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Pflanzenheilkunde

Zistrose (Cistus incanus, Cistus creticus)

Graubehaarte Zistrose, Kretische Zistrose – Zistrosengewächse

Abbildung 1. Zistrose (Pflanze mit Blüte und Blättern)
Abbildung 1. Zistrose, Pflanze mit Blüte und Blättern.

Geschichte

Schon in der Antike sollen die Hirten ihre Ziegen durch das Zistrosendickicht getrieben haben. Das Harz blieb dabei im Fell der Tiere hängen, anschließend wurden sie geschoren und die Ziegenhaare in Wasser ausgekocht. Das wertvolle Harz schwamm nach dem Erkalten auf der Wasseroberfläche. Heute verwendet man Besen mit langen Lederbändern, an denen das klebrige Harz hängen bleibt. Das wachsartige Produkt lässt sich abstreifen und zu Klumpen kneten und ist unter dem Namen Labdanum bekannt. Labdanum war schon im alten Ägypten ein begehrtes Ausgangsmaterial für Räucherwerk, Parfum und Seifen oder auch für Mittel gegen Infektionen. Es wird auch heute noch als ätherisches Öl aus Cistus ladanifer gewonnen.

Botanischer Steckbrief

Die Graubehaarte Zistrose (Cistus incanus) ist ein mediterraner Spezialist für karge und trockene Standorte: Dort, wo kaum Gras wächst, breitet sich die Pflanze in der mediterranen, immergrünen Gebüschformation, der Macchie oder Garrigue, aus.

Die buschige Zistrose wird bis zu 1,5 Meter hoch und hat ovale, (grau)grüne und oberseits eingesenkt fiedernervige Blätter. Als Schutz vor der Sonneneinwirkung und zum Schutz vor Verdunstung sind die Pflanzen behaart und ihre Blätter von einem klebrigen Harz überzogen. Bei Hitze liegt der aromatische Geruch dieses Harzes (Labdanum) über der Landschaft. Typisch für die Zistrose ist das zerknitterte Aussehen der frisch aufgeblühten rosa Blüten. Sie blühen von April bis Juni, jeweils nur für einige Stunden. Schon am nächsten Tag sprießen neue Blüten, sodass sich pro Pflanze unzählige Blüten entfalten. Die Pflanze liebt sonnenreiche Standorte und übersteht mit ihrem feuerfesten Wurzelwerk sogar Brände. Die Kälte mag sie nicht so sehr, doch unsere mittlerweile milden Winter übersteht sie an sonnenbeschienen Plätzen.

Als Arzneidroge verwendet werden dünne Zweige mit Blättern und Blüten (Cistus incani herba). Sie werden während der Blütezeit (April-Juni) gesammelt und geschnitten.

Signatur

An dem klebrigen Harz lässt sich erkennen, dass die Zistrose imstande ist, ihre Wunden selbst zu heilen.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Zistrosenblätter bzw. -kraut enthalten folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe:

  • hochpolymere Polyphenole wie Ellagitannine und andere Gerbstoffe, Protocatechusäure – enthält mehr antioxidative Polyphenole als Grüner Tee und Rotwein. Die Zistrose braucht die Polyphenole und Gerbstoffe zum Schutz vor dem intensiven Sonnenlicht
  • Flavonoide, z.B. Flavanole, Proanthocyanidine, Catechin, Gallocatechin, die als Antioxidantien wirksam sind
  • ätherische Öle, z.B. Carvacrol, Sesquiterpene
  • Harze (Labdanum)
  • Vitamin E

 Zistrosenblätter bzw. -kraut haben folgende Wirkungen:

  • antiviral: breite antivirale Aktivität gegen verschiedene Subtypen von Influenza-, Rhino- oder Adenoviren, es gibt keine Resistenzen. Dabei folgt der Wirkmechanismus einem physikalischen Vorgang: Die Viren werden durch die Zistrose am Andocken und damit am Eindringen in die Wirtszelle und ihrer Vermehrung gehindert. So wirkt sie gegen die verschiedensten Viren und andere Mikroorganismen:
  • antibakteriell: gegen Bacillus, Staphyllococcus, E. coli, Pseudomonas, Helicobacter
  • pilzhemmend: bei Candida und Aspergillus
  • antioxidativ (zellschützend)
  • entzündungshemmend
  • schleimlösend
  • anregend
  • tonisierend

Anwendungsgebiete/Indikationen

Zubereitungen aus Zistrose werden bei folgenden Indikationen eingesetzt:

  • Atemwegsinfekte, grippale Infekte:
    • virale und bakterielle Atemwegsinfekte; die Influenzaviren replizieren sich beim Menschen im Atemtrakt
    • Vorbeugung und Behandlung grippaler Infekte – war wirksam bei Vogel- und Schweinegrippe – und ist es sicher auch bei COVID-19
    • Erkältungskrankheiten
  • Verdauungstrakt:
    • Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum, Halsschmerzen, Mandelentzündung, Heiserkeit
    • Magen-Darm-Erkrankungen (u.a. Helicobacter pylori), Durchfall
  • entzündliche Hauterkrankungen, Akne, Neurodermitis
  • Pilzinfektionen
  • Darmsanierung, Schwermetallausleitung im Darm

Fallbeispiel

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Als die Tochter von Frau M. in die Kita kam, war sie immer mal wieder erkältet und steckte damit ihre Mama an. Diese war das ganze Jahr über mehr oder weniger erkältet. Seitdem Frau M. den Tee täglich trinkt, hat sie keine neue Infektion mehr gehabt und ist auch gut und ohne sich anzustecken, durch den Winter gekommen.

