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Unter einem symptomatischen Harnwegsinfekt versteht man eine durch Krankheitserreger (meist Bakterien) hervorgerufene Infektion im Urogenitalsystem, die mit typischen klinischen Beschwerden (wie Brennen beim Wasserlassen) einhergeht. Im Gegensatz dazu bezeichnet die asymptomatische Bakteriurie den Nachweis von Bakterien im Urin ohne Symptome eines Harnwegsinfekts. Von einem rezidivierenden HWI spricht man, wenn ein Patient mindestens 3-mal/Jahr erneut einen HWI entwickelt. Ein persistierender HWI besteht, wenn ein Infekt trotz Therapie nicht abheilt.
Harnwegsinfekte sind sehr häufig; Frauen sind weitaus häufiger betroffen als Männer. Das Erkrankungsrisiko steigt insgesamt mit zunehmendem Alter.
Es gibt verschiedene Einteilungen von Harnwegsinfekten, u.a.:
- nach der Genese bzw. Entstehung:
- Wenn anatomisch oder funktionell keine Auffälligkeiten bestehen, ist der Harnwegsinfekt unkompliziert.
- Bei einem anatomisch oder funktionell pathologischen Urogenitalsystem spricht man hingegen von einem komplizierten HWI. Bei Kindern und Männern sind Harnwegsinfekte selten: Daher sind HWI bei ihnen eher als kompliziert zu werten und bedürfen einer weiteren Abklärung.
- nach der Lokalisation:
- Entzündung der unteren Harnwege: Bei einer Urethritis handelt es sich um eine isolierte Entzündung der Harnröhre. Bei der Zystitis ist die Entzündung auf die Harnblase begrenzt.
- Eine Entzündung der oberen Harnwege (Nierenbecken und Nierenparenchym) heißt Pyelonephritis.
Meist handelt es sich um eine aufsteigende (aszendierende) Infektion von Bakterien der Darmflora (häufigster Erreger ist E. coli). Bei Frauen begünstigen die anatomischen Verhältnisse Schmierinfektionen; auch Geschlechtsverkehr kann einen HWI auslösen. Weitere Risikofaktoren: Harnabflussstörungen (bei Männern z. B. aufgrund einer Prostatavergrößerung, bei Kindern wegen Harnrückfluss), geschwächtes Immunsystem, instrumentelle Eingriffe, Schwangerschaft etc.
Symptome
Urethritis
Der Ausfluss aus der Harnröhre (meist eitrig) und Schmerzen beim Wasserlassen (Algurie); Jucken und Brennen der Harnröhre und Rötung der Harnröhrenöffnung. Mögliche Folgen sind Vernarbungen mit Verengungen der Harnröhre (Harnröhrenstriktur). Auch eine Ausbreitung der Erreger auf angrenzende Organe ist möglich; Spätfolge ggf. Sterilität.
Zystitis
Leitsymptome sind häufiges Wasserlassen (Pollakisurie), erschwertes Wasserlassen (Dysurie) und Schmerzen beim Wasserlassen (Algurie); ggf. Krämpfe im Unterbauch und Blut im Urin (Hämaturie). Bei Kindern Einnässen (Enuresis).
Pyelonephritis
Patienten haben Fieber, ein starkes Krankheitsgefühl und meist Beschwerden beim Wasserlassen (wie bei Zystitis). Urin ist ggf. eitrig-trüb (Pyurie). Dumpfe Schmerzen und Klopfschmerz in der Flanke – bis hin zum akuten Abdomen. Es können sich Abszesse bilden; außerdem Gefahr der Urosepsis und der chronischen Niereninsuffizienz.
Innere Anwendung
Harnwegsdesinfizienzen
Die bakteriellen Infektionen des Harntraktes werden in der Regel durch Darmbakterien hervorgerufen, die in Form einer aufsteigenden Infektion in den Harntrakt verschleppt werden. Da die Erreger häufig bis ins Nierengewebe aufsteigen, ist es wichtig, zusätzlich viel und warm zu trinken (bis zu 3 l pro Tag), um sie immer wieder auszuspülen. Zu den Harnwegsdesinfizienzien gehören Pflanzen mit vorrangig antibakterieller Wirkung, wie Bärentraubenblätter, Meerrettich und Kapuzinerkresse, auch Gartenbohnenhülsen. Eine Kombination aus einem Harnwegsdesinfiziens und einem Aquaretikum (Durchspülungsmittel wie Ackerschachtelhalm, Birke, Brennnessel, Goldrute, Hauhechel, Löwenzahn) ist sinnvoll. Beide Effekte ergänzen sich.
