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Pflanzenheilkunde

Rosmarin (Rosmarinus officinalis)

Lippenblütler (Lamiaceae)

Abbildung 1. Rosmarin, Pflanze mit Blüten und Blättern.
Abbildung 1. Rosmarin, Pflanze mit Blüten und Blättern.

Geschichte

Eines Tages entbrannte Apoll, der Sonnengott, in Liebe zu der Nymphe Leukothea. Um mit ihr allein zu sein, verwandelte er sich in die Gestalt ihrer Mutter und schickte ihre Mägde fort. Augenblicklich nahm er seine wahre Gestalt wieder an, gestand ihr seine Liebe und verführte sie. Ihr Vater erfuhr von diesem Rendezvous und zur Strafe begrub er Leukothea bei lebendigem Leib. Apoll konnte sie nicht wieder zum Leben erwecken, sondern lediglich in einen wunderbar duftenden Strauch, den Rosmarin, verwandeln, der aus ihrem Grab wuchs.

Schon vor Jahrtausenden flochten Ägypter und Griechen Sträuße aus Rosmarin als Sinnbild für Liebe und Treue und deren Unsterblichkeit. Rosmarin war der Liebesgöttin Aphrodite geweiht und galt als Aphrodisiakum – ein Aphrodisiakum aus der Küche.

Seefahrer, die mit ihren Booten das Mittelmeer durchquerten, erzählten oft, dass sie die Nähe des Festlandes schon riechen konnten, bevor es in Sichtweite kam: Der Wind hatte ihnen den Duft des Rosmarins entgegen getragen.

Damals gaben Kräuterkundige alten Menschen noch den Rat, über ihre geschlossenen Augen mit einem Rosmarinzweig zu streichen, damit sich ihr Sehvermögen besserte.

Botanischer Steckbrief

Rosmarin ist immergrün. Der Halbstrauch ist im Mittelmeergebiet zu Hause und kann bis zu 2 m hoch werden. Er riecht unverkennbar aromatisch und fühlt sich mittlerweile auch in unseren Breitengraden wohl.

Die schmalen Blätter sitzen direkt an den verzweigten Ästen, ihre Ränder sind charakteristisch nach unten eingerollt. Auf der Unterseite sitzen Spaltöffnungen, die den Wasserhaushalt im Blatt regeln. Wenn das Blatt ganz zusammengerollt ist, kann kein Wasser mehr verdunsten. So überstehen die Rosmarinbüsche die größte Hitze und Trockenheit. Die Oberseite des Blattes ist kräftig grün und glänzend, die Unterseite weißfilzig.

Vom frühen Frühjahr an, manchmal sogar schon im Februar, schmückt sich der Busch mit Blüten in blassblauer bis blassvioletter Farbe. Sie blühen in Scheinquirlen aus den Blattachseln heraus. Der Rosmarinstrauch blüht fast das ganze Jahr über, mindestens aber bis zum Oktober. Der Busch mag die frostigen Temperaturen des Winters nicht, kann aber doch unter einer Schneedecke einige Minusgrade aushalten.

Als Arzneidroge verwendet werden die Rosmarinblätter (Rosmarini folium). Die Blätter des Rosmarins sollten vor der Blüte geerntet werden. Dann ist der Wirkstoffgehalt am höchsten. Am besten wird der Wintervorrat schon im Mai angelegt. Auch Rosmarin sollte so schnell und schonend wie möglich getrocknet werden. Für den Gebrauch in der Küche oder auch für Bäder kann der Rosmarin das ganze Jahr über frisch geschnitten werden.

Abbildung 2. Blätter des Rosmarins.
Abbildung 2. Blätter des Rosmarins.

