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Pflanzenheilkunde

Curcuma, Gelbwurz (Curcuma longa, Curcuma xanthorrhizza)

 

Abbildung 1. Curcuma xanthorrhizza
Abbildung 1. Curcuma xanthorrhizza

Curcuma longa (Heimat Indien) eher Gewürz – Ingwergewächs; Curcuma xanthorrhizza (Heimat Indonesien), eher Arznei – Ingwergewächs

Geschichte

Im Ayurveda wird Kurkuma seit 4000 Jahren geschätzt sowohl als Gewürz in der indischen Küche als auch als medizinisches Heilmittel. Die Gelbwurz ist außerdem ein natürlicher Farbstoff für Lebensmittel und gibt als Färbemittel Leder, Holz, Stoffen und den Gewändern der buddhistischen Mönche die charakteristisch kräftige gelbe Farbe. Im 12. Jahrhundert kam sie als Indischer Safran auch nach Mitteleuropa und ersetzte dort den viel teureren echten Safran (Crocus sativus). Darauf bezieht sich wahrscheinlich auch die indische Herkunft des Namens, Kunkuman heißt dort der Safran.

Botanischer Steckbrief

Curcuma-Pflanzen lieben heißes und feuchtes Klima und eine gute Wasserversorgung. Aus einer Wurzelknolle entspringen die Blätter, die spiralig angeordnet sind. Bei Curcuma longa können sie bis zu 120 cm lang werden, haben einen langen Stiel und auffällige, fast parallele Blattnerven. Aus ihrer Mitte entspringt ein Stängel mit einem langen gelben Blütenstand, der bis zu 25 cm hoch wird und in Bodennähe bleibt. Es ist eine rüschig aussehende Blütenähre mit gelben Blütenblättern, die an der Spitze rosa gefärbt sein können. Die indonesische Curcuma xanthorrhiza ist als Pflanze etwas größer als ihre indische Verwandte und schmückt sich mit purpurroten Blüten.

Die frische Wurzel beider Arten ähnelt von außen einer Ingwerknolle, von innen sind sie intensiv gelb-orange gefärbt, was ihr den Namen Gelbwurz gab. Diese gelbe Farbe ist Hauptbestandteil des Currypulvers und verleiht den Speisen neben der aromatischen Bitterkeit auch die gelbe Farbe.

Als Arzneidroge eingesetzt werden die Wurzelknollen

Signatur

Das Gelb der Wurzel stellt einen eindeutigen Bezug zur Wirkung auf Leber und Galle her. Von der Wurzel her scheint diese Pflanze diesen Organen und der Verdauung helfen zu wollen, denn eine gesunde Leber ist die Wurzel unserer menschlichen Gesundheit. Xanthorrhiza bedeutet = gelbe Wurzel. Geerntet werden die Wurzeln am Ende der Vegetationsperiode meist von Februar bis April. Sie werden nach der Reinigung 5–10 Min. gekocht, damit sie nicht während des Trocknungsprozesses neu austreiben. Dabei verkleistert die Stärke und der austretende Farbstoff färbt die ganze Wurzel leuchtend gelb.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Die Gelbwurz (C. longa) enthält folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe:

  • 3–5% Curcuminoide, u.a. das entzündungshemmend wirkende Curcumin
  • 2–7% ätherisches Öl (v.a. Sesquiterpene wie alpha- und beta-Tumeron, Curcumen, Zingiberen)
  • Polysaccharide, z.B. Arabinogalactane, die immunologisch aktiv sind
  • Kaffeesäure- und -derivate
  • Turmerin – ein antioxidativ wirkendes Peptid
  • 30–40% Stärke

Die Javanische Gelbwurz (C. xanthorrhiza) enthält folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe:

  • ätherisches Öl (bis zu 12%), ebenfalls vorwiegend Sesquiterpene, darunter 30% Zingiberen, 20% spezifisches Xanthorrhizol und über 50 (!) weitere identifizierte Komponenten
  • mindestens 1% Curcuminoide
  • 30–40% Stärke

Das ätherische Öl und die Curcuminoide von C. xanthorrhiza wirken choleretisch und etwas mehr cholekinetisch als C. longa. Zudem hat es entzündungshemmende (hemmt u.a. die Leukotrienbildung), antioxidative und leberschützende Eigenschaften. Die Wirkungen der beiden Gelbwurzarten unterscheiden sich nicht sehr stark. Wenn die Betonung der Wirkung auf die Galle erwünscht ist, wird C. xanthorrhiza eingesetzt.

Die Gelbwurz (C. longa) hat folgende Wirkungen:

  • Verdauungstrakt:
    • fördert die Magensaftsekretion
    • wirkt cholagog, cholekinetisch
    • fördert Sekretion von Verdauungsenzymen
    • schützt vor Magengeschwüren
    • schützt und unterstützt die Leber
  • antiphlogistisch
  • antioxidativ
  • hemmt die Tumorprogression
  • antimikrobiell: antibakteriell, antiviral, fungistatisch, insektizid
  • kann Arteriosklerose vorbeugen

Es gibt zahlreiche Hinweise von Laborversuchen, dass Curcumin möglicherweise gegen verschiedene Krebserkrankungen wirksam sein könnte, allerdings fehlen weitere wissenschaftliche Daten.

