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Pflanzenheilkunde

Gefleckter Schierling (Conium maculatum)

Doldenblütler

Abbildung 1. Gefleckter Schierling, Stängel mit den typischen schwarzen Flecken.
Abbildung 1. Gefleckter Schierling, Stängel mit den typischen bräunlichen Flecken.

Geschichte

Der griechische Philosoph Sokrates musste 399 v. Chr. den Schierlingsbecher trinken, weil seine Gedanken der Obrigkeit missfielen. Sokrates schilderte die Symptome seiner Vergiftung bis zum letzten Atemzug. Sein Schüler Platon schrieb alles auf und überlieferte sie der Nachwelt. Im Altertum wurden viele Todesurteile mit dem Schierlingsbecher vollstreckt.

Dioskurides berichtet darüber, dass in der Antike die Blätter als schmerzstillender Umschlag oder Salben bei Krebsgeschwüren eingesetzt wurden.

Es gibt 2 Möglichkeiten für die Interpretation des botanischen Namens, zum einen könnte das Wort Conium von dem griechischen Wort kònos für Schwindel, Kreisel abstammen, zum anderen könnte es von kóne abgeleitet sein und Tötung bedeuten. Maculatum wiederum kennzeichnet den gefleckten Stiel. Und das Wort Schierling wurde aus dem althochdeutschen sceriling abgeleitet und bedeutet Mist. Damit könnte der Standort neben den Misthaufen des Dorfes gemeint sein, oder auch der arteigene Geruch diese Pflanze.

Botanischer Steckbrief

Merke

Die Pflanze ist tödlich giftig.

Die 2-jährige Pflanze wächst an Wegrändern, Schuttplätzen und im Gebüsch und kann bis zu 1,80 m hoch werden, sie riecht unangenehm nach Mäusedreck. Die kahlen und hohlen Stängel sind nach oben hin stark verästelt, blau bereift und besonders unten mit braunroten oder violetten Flecken oder Streifen.

Die Blätter sind 3-fach gefiedert und bilden optisch ein Dreieck. Die weißen Blüten erscheinen von Juni bis September, wachsen in zusammengesetzten Dolden mit bis zu 20 Strahlen. An ihrer Basis, wie auch an den einzelnen Döldchen, wachsen mehrere Hüllblättchen. Die Früchte sind eiförmig, an einer Seite platt und wellig gerippt.

Vorsicht

Vergiftungen können vorkommen durch Verwechslung mit ähnlich aussehenden Doldengewächsen, etwa dem sehr ähnlichen Wiesenkerbel oder der Petersilie. Der starke unangenehme Geruch (nach Mäuseurin), die geteilten Blätter und die rötlichen Flecken der bereiften Sprosse sind jedoch ein klares Unterscheidungsmerkmal. Wer dennoch aus Versehen ein Blatt in den Mund nimmt, wird es sofort wieder ausspucken, denn es brennt richtig heftig auf der Zunge und ist ein eindeutiges Warnsignal.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Schierling hat folgende wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe: Die verschiedenen im Schierling enthaltenen Alkaloide (Coniine) sind Nervengifte und machen ihn zu einer tödlich giftigen Pflanze. Das Gift kann bereits über die unverletzte Haut aufgenommen werden.

Die ersten Zeichen einer Vergiftung sind ein Schwerwerden der Augenlider mit gleichzeitig erweiterten Pupillen, Brennen in Hals und Rachen, Speichelfluss und Übelkeit. Danach macht sich die Lähmung an den Füßen bemerkbar, von unten nach oben werden die Extremitäten und Organe nach und nach taub, während der Kopf bis zuletzt klar bleibt. Der Tod tritt bei vollem Bewusstsein durch Lähmung der Brustkorbmuskulatur und Atemstillstand ein.

Indikationen nach Monografien

Für Schierling wurden keine Monografien der verschiedenen Kommissionen erstellt.

Anwendung in anderen Therapiebereichen

In der Homöopathie sind Conium-Potenzen eine wertvolle Hilfe bei Schwindelanfällen, Neuralgien, Lähmungen, Drüsenerkrankungen, Tumoren und Verstimmungszuständen.