Inhaltsverzeichnis
Kapuzinerkressengewächse
Geschichte
Die Heimat der Kapuzinerkresse ist Peru, dort wird sie von den Ureinwohnern seit jeher zur Wundbehandlung und bei Hautkrankheiten und Haarausfall, auch bei Bronchitis und Vergiftungen eingesetzt. Im 17. Jahrhundert kam sie nach Europa – und wird seitdem als Zierpflanze in vielen Variationen gezüchtet. In der brasilianischen Volksheilkunde werden die Blätter bei kardiovaskulären Problemen, Harnwegsinfekten, Asthma bronchiale und Verstopfung eingesetzt.
Botanischer Steckbrief
Die Kapuzinerkresse ist eine kriechende Pflanze, die mithilfe langer sich windender Blattstiele auch gerne in die Höhe klettert, lieber aber lässt sie sich hängen (aus Balkonkästen zum Beispiel). Die Stängel sind fleischig und kahl, wie auch die wechselständigen Blätter, in deren Mitte sie angewachsen sind. Sie sehen aus wie ein Schild, eine Trophäe. Die gelb, rot oder orangefarbenen Blüten sind trichterförmig und bestehen aus einem fünfblättrigen Kelch, der eine Unterlippe aus zwei und eine Oberlippe aus drei Blättern bildet. Charakteristisch ist der etwa drei Zentimeter lange Sporn, der schwach gekrümmt und zugespitzt erscheint. An seinem inneren Ende sitzt ein Nektartropfen. Die Blüten bringen Farbe in jede Speise, Bowle oder Salat. Die Früchte bestehen aus drei Teilfrüchten von rundlicher Gestalt, die ursprünglich fleischig sind und bei der Reife gelb-braun und runzelig werden. Die Kapuzinerkresse ist einjährig – der erste Nachtfrost beendet ihre farbenfrohe Vegetationsperiode.
Arzneilich verwendet wird das Kraut (Tropaeoli herba). Geerntet wird die ganze Pflanze in frischem Zustand zur Blütezeit. Weder Blätter noch Blüten eignen sich zum Trocknen.
Signatur
Das Wort Tropaeolum ist die Verkleinerungsform von tropaeum und heißt ein gestutzter, mit erbeuteten Trophäen behängter Baum – seinerzeit ein Siegeszeichen der Römer. Die Schutzschilde und Helme haben wohl Ähnlichkeit gehabt mit Blättern und Blüten der Kapuzinerkresse. Majus bedeutet groß. Der deutsche Name erinnert an die zipfelige Kopfbedeckung der Kapuziner. Kresse leitet sich ab von dem althochdeutschen Wort cresso für scharf.
Die Blätter erinnern mit ihrer runden Form und den in der Mitte angewachsenen Stängel an die Blätter einer Seerose und zeigen damit ihre Nähe zum wässrigen Element und zu Beschwerden, die durch Feuchtigkeit entstehen. Diese Blätter haben eine ähnliche Form wie die Milz und weisen auf die blutreinigende und immunstärkende Wirkung hin. Die rote Farbe der Blüten zeigt die Fähigkeiten an, Entzündungen zu heilen. Das Feuer der Blüten und der scharfe Geschmack unterstreichen diese Wirkung.
Inhaltsstoffe und Wirkung
Kapuzinerkresse speichert in ihren Blättern nicht nur viel Vitamin C (300mg/100g Frischgewicht), sondern auch Polyphenole und Flavonoide (Quercetin), in den Blüten gibt es reichlich Karotinoide und Anthocyanidine – deshalb ist die Pflanze ein sehr gutes Antioxidans.
Die phytobiotische Wirkung wird bestimmt durch die Glucosinolate, die Senfölglykoside. Mit ihnen wehrt sich die Pflanze gegen mikrobiellen Befall und Fraßschäden. Durch enzymatische Einwirkung wird bei Verletzung des Blattes der Zuckerrest abgespalten und es bildet sich Benzylsenföl mit seinen antibiotischen Eigenschafen. Benzylsenföl wirkt gegen ein großes Spektrum von Bakterien, gramnegative und grampositive Bakterien, sogar gegen MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) oder penicillinresistente Pneumokokken – ohne selbst neue Resistenzen zu erzeugen. Der Grund für die gute Wirkung bei Atemwegserkrankungen und Harnwegsinfekten liegt darin, dass die Senföle zu einem Teil über die Atemwege abgeatmet und zu einem anderen Teil mit dem Urin ausgeschieden werden. Dadurch werden sie genau an die Organe gebracht, an denen sie ihre Wirkung entfalten.
