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Pflanzenheilkunde

Hopfen (Humulus lupulus)

Hanfgewächse

Abbildung 1. Hopfen, Pflanze mit Stängel und Blättern.
Abbildung 1. Hopfen, Pflanze mit Stängel und Blättern.

Geschichte

Hopfen galt bei slawischen und finnischen Völkern als Fruchtbarkeitssymbol. An vielen Orten wurde die Braut am Hochzeitsmorgen mit Hopfen überschüttet. Hopfen stand in dem Ruf, die Reizbarkeit der Genitalorgane zu mildern und die Bleichsucht zu heilen. Seit dem ausgehenden Mittelalter wird der Hopfen von Mönchen als Bierzusatz verwendet. Er lieferte Bitterstoffe und Aroma für das Bier und half den Mönchen mit seiner anaphrodisierenden Wirkung.

Wer einen Kranz von Hopfen trug, verkündete damit, dass er heiteren Gemütes sei. Die beruhigende Wirkung des Hopfens wird sehr treffend dargestellt im Hopfenorden, gegründet im 15. Jahrhundert von Johann dem Unerschrockenen, dem Herzog von Burgund. Ein schwarzer Löwe mit einer roten Zunge ist umgeben von einem Hopfenkranz mit der Inschrift: Wilddurch Mild gezähmt und Ich schweige.

Auch die Arztbotaniker des 16. Jahrhunderts liebten den Hopfen. Hieronymus Bock beschreibt um 1550 rohen Hopfensaft als Verdauungshilfe, gesotten für Leber, Milz, Galle- und Harnfluss. Er reinige die Gebärmutter, beseitige Blasensteine und sei hilfreich bei Katarrhen der Lungen, Husten und Fieber. Leonard Fuchs schrieb: In die Ohren getan, schützt er sie vor Fäulnis und vertreibt den Gestank dadrinnen.

Hildegard von Bingen hielt nicht viel vom Hopfen, weil er „bewirkt, dass die Melancholie im Menschen zunimmt, und den Sinn des Menschen macht er traurig und beschwert seine Eingeweide". Sie pries ihn als eine Pflanze zur Haltbarmachung der Getränke: „mit seiner Bitterkeit hält er gewisse Fäulnis von Getränken fern.“

Botanischer Steckbrief

Abbildung 2. Männliche Blüten des Hopfens.
Abbildung 2. Männliche Blüten des Hopfens.

 

Hopfen kommt in Auwäldern in Mitteleuropa und Nord-Amerika wild vor. Bei uns wird er für die Bierherstellung angebaut und kann dann bis zu 12 m hoch werden. In den Hopfenplantagen werden nur die weiblichen Kletterpflanzen geduldet, männlicher Hopfen muss per Gesetz in weitem Umkreis ausgerottet werden, da nur unbefruchtete weibliche Zapfen in ihren Duftdrüsen das erwünschte Bieraroma enthalten.

Die Stängel des Kletterkünstlers winden sich rechts herum (eine Ausnahme in der Pflanzenwelt) und sind mit rauen Klimmhaaren besetzt. Die Blätter sind lang gestielt, gegenständig, beiderseits rau behaart, 3- bis 5-lappig und gesägt.

Hopfen ist mehrjährig und zweihäusig, d.h. er trägt männliche und weibliche Blütenstände an verschiedenen Pflanzen. Die männliche Blüte ist grünlich-weiß und wächst in den Blattachseln. Die weiblichen Blüten entwickeln die hellgrünen zapfenähnlichen Fruchtstände, die Hopfendolden, indem sie die Blättchen, welche die Blüten bedecken, vergrößern. Sie sind strohig trocken, dachziegelartig angeordnet und darunter sitzen die sandkorngroßen Drüsen mit den begehrten Inhaltsstoffen.

Arzneilich angewendet werden die Hopfendolden (Lupuli strobuli). Diese werden im Hochsommer geerntet, kurz bevor sie ganz reif sind, damit die Drüsenschuppen nicht abfallen.

Abbildung 3. Dolden des Hopfens.
Abbildung 3. Dolden des Hopfens.

 

Merke

Hopfenzapfen

Wer selbst Hopfenzapfen konservieren will, trocknet sie am einfachsten auf einem Wäscheständer, schattig und luftig auf einem Tuch, damit das Drüsenpulver nicht verloren geht. Wegen seines hohen Wassergehaltes ist eine schnelle Trocknung wichtig. Danach muss der Hopfen in einem gut verschlossenen Gefäß aufbewahrt werden, damit die sehr labilen Hopfenbitterstoffe nicht verloren gehen.

Getrocknete Hopfenzapfen sollten nicht länger als 1 Jahr aufbewahrt werden, denn nach dieser Zeit haben sich die Wirkstoffe zersetzt.