Merke

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Eine Studie der Charité Berlin von 2007 konnte bei Entzündungen der Atemwege eine signifikante Verbesserung der Symptome und eine Abnahme des Entzündungsmarkers CRP nachweisen.

Indikationen nach HMPC

Das HMPC hat eine Monografie „Zistrosenblätter“ in Arbeit. Zistrosenkraut (Cistus incani herba) wurde als traditionelles Arzneimittel eingestuft mit der Indikation zur Linderung von Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum.

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

Die Zistrose hat in ihrer Heimat am Mittelmeer eine lange Anwendungstradition als Heilpflanze und wird vor allem für ihre Wirkung gegen Infektionen aller Art geschätzt. Dort werden Zistrosenblätter und Zistrosenkraut von alters her angewendet bei Erkältungskrankheiten und Durchfall und äußerlich bei Hautekzemen. Auch der Sud aus der Zistrose hat eine lange Tradition als adstringierendes und antibiotisches Mittel gegen Haut- und Schleimhauterkrankungen.

Prävention

Die Zistrose blockiert Viren und Bakterien rechtzeitig, sodass sich die Erreger nicht vermehren können und die Krankheit gar nicht erst ausbricht. Durch ihre vielfältigen Wirkungen kann die Zistrose auch zur Prävention eingesetzt werden bei Alterserkrankungen, z.B. Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Karies- und Parodontoseprophylaxe und -behandlung und als Anti-Aging-Mittel.

Merke

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Übrigens macht ein Extrakt aus den Blättern von Schwarzen Johannisbeeren die Viren nach dem gleichen Prinzip unschädlich

Wirkung auf die Psyche

Die Zistrose wächst in glühender Sonne und mit wenig Wasser zu ausgesprochener Schönheit heran. Sie zeigt, wie es geht, mit knappen Ressourcen weise umzugehen und dabei noch wunderschön zu blühen und zu duften. Sie setzt Grenzen und wehrt sich gegen jede Art von Schädlingen. Und selbst nach einem Feuer, in dem alle oberirdischen Teile verbrannt sind, treibt sie aus ihrem feuerfesten Wurzelstock wieder aus und beginnt von Neuem. Diese Fähigkeit, nie aufzugeben, überträgt sie auf den Menschen.

Dosis/Dosierung

Tagesdosis 3–6 g Droge.

Darreichungsformen und Zubereitungen

Behandlungsempfehlung

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Zistrosen-Tinktur

Blätter und dünne Zweige ernten, in etwa 1 cm lange Stückchen schneiden und ein gut verschließbares Glasgefäß etwa zu ¾ locker damit füllen. Mit Alkohol übergießen, bis das Kraut sehr gut bedeckt ist. Glas zuschrauben und etwa 4 Wochen lang hell und zimmerwarm stehen lassen. Regelmäßig umschütten, damit sich die Wirkstoffe gut verteilen können, dann abfiltrieren und in kleine Arzneifläschchen abfüllen. Zur Vorbeugung 3-mal 5 Tr. pro Tag. Für die äußerliche Anwendung 20 Tr. auf 250 ml Wasser geben, für Umschläge und Wickel bei Hautproblemen.

Zistrosen-Tee

2–3 EL getrocknetes Kraut mit 1 L kochendem Wasser übergießen und je nach Geschmack 2–5 Min. ziehen lassen. Über den Tag verteilt trinken. Hilft zur Vorbeugung und Behandlung von Infektionen, bei Halsschmerzen, reinigt den Darm und hilft bei Hautproblemen (in doppelter Konzentration).

Tee aus Zistrose und Süßholz

Zistrosenkraut 20 g, Süßholz geschnitten 10 g. Gut vermischen. 1 TL mit 250 ml kochendem Wasser aufgießen, 5 Min. ziehen lassen. 3-mal täglich 1 Tasse.

Sehr effektiv ist die Kombination mit Süßholz (Glycyrrhiza glabra). Beide Pflanzen scheinen synergistisch zu wirken. Süßholz wirkt ebenfalls antiviral und hat hohe antioxidative Fähigkeiten. Es aktiviert die menschlichen Lymphozyten und gilt als Immunstimulator. Und es verhindert, so wie die Zistrose, das Eindringen der Viren in die Zelle. Außerdem fanden Wiener Forscher heraus, dass eine Behandlung mit Glycyrrhizin (dem süß schmeckenden Faktor im Süßholz) die Zahl der mit dem Influenza-A-Virus infizierten menschlichen Lungenzellen deutlich (um 90%) reduziert. Die Kombination der beiden Heilpflanzen bieten sowohl einen Schutz vor Infektionen als auch einen milderen Verlauf der Infektion.

Behandlungsempfehlung

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Bewährte Fertigarzneimittel

  • Monopräparate: Cystus 052 (Bio Halspastillen, Sud, Tabletten, als Nahrungsergänzungsmittel)
  • Kombinationspräparat: Cystus 052® Bio Halspastillen Süßholz

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

Es sind keine bekannt.