Kapuzinerkresse ist ein natürliches Antibiotikum, ein Phytobiotikum und hat folgende Wirkungen:
- entzündungshemmend (bakteriostatisch, virustatisch, antimykotisch)
- hyperämisierend
- immunmodulatorisch
- diuretisch
- blutdrucksenkend – Isoquercetrin, ein Flavonoid, zeigt in Laboruntersuchungen einen blutdrucksenkenden Effekt über eine ACE-Hemmung
Merke
Quorum sensing
Die Senföle aus der Kapuzinerkresse (und aus dem Meerrettich) hemmen das Kommunikationssystem der Bakterien, das Quorum sensing (QS). Das QS bezeichnet die Fähigkeit der Bakterien, ihr Verhalten auf engem Raum untereinander zu koordinieren. So können sie z.B. „beschließen“ (mit Hilfe bestimmter Gene) einen Biofilm zu bilden – und damit unangreifbar für Antibiotika zu sein. Die Senföle unterbrechen dieses Kommunikationssystem, verhindern somit die Ausbildung eines Biofilmes und beseitigen gleichzeitig die Krankheitserreger – oder machen sie auch für Antibiotika wieder angreifbar.
Anwendungsgebiete/Indikationen
Kapuzinerkresse hat sich zur inneren Anwendung bewährt bei folgenden Indikationen:
- Harnwegsinfekte: Entzündungen im Bereich der Niere, der Blase und der ableitenden Harnwege – die Senföle verhindern auch, dass sich die Bakterien in der Innenwand der Blase festsetzen, was oft der Grund für rezidivierende Blasenentzündungen ist.
- Infekte der Atemwege, HNO-Erkrankungen: Bronchitis, Mandelentzündung, Nebenhöhlenentzündung, Ohrenentzündung, Grippe
- Verdauungstrakt: Mund- und Magen-Darmmykosen (Candida albicans)
- Immunsystem:
- Aktivierung der körpereignen Abwehrkräfte
- Resistenzentwicklung von Bakterien gegen Antibiotika.
Äußerlich wird die Arzneidroge angewendet zur Förderung der Durchblutung bei Muskelschmerzen und Prellungen.
Indikationen nach Monografien
Die Kapuzinerkresse hat von keiner der Institutionen eine Monografie bekommen, auch nicht von der Kommission E. Diese hat lediglich eine positive Stoffcharakteristik erstellt, da zum Zeitpunkt der Bearbeitung nur Kombinationspräparate zur Verfügung standen. Sie empfiehlt die Arzneidroge zur unterstützenden Behandlung von Infekten der ableitenden Harnwege, bei Katarrhen der Luftwege sowie äußerlich bei leichten Muskelschmerzen.
Indikationen nach Erfahrungsheilkunde
Mit Erfolg wird die Kapuzinerkresse auch bei PMS eingesetzt und äußerlich als Desinfektionsmittel und als kühlende Wundauflage benutzt.
Wirkung auf die Psyche
Die Kapuzinerkresse mit ihrem frischen Grün und den leuchtenden warmen, fast feurigen Blütenfarben verbreitet auf leichte, spielerisch Art Lebensfreude, sie „kitzelt“ diese Energie wach und bringt das Lachen zurück. Dabei hilft sie zu unterscheiden, gegen welche äußeren Einflüsse man sich abgrenzen sollte, sie zeigt die Grenzen auf und hilft dabei, diese zu setzen. Kapuzinerkresse macht Lust auf das Leben.
Dosis/Dosierung
Bei akuten Infektionen alle 2–3 Stunden ca. 5 Blätter frisch essen – zur besseren Verträglichkeit lieber nicht auf nüchternen Magen (eventuell auf Fertigpräparate zurückgreifen).
Darreichungsformen und Zubereitungen
Behandlungsempfehlung
Kapuzinerkressetinktur
Ca. 50 g frische, zerkleinerte Blätter in einem Schraubdeckelglas mit 250 ml etwa 40-prozentigem Alkohol (Doppelkorn) übergießen. Es dürfen keine Blätter aus dem Alkohol herausragen. Immer wieder vorsichtig umschütteln und nach 2 Wochen abgießen. Bei Erkältungskrankheiten oder Entzündungen der Harnwege 3- bis 5-mal täglich 20–50 Tr. (je nach Verträglichkeit) einnehmen.
Behandlungsempfehlung
Fertigarzneimittel
- Monopräparat: Tropaeolum majus Urtinktur
- Kombinationspräparate: Angocin Anti-Infekt N (+ Meerrettich), Cynobal Kps. (+ Vit.C, Zink)
Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen
- Nebenwirkungen: Magen-Darmbeschwerden, Schleimhautirritationen; bei äußerer Anwendung kann es zu Hautirritationen kommen, vor allem bei der Verwendung der frischen Pflanze. Vorsicht ist vor allem bei den Frischpflanzensäften geboten, die unbedingt verdünnt werden müssen, da sie stark schleimhautreizend bis geradezu verätzend wirken können. Während der Einnahme von Kapuzinerkressekraut aufpassen, denn Benzylsenföl verringert die Alkoholtoleranz.
- Interaktionen: Es sind keine bekannt.
- Kontraindikationen: Nicht für Säuglinge und Kleinkinder.
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