Signatur

Der Ursprung des Namens ist unklar, er liegt möglicherweise weit im Norden. Hopfen könnte sich von dem Wort Huppe ableiten und eine buschige Quaste bezeichnen – damit ist das weibliche Blütenbüschel gemeint. Humulus könnte aus Humus entstanden sein, weil die Pflanze am besten in kräftiger, feuchter Erde wächst. Lupulus ist im Lateinischen der kleine Wolf. Wolfsartig überfällt der Hopfen andere Pflanzen und „beißt“ sich an ihnen fest. Als Kletterkünstler verbindet er oben und unten, wirkt auf Verdauung und Gemüt gleichzeitig.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Hopfendolden haben folgende wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe:

  • 0,35% ätherische Öle mit Myrcen und Humulen
  • 10–30% Harz mit den Hopfenbittersäuren Humulon und Lupulon
  • Gerbstoffe (oligomere Procyanideine)
  • Flavonoide (mit Kämpferol- und Quercetinglykosiden)
  • Xanthohumol

Die Hopfenbitterstoffe (mit Humulon und Lupulon) bringen die Würze in das Bier und regen den Appetit an. Sie haben antibakterielle und aromatisierende Eigenschaften, die sowohl für den Geschmack als auch die Konservierung (des Bieres) wichtig sind.

Die Gerbstoffe des Hopfens klären das Bier, indem sie die Eiweißstoffe des Malzes aus der Würze ausfällen. Die Harze hemmen die Entwicklung von Milchsäurebakterien, die Haltbarkeit und Güte des Braugetränkes beeinträchtigen könnten.

Hopfen ist ein aromatisches Bittermittel mit folgenden Wirkungen:

  • beruhigt die Nerven und wirkt sedativ
  • fördert den Schlaf durch einen leicht flüchtigen Bestandteil des ätherischen Öls
  • fördert Appetit und unterstützt Verdauung
  • antibakteriell
  • leicht östrogenarte und ist deshalb gut für Frauen im Klimakterium

Mitte der 1990er-Jahre entdeckten japanische Krebsforscher erstmals die Wirkung von Hopfen gegen Krebserkrankungen. Das Xanthohumol kann in Laborversuchen das Wachstum von Krebszellen verhindern. Außerdem zeigt es antibakterielle Eigenschaften, z.B. gegenüber Helicobacter pylori und Herpes-simplex-Viren. In weiteren Untersuchungen zeigt Hopfen antioxidative und entgiftende Wirkung und enthält außerdem eine entzündungshemmende Komponente. In anderen Experimenten vermindern Hopfeninhaltsstoffe die Entstehung von Genschäden, verstärken die Wirkung von Antibiotika und Chemotherapeutika. Ohne weitere Untersuchungen können diese Ergebnisse der Heilpflanze Hopfen aber noch nicht direkt auf den Menschen übertragen werden.

Anwendungsgebiete/Indikationen

Zubereitungen aus Hopfen helfen bei folgenden Beschwerden:

  • Unruhe und Angstzustände
  • Einschlafstörungen (gut sind auch Hopfenkissen)
  • nervöse Magen- und Verdauungsbeschwerden
  • nervöse Herzbeschwerden (erniedrigt die Pulsfrequenz)
  • Depressionen
  • ADHS

Äußerlich kann Hopfen aufgrund seiner keimhemmenden Wirkungen auch zur Behandlung von Wunden (z.B. als Salbe) eingesetzt werden.

Hopfen und die Frauen

Die hormonartige Wirkung des Hopfens erkannte man in den Hopfenanbaugebieten sehr schnell, denn die Hopfenpflückerinnen bekamen stets Zwischenblutungen oder eine verfrühte Menstruation – und sie wurden sehr unternehmungslustig. Östrogenartige Stoffe besonders im frischen Hopfen sind dafür verantwortlich. Die östrogenartige Wirkung des Hopfens entspannt die glatte Muskulatur, unterstützt die Gelassenheit und macht Lust auf Liebe. Bei Frauen hat Hopfen folgende Wirkungen

  • unterstützt die erste Zyklushälfte
  • hilft bei starken Menstruationsschmerzen
  • mildert die Übelkeit in der Schwangerschaft
  • führt zu Gleichmut und gutem Schlaf in den Wechseljahren
  • beruhigt bei Depressionen

Fallbeispiel

Emma T. hatte alle 3 Wochen ihre Menstruation mit starken Krämpfen. Eine Teemischung mit Hopfen und Salbei für die erste Zyklushälfte und aus Frauenmantel für die zweite Hälfte führte zu einem neuen Rhythmus ohne Beschwerden.

