Behandlungsempfehlung

Tee aus Frauenmantel

2 TL des getrockneten Krauts mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 10 Min. ziehen lassen. Bei Durchfall 3 TL pro Tasse als Aufguss 1 Min. ziehen lassen. Für die stärkende Anwendung zwischendurch nach Geschmack zubereiten.

Tinktur aus Frauenmantel 

Blühenden Frauenmantel sammeln, zerkleinern und in einem Schraubdeckelglas solange mit etwa 40-prozentigem Alkohol übergießen, bis alles gut bedeckt ist. 4 Wochen lang hell, aber nicht an der Sonne stehenlassen und regelmäßig vorsichtig umschütteln. Dann abfiltrieren und die Tinktur in dunklen kleinen Tropffläschchen aufbewahren. Beschriften nicht vergessen. Bei Bedarf 5–20 Tr. in ein Glas Wasser geben und über den Tag verteilt trinken.

Behandlungsempfehlung

Bewährte Fertigarzneimittel

  • Monopräparate: Ceres Alchemilla Urtinktur, Frauenmantel Diamant Natuur Kps.
  • Kombinationspräparate: Araniforce T Tbl. (+ Beinwell, Stechpalme, Ackerschachtelhalm)                

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

Es sind keine bekannt.