Behandlungsempfehlung
Blasen- und Nierentee bei leichten Entzündungen
Bärentraubenblätter (Uvae ursi fol.) 35,0
Birkenblätter (Betulae fol.) 10,0
Ackerschachtelhalm (Equiseti herb.) 10,0
Hauhechelwurzel (Ononidis rad.) 10,0
M.f.spec. D.S.: 2-3 TL pro 250 ml mit kochendem Wasser aufgießen, 10 Min. ziehen lassen. 4–6 Becher tgl. Auch ein Kaltansatz ist möglich und besser verträglich, denn es gehen weniger Gerbstoffe in Lösung.
Tee, wenn eine Blasenentzündung naht
Bärentraubenblätter (Uvae ursi fol.) 25,0
Brennnesselkraut (Urticae herb.) 20,0
Goldrutenkraut (Solidaginis herb.) 20,0
M.f.spec. D.S.: 2–3 TL pro 250 ml mit kochendem Wasser aufgießen, 10 Min. ziehen lassen. 4–6 Becher tgl.
Zusätzlich: Angocin N Tabletten einnehmen (mit Meerrettich und Kapuzinerkresse). Mit ihren Senfölglykosiden wirken sie stark keimhemmend. Auch bei rezidivierenden Harnwegsinfekten hilfreich.
Bei der Neigung zu Rezidiven ist eine Nachbehandlung mit ungezuckertem Cranberrysaft sinnvoll. Cranberrys enthalten Proanthocyanidine, die das Anhaften der Bakterien an die Blasenwand verhindern. 2-mal tgl. 150 ml schluckweise trinken.
Aquaretika
Aquaretika werden so bezeichnet, um sie als pflanzliche Mittel von den synthetischen Diuretika abzugrenzen. Sie führen zur vermehrten Bildung von Primärharn und verursachen im Gegensatz zu den meisten synthetischen Präparaten keine Ausschwemmung von Elektrolyten. Sie bewirken eine vermehrte Durchspülung des Nierenbeckens und der ableitenden Harnwege mit entsprechend hohen und gut verträglichen Flüssigkeitsmengen. Dadurch kommt eine verstärkte Nierendurchblutung, Steigerung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) und Hemmung der Wasserrückresorption im Sammelrohr zustande. Auch osmotische Prozesse spielen eine Rolle. Durch ihren hohen Gehalt an Kaliumionen verhindern die Pflanzen, dass der Körper mit dem vielen Wasser auch andere Mineralien verliert (wie es oft bei synthetischen Diuretika geschieht). Deswegen sind sie zur Durchspülungstherapie bei Blasen- und Nierenerkrankungen geeignet.
Hinweis
Wie Studien zeigen, steigern pflanzliche Aquaretika in der Regel den Harnfluss auf etwa das Doppelte des Ausgangswertes.
Diese Diuresesteigerung genügt, um eine Besiedelung von ca. 1.000.000 Keime pro Milliliter Harn auf natürlichem Wege aus dem Körper zu schwemmen. Nicht nur die Ausscheidung von Bakterien aus dem Körper wird dadurch gesteigert, sondern auch der Abtransport von Stoffwechselendprodukten und anderen Ablagerungen die z.B. zu Rheuma oder Gicht führen. Auch dem Auskristallisieren von Steinen im Bereich der ableitenden Harnwege und damit Nierenkoliken wird entgegengewirkt.
Merke
Pflanzliche Aquaretika sind auch für Langzeittherapien geeignet, vor allem zur Unterstützung der Wasserausscheidung bei Patienten mit leichtem oder mittelschwerem Bluthochdruck, Herzschwäche NYHA I bis II, Stauungsödemen, Übergewicht und Venenschwäche.
Vorsicht
Aquaretika sollten nicht angewendet werden bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit.
Zu den Aquaretika gehören: Birkenblätter, Schachtelhalm, Goldrute, Hauhechelwurzel, Orthosiphonblätter, Petersilienwurzel, Löwenzahn und Brennnessel.