Signatur

„Ros marinus – Tautropfen des Meeres" heißt diese Pflanze, weil sie an den Mittelmeerküsten wächst und mithilfe des Meertaues trotz brennender Sonne und monatelanger Trockenheit gut gedeiht. Namen wie Weihrauchkraut, Hochzeitskraut oder Kranzenkraut erinnern daran, dass viele Jahrhunderte hindurch die Brautpaare mit einem Sträußchen aus Rosmarin geschmückt zur Trauung gingen. Er war das Sinnbild für ewig grünende Liebe und ein Symbol für Fruchtbarkeit. Auch bei Beerdigungen erinnert die immergrüne Pflanze an den ewigen Zyklus des Lebens.

Die schmalen Blätter sitzen direkt am Ast, richten ihre Spitze nach oben zum Himmel und tanken Sonne. Dabei kann es ihnen gar nicht zu heiß werden. Sie verwandeln diese Sonnenstrahlen in ihr eigenes Feuer, in ihren Duft und ihr ätherisches Öl. Selbst an kalten Wintertagen verschenken sie diesen Duft noch an neugierige Schnuppernasen. Dieses Feuer, diese Wärme bringen sie in Körper, Gedanken und Gefühle.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Rosmarin enthält folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe:

  • bis zu 2,5% ätherisches Öl mit den Hauptkomponenten Cineol, Campher, Borneol und alpha-Pinen.
  • Lamiazeen-Gerbstoffe mit Rosmarinsäure
  • Diterpenphenole (Carnosolsäure als Antioxidans)
  • Flavonoide (Nepetin und Nepitrin)
  • Triterpensäuren

 Rosmarin hat folgende Wirkungen:

  • Herz und Kreislauf:
    • positiv inotrop bei niedrigem Blutdruck und damit verbundener Kreislaufschwäche
    • steigert die Durchblutung des Herzens
    • wärmt kalte Hände und Füße
    • Blutarmut
    • beugt als starkes Antioxidans der Arteriosklerose vor
  • Nervensystem: stärkt das Gedächtnis und verbessert das Lernvermögen
  • Verdauungstrakt:
    • regt Galleproduktion und Gallefluss an (cholagog) und schützt die Leber
    • fördert Appetit und Verdauung, beseitigt Blähungen und Krämpfe
    • unterstützt die Tätigkeit des Magens und des Zwölffingerdarms
    • hemmt die Wirkung von Helicobacter pylori
  • schmerzlindernd, entzündungshemmend:
    • verbessert die lokale Durchblutung und lindert Schmerzen (hemmt die Prostaglandinsynthese)
    • hemmt Entzündungen und tötet Bakterien

Anwendungsgebiete/Indikationen

Zubereitungen aus Rosmarinblättern und Rosmarinöl kommen bei folgenden Indikationen zur Anwendung:

  • Herz-Kreislauf:
    • Hypotonie
    • postinfektiös bei labilem Kreislauf, Rekonvaleszenz
    • zur Unterstützung der Herz-Kreislauf-Funktion
  • Verdauungstrakt:
    • funktionelle Dyspepsie
    • Störungen der Galle- und Leberfunktion

Zubereitungen aus Rosmarinblättern und Rosmarinöl werden äußerlich eingesetzt als Einreibung bei Muskel- und Gelenkrheumatismus und zur Unterstützung der Hautdurchblutung

Indikationen nach Monografien

Rosmarin erhielt eine Positivmonografie von HMPC, ESCOP, WHO und Kommission E. Das HMPC hat Rosmarinblätter und Rosmarinöl als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Beide können äußerlich angewendet werden zur Unterstützung der Hautdurchblutung. Innerlich sind sie indiziert bei dyspeptischen Beschwerden und zur Linderung leichter krampfartiger Magen-Darm-Beschwerden. Und in Kombination mit anderen Stoffen (z.B. Campher, Menthol, Lavendel) zur Unterstützung der Herz-Kreislauffunktion. Die äußere Anwendung erfolgt entweder als Badezusatz oder als Einreibung bei leichten Muskel- und Gelenkschmerzen und bei Kreislaufbeschwerden.