Anwendungsgebiete/Indikationen

Zubereitungen der Gelbwurz werden eingesetzt bei folgenden Beschwerden des Verdauungstrakts:

  • dyspeptische Beschwerden – durch die Einflussnahme auf Leber und Galle wird v.a. die Fettverdauung gefördert
  • Magen-Darm-Infekte, z.B. Gastritis durch Helicobacter pylori
  • Reizdarm, Durchfall, entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
  • Postcholezystektomiesyndrom
  • Unterstützung und Schutz der Leber (Hepatoprotektiva)
  • rheumatoide Arthritis

Indikationen nach Monografien

Curcuma xanthorrhiza erhielt eine Positivmonografie der Kommission E und der WHO. Curcuma longa bekam außerdem eine Positivmonografien der ESCOP und HMPC. Unter allen Anwendungen hat die Kommission E für beide Curcuma-Arten lediglich die verdauungsfördernde Wirkung bei Dyspepsie anerkannt. Die ESCOP führt die symptomatische Behandlung leichter Verdauungsbeschwerden und leichter Leber-Galle-Beschwerden als Einsatzgebiet an. Das HMPC stuft Curcumawurzelstock und Javanische Gelbwurz als traditionelle pflanzliche Arzneimittel ein. Erzielt werden soll eine Erhöhung des Gallenflusses, um die Symptome einer Verdauungsstörung (Völlegefühl, Blähungen, verlangsamte Verdauung) zu lindern. Die WHO fügt ergänzend Ulkuserkrankungen und rheumatoide Arthritis als Anwendungsgebiete hinzu.

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

In der Volksheilkunde Ostasiens wird die Gelbwurz bei den unterschiedlichsten Beschwerden eingesetzt. Zusätzlich zu den oben genannten kommen Zubereitungen bei folgenden Indikationen zur Anwendung:

  • Verdauungstrakt, Stoffwechsel
    • Appetitmangel, Förderung der Gallensekretion
    • Gallenerkrankungen (nicht bei Gallenverschluss), funktionelle Störungen des ableitenden Gallensystems, Prävention der Gallensteine
    • Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre
    • Mukoviszidose, verdauungsanregend
    • Prävention und adjuvante Behandlung von Diabetes mellitus und Folgeerkrankungen (Grauer Star)
  • Atemwegserkrankungen
  • Nieren- und Blasenentzündungen
  • Morbus Alzheimer (Vorbeugung)
  • Arteriosklerose (Vorbeugung), Hypercholesterinämie, Hypertension
  • Hauterkrankungen, Psoriasis
  • Krebsvorbeugung
  • Parasiten- und Wurmbefall
  • entzündliche Erkrankungen

 Beide Pflanzen werden intensiv auf ihre medizinischen Wirkungen hin erforscht.

Prävention

Kurkuma als Gewürz zu verwenden, ist weitaus mehr als eine präventive Maßnahme, insbesondere für ältere Menschen. Denn Kurkuma bringt eine gesunderhaltende Würze in die Nahrungsmittel. Kurkuma ist auch zur Langzeitbehandlung geeignet. In Indonesien wird oft statt Kaffee oder Tee jeden Tag eine Kurkuma-Zubereitung getrunken. Die „Goldene Milch“ besteht v.a. aus Kurkuma und Ingwer. Möglicherweise gibt es deswegen dort weniger Galle- und Lebererkrankungen als in Europa.

Wirkung auf die Psyche

„Müdigkeit ist der Schmerz der Leber“ ist ein alter berühmter Satz. Das ist ein Signal, dass die Leber Hilfe braucht. Wenn die Unterstützung von der Gelbwurz kommt und die Leber und wieder besser arbeiten kann, hellt sich die Stimmung auf, die Müdigkeit verschwindet und das Leben wird wieder leichter.

Dosis/Dosierung

Als mittlere Tagesdosis 1,5–3 g pulverisierter Wurzelstock von Curcuma longa und 2 g von C. xanthorrhiza. Die WHO gibt die Grenzwerte für Curcumin mit 0–3 mg/kg Körpergewicht an (für einen Erwachsenen von 60 kg: 180 mg/Tag).

Darreichungsformen und Zubereitungen

Man kann auch einen Tee zubereiten, wie es in Indonesien üblich ist. Dazu als Tagesdosis etwa 2 g fein geschnittener Curcumawurzelstock mit ca. 250 ml siedendem Wasser übergießen und nach 1–15 Min. abfiltrieren. 30 Min. vor den Mahlzeiten trinken.

Merke

Die entzündungshemmenden Curcuminoide werden vom Darm kaum aufgenommen und außerdem schnell verstoffwechselt. So werden die Konzentrationen, die im Reagenzglas wirksam sind, in menschlichen Geweben nicht erreicht. Dennoch ist auch bei niedriger Dosierung beim Menschen eine Wirksamkeit gegeben und das Ganze einen Versuch wert.

Behandlungsempfehlung

Bewährte Fertigarzneimittel

Curcuminoide sind schlecht wasserlöslich und die genannten Wirkungen wurden fast ausschließlich mit alkoholischen Extrakten erzielt. Aus diesem Grund sind standardisierte Fertigpräparate zu bevorzugen.

  • Monopräparate: Gelbwurz als Gewürzpulver Curcuma, Curcu-Truw Kps.
  • Kombinationspräparate: neurofelixir (+ Süßholz, Heidelbeere), Bilisan duo (+ Mariendistel)

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

  • Nebenwirkungen: Selten Magen-Darm-Beschwerden, Sodbrennen, Übelkeit, Durchfall.
  • Interaktionen: In Laboruntersuchungen und Tierversuchen hat sich gezeigt, dass Curcumin die Plättchenaggregation vermindert und die Blutungsneigung steigern kann. Bei Patienten, die blutverdünnende Medikamente einnehmen (wie Warfarin oder Heparin) sollte ein Arzt befragt werden. Auch bei der Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten, wie Ibuprofen und Aspirin, ist Vorsicht geboten.
  • Kontraindikationen: Überempfindlichkeit gegen Kurkuma, Verstopfung der Gallenwege. Bei Gallensteinen und in der Schwangerschaft ist es ratsam, Kurkuma erst nach ärztlicher Rücksprache anzuwenden.