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Pflanzenheilkunde

Eiche (Quercus robur)

Quercus robur (Stiel- oder Sommereiche), Quercus petraea (Trauben- oder Wintereiche), Quercus pubeszens (Flaumeiche), Buchengewächse

Abbildung 1. Eiche (Stamm mit Rinde)
Abbildung 1. Eiche mit Stamm mit Rinde, Ästen und Blättern.

Geschichte

Die Eiche ist seit frühesten Zeiten tief im menschlichen Bewusstsein und Brauchtum verwurzelt. Göttinnen und Götter haben in ihr gewohnt und wurden in einem Eichenhain verehrt. Für die Kelten war sie der heiligste Baum. Ihre Könige hielten unter der Eiche Rat – und es heißt, dass die runde Tafel, um die König Artus seine Ritter versammelte, aus dem Stamm einer einzigen Eiche geschnitten war. Die geistigen Führer der Kelten waren die „Eichenkundigen“, die Druiden. 14 lange Jahre mussten sie in Eichenhainen lernen und meditieren, ehe sie ihr Amt antraten.

Germanische Gerichte und Beratungen – die Thing-Versammlungen – fanden unter altehrwürdigen Eichen statt, meist zu Neumond oder Vollmond. Dieser Platz verband die Menschen mit dem Rat der Götter. Alles, was unter der Eiche entschieden wurde, war rechtskräftig. Wurden Meineide gesprochen, trug die Eiche keine Eicheln mehr.

In Griechenland war die Eiche dem Götterkönig Zeus geweiht. Unter der Eiche von Dodona im Norden des Landes saßen drei Priesterinnen, die im Rauschen der Eichen die göttliche Stimme vernahmen. „An den Eicheln des Zeus“ teilgenommen zu haben, wurde zu einer allgemeinen Redewendung für das Erlangen von Kenntnis und Weisheit.

Für die Römer war die Eiche der Baum Jupiters. Auch er ist als Gewittergott zuständig für gute Ernten und Fruchtbarkeit – und als mächtiger Zecher ist er Schutzherr der berauschenden Getränke. Wundert es da noch, dass Most, Wein, Whiskey und Kognak am besten in Eichenfässern reifen und dass diese Flaschen mit der Rinde der Korkeiche verstöpselt werden?

Was für die Griechen ein Olivenkranz, für die Römer der Lorbeerkranz, war für die Deutschen der Kranz aus Eichenlaub. Uniformen werden mit silbernen Eichenblättern bestickt, Spielkarten damit gestaltet, auch auf den Rückseiten unserer kleinen kupfernen Centmünzen bleiben sie erhalten.

Botanischer Steckbrief

Prachtexemplare der Eichen werden bis zu 45 Meter hoch und über 1000 Jahre alt. Die Blätter sind auf der Oberseite dunkelgrün, glatt und unverkennbar gebuchtet, die Unterseite ist etwas heller.

  • Bei der Stieleiche (Quercus robur) haben die Eicheln lange Stiele und die Blätter sitzen stiellos direkt am Ast. Robur leitet sich ab vom Lateinischen rubor für rot und spricht die dunklere Färbung des harten Kernholzes an. Unser Wort robust steckt auch darin. Bei der Traubeneiche ist es umgekehrt, die Eicheln sitzen ohne Stiel direkt am Ast und die Blätter haben kurze Stiele.
    Abbildung 2. Stieleiche mit Blättern und Früchten
    Abbildung 2. Stieleiche mit Blättern und Früchten
  • Trauben- oder Wintereiche (Quercus petraea) – Petraea kommt aus dem Griechischen und spricht von der Eiche, die gerne auf Felsen wächst = petraios.
  • Die Flaumeiche, Quercus pubescens, wächst vorwiegend in Südeuropa trägt an den jungen Zweigen und Blättern eine zarte Behaarung = pubescens.

Von allen drei Arten wird die Rinde der jungen Zweige im Frühjahr kurz vor und während der Blütezeit geschält und als Droge verwendet (Quercus cortex). Und das Wort Quercus stammt aus dem Keltischen und bedeutet so viel wie Schöner Baum.

Die Rinde junger Eichen ist noch glatt und glänzt leicht grünlich. Mit den Jahren entwickelt sich daraus dunkelbraune bis graue Borke mit tiefen, charakteristischen Furchen. Erst, wenn die Eichen etwa 60 Jahre alt sind, blühen sie zum ersten Mal. Im Frühjahr bilden sie männliche, hängende Kätzchen und unscheinbare weibliche Blüten in lang gestielten Ähren (Q. robur). Daraus entstehen im Herbst die Nussfrüchte, die Eicheln.

Schwarze Eichengallwespen stechen die Unterseite der Eichenblätter an und legen darin ihre Eier ab. Daraus schlüpfen die Larven und sondern einen Saft aus, der das Eichenblatt anregt, eine kugelige Galle zu bilden. In diesem Kugelhaus wächst die Brut heran. Galläpfel sind anfangs grün, später verfärben sie sich gelblich oder rötlich. Sie bestehen zu mehr als 60% aus Gerbstoffen und waren Basis für Tinten, zum Färben und zum Gerben.