Hopfen und die Männer

Für die Männer ist besonders der frische Hopfen mit seinem hohen Östrogengehalt eher ein echter Liebestöter. Die Hopfenpflücker in der Holledau verfielen in echte „Schlafsucht“. Auch deswegen waren wohl Mönche die ersten Bierbrauer. Hopfen ist seit alters her ein Mittel zur Dämpfung des übersteigerten männlichen Geschlechtstriebes. Bei einigen Männern führt die östrogene Eigenschaft des Hopfens bei chronischem Biergenuss zu einer Verweiblichung, die sich in einem verstärkten Brustwachstum äußert (Gynäkomastie).

Indikationen nach Monografien

Hopfenzapfen erhielten eine Positivmonografie von Kommission E, ESCOP und HMPC. Laut Kommission E und ESCOP ist Hopfen indiziert bei Unruhe, Angstzuständen und Schlafstörungen. Das HMPC hat eine Kombination von Hopfen und Baldrianwurzel in Form von Trockenextrakten zur Besserung von Schlafstörungen als „medizinisch anerkannt“ („well established use“) akzeptiert. Hopfenzapfen bzw. Hopfenzapfen-/Baldrianzubereitungen können zur Besserung leichter Stresssymptome und als Schlafhilfe eingesetzt werden.

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

In der Erfahrungsheilkunde wird Hopfen geschätzt wegen seiner antibakteriellen, krampflösenden, appetitfördernden und hormonartigen Eigenschaften und gerne bei nervösen Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt. Außerdem wird er angewendet bei Reizblase, nächtlichem Bettnässen und Beschwerden beim Wasserlassen (Miktionsbeschwerden) und wirkt hier krampflösend und beruhigend.

Hopfen und Baldrian werden als Kombination bei der Entwöhnung von Diazepam, z.B. Adumbran, Valium, eingesetzt.

Anwendung in anderen Therapiebereichen

In homöopathischer Potenzierung hat Humulus lupulus ähnliche Indikationen wie in der Phytotherapie.

Wirkung auf die Psyche

Hopfen hat – wie seine Zapfen – etwas sehr Leichtes, er macht fröhlich und heiter. Er löst die Angst auf, verbreitet gute Laune und Leichtigkeit. Er heilt emotionale Wunden, die entstanden sind durch Missbrauch, Trauma oder Operationen. Er wächst in einer rechtsdrehenden Spirale um sein „Rankgerüst“ wie um einen Sonnenstrahl und vermittelt dabei Freude am Drehen, am Tanzen und am Leben.

Dosis/Dosierung

Einzeldosis Hopfenzapfen für Erwachsen: 0,5 g

Darreichungsformen und Zubereitungen

Behandlungsempfehlung

Hopfentee aus Fruchtzapfen

1–2 TL Hopfenzapfen mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 10–15 Min. ziehen lassen. Oder Hopfenzapfen als Kaltansatz zubereiten, der mindestens 5 Stunden stehen sollte und dann auf Trinktemperatur angewärmt wird. 2- bis 3-mal täglich und vor dem Schlafengehen trinken, dann mit Honig süßen.

Der Tee wirkt nicht nur beruhigend, sondern auch harntreibend, schmerzlindernd und krampflösend.

Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen beruhigend wirkenden Arzneidrogen wie Baldrianwurzel, Passionsblumenkraut und Melissenblättern als Schlaf- und Beruhigungstees. Meistens befindet sich Hopfen in Teemischungen mit anderen Heilpflanzen zur Unterstützung und Ergänzung der Wirkung.

Teemischung

Als Sedativum für den Tag kann folgender Tee helfen.

Hopfenzapfen (20 g), Lavendelblüten (20 g), Johanniskraut (30 g), Melissenblätter (30 g), Orangenschalen (50 g). 1 TL mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 10 Min. ziehen lassen, morgens und abends 1 Tasse.

Schlafkissen

Ein Schlafkissen mit Hopfenzapfen – es kann auch Lavendelmit hineingemischt werden – beruhigt und hilft aufgedrehten Kindern (und Erwachsenen) beim Einschlafen. Die schon bei niedrigen Temperaturen flüchtigen Hopfenbitterstoffe wirken besonders beim Einschlafen leicht sedierend.

Behandlungsempfehlung

Fertigarzneimittel

Kombinationspräparate: Ardeysedon (+ Baldrian), Luvased Nacht Drg. (+ Baldrian), Sedaselect (mit Baldrian, Melisse, Passionsblume). 

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

  • Nebenwirkungen: Es ist nicht ganz auszuschließen, dass Hopfen die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt.
  • Interaktionen, Kontraindikationen: Es sind keine bekannt.