Der ESCOP zufolge hilft Rosmarin bei Verdauungsbeschwerden, aktiviert Leber und Galle und löst Krämpfe im Magen-Darm-Trakt. Außerdem kann er äußerlich adjuvant angewendet werden bei rheumatischen Beschwerden und bei leichten Kreislaufstörungen. Er dient zur Förderung der Wundheilung und als mildes Antiseptikum. Heiße Rosmarinbäder sollten von Patienten mit großen offenen Wunden oder Hautverletzungen, Fieber oder akuten Entzündungen, schweren Kreislaufstörungen oder Bluthochdruck vermieden werden.

Auch die Kommission E nennt ähnliche Anwendungen bei dyspeptischen Beschwerden und äußerlich adjuvant bei rheumatischen Erkrankungen und bei Kreislaufbeschwerden.

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

Zubereitungen aus Rosmarinblättern werden zur inneren Anwendung eingesetzt bei folgenden Indikationen:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen:
    • koronaren Herzkrankheit (Schilcher)
    • niedriger Blutdruck, auch zu Beginn einer Schwangerschaft – hilft schneller und nachhaltiger auf die Beine als Kaffee
  • Verdauungstrakt, Stoffwechsel:
    • Appetitmangel, Verdauungsschwäche, Blähungen
    • erhöhte Blutzuckerwerte; dieses Anwendungsgebiet ist experimentell belegt und wird in der türkischen Volksheilkunde praktiziert
  • Erschöpfungszustände: Nimmt körperlich schwachen jungen Menschen, Rekonvaleszenten und Senioren das Herzklopfen und hilft ihnen zu entspannen
  • ZNS: schlechtes Gedächtnis und mangelnde Konzentration
  • Menstruationsstörungen: schwache Menstruation, fördert Durchblutung von Gebärmutter und Eierstöcken
  • Harnblase: beginnender Blasenentzündung (fördert die Durchblutung der Schleimhaut von innen)

Rosmarinöl wird zur äußeren Anwendung – als Salbe, Öl oder Bad – eingesetzt bei folgenden Indikationen:

  • Herzschmerzen
  • Sportverletzungen, Verstauchungen, Prellungen
  • müde Kopfhaut, belebt und pflegt Kopf und Haare
  • diabetische Wundheilungsstörungen oder Ekzeme als Umschlag zur besseren Wundheilung
  • Herpesviren
  • fungistatisch
  • Rosmarinbäder vor der Geburt

Fallbeispiel

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Mia R. litt schon länger unter einer leichten, immer wieder aufflackernden Blasenentzündung, die nie so richtig ausgeheilt war. Täglich trank sie 1,5 L Rosmarintee, der zu einer besseren Durchblutung der Blasenschleimhaut und des gesamten Beckenraums führte. Außerdem verhindert Rosmarin das Anheften der Bakterien an der Blasenwand, die Keime können besser ausgespült werden. Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen waren schnell verschwunden. Nach zwei Wochen war die Blasenentzündung ausgeheilt, sie trank den Tee noch eine weitere Woche und ist seitdem beschwerdefrei.

Anwendung in anderen Therapiebereichen

Die Homöopathie wendet Rosmarinus z.B. bei Schwindel mit Kollapsneigung und Mangel an Lebenswärme an (Boericke). Die Anwendung bei Verdauungsschwäche und Regelstörungenist ebenfalls bekannt.

Der Rosmarin ist in der Spagyrik der Sonne zugeordnet, wie auch das Herz und der Kreislauf. Solare Zubereitungen haben eine durchblutungsfördernde, herz- und kreislaufanregende sowie eine durchwärmende Wirkung. Diese Wirkung wird auch bei der Hypotonie genutzt.

Der Schwerpunkt von Rosmarinus officinalis in der Gemmotherapie ist die Leber und ihr Stoffwechsel. Rosmarin reinigt die Leber und hilft bei der Ausleitung, schützt sie und hilft bei der Regeneration. Wenn es der Leber gut geht, brennt das innere Feuer – die Müdigkeit weicht und die Lebensfreude steigt.

