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Eine erhöhte Harnsäurekonzentration im Blut (> 7,0 mg/dl) nennt man Hyperurikämie. Kommt es deshalb zur Ablagerung von Harnsäurekristallen im Körper und zu Beschwerden, spricht man von Gicht.
Die Harnsäurekonzentration im Blut kann aus 2 Gründen erhöht sein. Entweder wird zu viel Harnsäure produziert oder es wird zu wenig Harnsäure ausgeschieden. Ist dafür ein genetischer Defekt im Harnsäurestoffwechsel verantwortlich, spricht man von der primären Hyperurikämie; ist eine andere Grunderkrankung ursächlich, handelt es sich um eine sekundäre Hyperurikämie.
- primäre Hyperurikämie: Hier ist der Harnsäurestoffwechsel direkt gestört. Harnsäure ist ein Abbauprodukt von Purinen; je mehr Purine im Körper sind, desto mehr Harnsäure entsteht. In ca. 99 % der Fälle funktioniert die Harnsäureausscheidung über die Nieren nicht richtig. Symptome treten erst auf, wenn sich die Patienten purinreich ernähren (z.B. viel Fleisch, v.a. Innereien, essen) und Alkohol trinken. Ganz selten ist es eine genetisch bedingte Überproduktion von Harnsäure. Ursächlich ist dann ein defektes Enzym im Harnsäurestoffwechsel.
- sekundäre Hyperurikämie: Auch hier ist der Harnsäurespiegel im Blut erhöht, jedoch liegt die Ursache nicht direkt im Harnsäurestoffwechsel. Vielmehr ist eine andere Grunderkrankung ursächlich. Zum Beispiel fällt mehr Harnsäure im Körper an, wenn Zellen zugrunde gehen (z.B. Tumorzellen nach Bestrahlung, Chemotherapie oder Leukämie, hämolytische Anämie oder Hautzellen bei Schuppenflechte) oder weniger Harnsäure über die Nieren ausgeschieden wird (z.B. Nierenerkrankung, Behandlung mit Diuretika).
Symptome
Anfangs ist die Erkrankung symptomlos. Die Harnsäure im Serum ist erhöht, der Betroffene hat aber keinerlei Beschwerden. Irgendwann kann es dann zu einem akuten Gichtanfall kommen in Form einer akuten Gelenkentzündung.
Merke
Auslöser für den akuten Gichtanfall ist v.a. ein übermäßiger Genuss von Fleisch und Alkohol.
Typischerweise ist das Grundgelenk der Großzehe betroffen. Man spricht von Podagra. Die Haut über dem Gelenk ist geschwollen, gerötet und überwärmt. Es bestehen sehr starke Schmerzen, die das Auftreten auf dem betroffenen Fuß unmöglich machen. Seltener kann es auch zu einer Entzündung der Finger- und Handgelenke (Chiragra) kommen. Der akute Gichtanfall ist nach ca. einer Woche auch ohne Therapie beendet, wiederholt sich aber meist. Dazwischen bestehen keinerlei Beschwerden.
Merke
Innereien gehen an die Nieren.
Besteht die Hyperurikämie jahrelang und hat sie zu dauerhaften Gelenkveränderungen und Schmerzhaftigkeit geführt, spricht man von einer chronischen Gicht. Hier finden sich Harnsäureablagerungen (sog. „Gichttophi“) in den Weichteilen oder im Knochen. Die „Tophi“ bilden sich häufig an Ohrmuscheln, Händen, Füße und Ellenbogen. Auch in der Niere lagern sich Harnsäurekristalle ab. Es kann dann zur abakteriellen Nierenentzündung oder zu Nierensteinen kommen.
Innere Anwendung
Schmerzbehandlung
Bei einem akuten Gichtanfall steht die Schmerzbehandlung im Vordergrund. Hier hilft die Herbstzeitlose mit dem Alkaloid Colchizin als homöopathisches Präparat ab D4 (3-mal tgl. 5 Globuli), sonst ist es verschreibungspflichtig. Auch Weidenrindenextrakte können die Schmerzen nehmen, z.B. Salix alba Urtinktur DHU. Lokale Umschläge mit Arnika-Tinktur können ebenfalls die Schmerzen lindern. Fenchelfrüchte lösen zudem Krämpfe
Um die Nieren anzuregen, muss viel getrunken werden, am besten Tees mit Aquaretika wie Brennnessel, Löwenzahn, Birkenblätter, Wacholderbeeren, Goldrute, Hauhechel, Wacholder. Die Zutaten für einen Tee sind nach dem Geschmack des Patienten auszuwählen.
Förderung der Harnsäureausscheidung
Liegt kein akuter Gichtanfall vor, steht die Harnsäureausscheidung im Mittelpunkt der Behandlung. Brennnessel und Ackerschachtelhalm regen sie deutlich an. Auch der Tee aus Grünem Hafer (Avenae herba recens) senkt den Harnsäurespiegel.
Unter den Wildkräutern gibt es den Giersch (Aegopodium podagraria) dessen botanischer Name von seiner früheren Anwendung bei Gicht erzählt, denn Podagra ist ein alter Name für Gicht. Eine entzündungshemmende Wirkung ist für seine Extrakte nachgewiesen. Er kann als Tee, Frischpflanzenpresssaft oder als Würzkraut in der Küche angewendet werden.
Behandlungsempfehlung
Tee zur Ausleitung der Harnsäure
Löwenzahnwurzel (Taraxaci rad.) 25,0
Wacholderbeeren gequetscht (Juniperi fruct. cont.) 25,0
Fenchelfrüchte gequetscht (Foeniculi fruct. cont.) 25,0
Brennnesselkraut (Urticae herb.) 25,0
M.f.spec. D.S.: 1 EL mit 250 ml heißem Wasser aufgießen, 10 Min. zugedeckt ziehen lassen, 3-mal tgl.1 Tasse.
Grüner Hafer Tee
Vollmers Grüner Hafer-Tee: 1 TL grünen Hafer mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 15 Min. ziehen lassen. 3-mal tgl. 1 Tasse. Empfehlenswert ist eine Kur von 4 Wochen.
Äußere Anwendung
Arnika-Umschläge mehrmals täglich anwenden, Beinwellsalbe (nimmt die Schmerzen), Leinsamen-Auflagen. Wärme hilft bei chronischer Gicht. Unbedingt purinreiche Nahrungsmittel meiden, vegetabile und basenreiche Kost bevorzugen. Kein Alkohol zuführen.
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