- Folgende Krankheitsbilder sind mit einem pflanzlichen Durchspülungstherapeutikum (Aquaretikum) behandelbar:
- leichte Entzündungen von Harnröhre oder Blase
- Nephrolithiasis und Harngrieß
- Dysurische Beschwerden
- Blasenkatarrh
- Honeymoon-Zystitis
- Eine adjuvante Therapie mit einem pflanzlichen Durchspülungsmittel (Aquaretikum) begleitet
- unkomplizierte oder rezidivierende Harnwegsinfekte
- eine Antibiotika-Behandlung
- Behandlung mit Zytostatika
- Katabole Stoffwechsellage
- Aquaretika werden auch zur Rezidivprophylaxe bei Harnwegsinfektionen eingesetzt.
Behandlungsempfehlung
Blasen- und Nierentee zur Durchspülungstherapie
Birkenblätter (Betulae fol.) 20,0
Goldrutenkraut (Solidaginis herb.) 20,0
Hauhechelwurzel (Ononidis rad.) 10,0
Löwenzahnkraut (Taraxaci herb.) 20,0
M.f.spec. D.S.: 2–3 TL pro 250 ml mit kochendem Wasser aufgießen, 10 Min. ziehen lassen. 4–6 Becher tgl.
Äußere Anwendung
Meerrettich-Auflagen helfen bei Blasenentzündungen, aber auch bei Kopfschmerzen, Migräne, Nebenhöhlenentzündungen – dann das Päckchen in den Nacken legen.
Behandlungsempfehlung
Meerrettich-Blasenauflage
4 EL frisch geriebenen Meerrettich 1–2 cm dick auf ein Leintuch oder eine Mullkompresse auftragen, die Ränder umschlagen, sodass ein Päckchen entsteht und das mit Pflaster zukleben. Den Patienten die Blase entleeren lassen. Das Meerrettich-Päckchen so auf die Blasengegend legen, dass nur 1 Stoffschicht zwischen Auflage und Haut ist. Frotteetuch darüber legen, in eine Wolldecke einwickeln, bei kalten Füßen eine Wärmflasche an die Füße legen. Maximal 4 Min. liegen lassen – oder auch kürzer, wenn das Brennen unerträglich wird. Anschließend die Haut mit Olivenöl einreiben. Höchstens 1-mal pro Tag und 3-mal pro Woche.
Allgemeine Behandlungsmaßnahmen
Ansteigende Fußbäder, warme Sitzbäder, warme Auflagen (z.B. mit Ackerschachtelhalmtee), basenbildende Nahrungsmittel, Enzyme wie Bromelain aus der Ananas (wirken antiphlogistisch). Ein Ackerschachtelhalm-Bad ist hilfreich bei Harnwegsinfektionen, Reizblase sowie chronischer Prostatitis. Ackerschachtelhalm festigt das Bindegewebe, wirkt antiphlogistisch und krampflösend.
Behandlungsempfehlung
Ackerschachtelhalm-Bad
100 g getrocknetes Ackerschachtelhalmkraut mit 5 l Wasser übergießen, über Nacht einweichen lassen, vorsichtig aufkochen und etwa 30 Min. köcheln lassen (oder 150 ml Extrakt nehmen). In das eingelaufene Badewasser sieben. Bei 36–38° C für 10–15 Min. baden. Kann täglich wiederholt werden.
Behandlungsempfehlung
Bewährte Fertigarzneimittel
Monopräparate: Arcutvan Tbl. (Bärentraubenblätter), Cystinol akut (Bärentraubenblätter), Uvalysat-S-Bürger (Bärentraubenblätter).
Kombinationspräparate: Cystinol Lösung (Bärentraubenblätter, Goldrute), Granu-Fink Prosta forte (Kürbiskerne, Sägepalmfrüchte), Phytodolor (Goldrute, Zitterpappel, Eschenrinde), Solidagoren Tr. (Goldrute, Gänsefingerkraut, Ackerschachtelhalm), Renes/Equisetum comp. Amp. (Wala), Nephroselect (Ackerschachtelhalm, Kapuzinerkresse, Goldrute, Birkenblätter, Liebstöckelwurzel), Biofax classic (Birkenblätter, Hauhechel, Gartenbohnenhülsen), Nierentonikum Wala (Birkenblätter, Wacholderbeeren), Aqualibra (Hauhechel, Orthosiphon, Goldrute), Canephron N (Rosmarin, Liebstöckel, Tausendgüldenkraut).
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