Wirkung auf die Psyche

Wer an einem Rosmarinzweig schnuppert, atmet unwillkürlich tiefer ein und saugt mit diesem Aroma reine Lebenskraft in seine Lungen. Mit seinem Duft vertreibt Rosmarin Traurigkeit, Mutlosigkeit, Sorgen und schlechte Träume. Er reinigt den Körper und die Aura von überflüssigen Gedanken und fördert Gehirnintegration, Konzentration und Lernfähigkeit. Der Druck im Kopf verschwindet, die Gedanken werden lebendiger, man fühlt sich wach und ist „voll da“.

Und er zeigt den Weg zum inneren Gleichgewicht – zu jenem Punkt, an dem man nach allen Turbulenzen immer wieder sich selbst liebevoll begegnet und das Geleistete schätzt. Das stärkt das Selbstbewusstsein und lässt das Selbstwertgefühl wachsen.

Rosmarin liebt und lebt den Augenblick und vermittelt die Fähigkeit, die Realität mit den Augen des Herzens und der Liebe zu sehen und zu erleben – das bringt Lebensfreude und als Folge davon: Erfolg. Rosmarin ist ein Freund oder eine Freundin in Pflanzengestalt.

Dosierungsempfehlungen

Die Tagesdosis bei innerer Anwendung beträgt 4–6 g Droge, bzw. 10–20 Tr. ätherisches Öl. 6–10 % ätherisches Rosmarinöl in halbfesten oder flüssigen Zubereitungen. Bei äußerer Anwendung reichen 50 g für ein Vollbad, 10 g für ein Fußbad. 

Darreichungsformen und Zubereitungen

Behandlungsempfehlung

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Teeausguss

1 TL Rosmarinblätter mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Min. zugedeckt ziehen lassen. Morgens und mittags 1 Tasse vor den Mahlzeiten.

Rosmarinöl – wohlige Wärme für verspannte Muskeln

In ein Weithalsglas einige Zweige Rosmarin geben und mit gutem Olivenöl übergießen (hier treffen sich zwei Sonnenspeicherpflanzen). Den Ansatz 4–6 Wochen in der Sonne stehen lassen, dann absieben und in handliche braune Flaschen füllen. Für Einreibung und Massagen – oder auch den Salat.

Rosmarinwein – bringt den Kreislauf in Schwung.

Einfacher geht es nicht: In eine Flasche eines guten trockenen Weißweines einen Zweig Rosmarin geben, die Flasche wieder verkorken und zehn Tage lang stehen lassen. Fertig. Nicht mehr als 1–2 Likörgläschen pro Tag trinken.

Vollbad und Fußbad

Dafür 50 g bzw. 10 g Droge mit 1 L heißem Wasser aufgießen, 30 Min. zugedeckt ziehen lassen, dann ins Badewasser sieben). Rosmarinbäder (nicht zu warm, 37–39°C sind ausreichend) wirken anregend, daher am besten nur vormittags anwenden (z.B. am Wochenende). Ein Rosmarinbad am Abend würde den Schlaf stören.

Behandlungsempfehlung

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Bewährte Fertigarzneimittel

  • Monopräparate: Schoenenberger naturreiner Heilpflanzensaft Rosmarin, Rosmarin Salbe 10% Weleda, Ceres Rosmarinus officinalis Urtinktur
  • Kombinationspräparate: Canephron N (+ Liebstöckel, Tausendgüldenkraut), Cor-Vel Truw Herzsalbe (+ Campher, Fichtennadelöl, Levomenthol), Doppelherz Energie Herz-Kreislauf-Tonikum (+Weißdornbeere, Baldrianwurzel, Melissenblätter), Dolo-Cyl Muskel- und Gelenköl Öl (+ Arnika-, Johanniskraut-, Eukalyptus-, Latschenkiefern-,Wacholderbeerenöl)

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

Es sind keine bekannt.