Signatur

Jede Eiche ist ein knorriges, faszinierendes Individuum, das sich viele Jahre Zeit gelassen hat, um zu wachsen und zu lernen. Die raue Rinde zeigt ihre Widerstandskraft, die sie ausstrahlt und gerne an Mensch und Tier weiter gibt. Schon die Nähe einer Eiche, Spaziergänge durch einen Eichenwald oder das Anlehnen an ihren Stamm stärken den Menschen von innen und außen. Manchmal beruhigt sich sogar eine übererregte Haut. Besonders wertvoll ist der Aufenthalt unter der Eiche in der Rekonvaleszenz, wenn die Schwäche nicht weichen will. Der Reichskanzler Otto von Bismarck (1815–1898) soll immer dann, wenn er sich von den Regierungsgeschäften erholen musste, zu einer Eiche gegangen sein und sich mit dem Rücken an ihren Stamm gelehnt haben. Auftanken und regenerieren ist angesagt unter einer Eiche.

Die Eichen lassen ihr altes Laub erst los, wenn im nächsten Frühjahr in den jungen Knospen das Leben zu spüren ist und sie zu wachsen beginnen. Der Übergang ist fast nahtlos. Der herbe und stark zusammenziehende Geschmack selbst der jungen Blätter unterstreicht die bewahrenden und beschützenden Qualitäten dieses Baumes: Er gibt Acht, dass nirgendwo unnötig Flüssigkeit verloren geht. Die Eiche selbst kann auch gut mit Trockenheit umgehen.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Eichenrinde enthält als wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe:

  • 10–20% Gerbstoffe, davon 55% Catechingerbstoffe (kondensierte Gerbstoffe), hydrolysierbare Gerbstoffe (Ellagtannine) u.a. Tannine
  • Flavonoide, z.B. Quercetin
  • Triterpene, z.B. beta-Sitosterol in Spuren

 Diese Kombination hat auf den Körper folgende Wirkungen:

  • adstringierend (zusammenziehend)
  • juckreizstillend
  • entzündungshemmend (Quercetin-Derivate)
  • antiseptisch, antiviral, antibakteriell
  • klärend auf die Lymphe
  • hemmend auf die Kapillarpermeabilität
  • antioxidativ

Anwendungsgebiete/Indikationen

Eichenrinde wird innerlich angewendet bei folgenden Indikationen:

  • unspezifische akute Durchfallerkrankungen
  • Dysbiose, Candidabelastungen
  • Mastdarmfisteln

 Äußerlich wird eine Abkochung von Eichenrinde bei folgenden Beschwerden eingesetzt:

  • Hauterkrankungen:
    • nässende Dermatosen, alten oder schlecht heilenden Wunden und Brandwunden (als Umschläge, Packungen)
    • Unterschenkelgeschwüren, Frostbeulen, Schweißfüße (als Bäder und Kompressen)
  • Hämorrhoiden, Analfissuren (als Bäder und Kompressen)
  • Entzündungen von Mundschleimhaut und Zahnfleisch, Hals - und Drüsenschwellungen (als Gurgellösung)

Fallbeispiel

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Die Hämorrhoiden von Clara P. hatten sich nach der Geburt ihres 1. Kindes nicht zurückgebildet und waren sehr schmerzhaft. Sie machte jeden 2. Tag ein Sitzbad in Eichenrindenabsud und rieb anschließend den After mit Hamamelissalbe ein. Die Beschwerden besserten sich schnell und bestanden nach 3 Wochen nicht mehr.

Indikationen nach Monografien

Das HMPC hat Eichenrinde als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Eichenrinde kann innerlich zur symptomatischen Behandlung leichter Durchfälle, äußerlich bei leichten Entzündungen der Haut und Schleimhaut angewendet werden. Eichenrinde dient auch zur Linderung von Jucken und Brennen bei Hämorrhoiden.

Die Kommission E nennt ähnliche Indikationen und ergänzt leichte Entzündungen im Mund- und Rachenbereich sowie im Genital- und Analbereich.

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

In der Volksheilkunde wurde schon immer die Wirkung gerbstoffreichen Eichenrinde genutzt. Der Tee kam bei Magen-Darm-Problemen, Durchfall und Blutungen zur Anwendung. Die adstringierenden, wundheilenden und austrocknenden Wirkungen dienten zur Abtötung jeder Art von Keimen, z.B. bei der Wundheilung, sie halfen sowohl bei Verbrennungen als auch bei Frostbeulen, bei Hämorrhoiden und Zahnfleischbeschwerden wie Parodontose.

Anwendung in anderen Therapiebereichen

In der Homöopathie ist Quercus robur die Urtinktur aus der Rinde junger Zweige und aus Eicheln. Potenzierungen daraus finden Anwendung bei chronischen Leber- und Milzschwellung von Alkoholikern. Die Applikation löst gleichzeitig einen Widerwillen gegen Alkohol aus.

Die Bachblütenessenz aus den Eichenblüten Oak ist für den tapferen Kämpfer, der niemals aufgibt und lernen muss, mit den eigenen Kräften hauszuhalten.

In der Gemmotherapie sind die jungen Knospen der Stieleiche pure Kraftpakete für Schwächezustände, egal ob sie sich auf körperlicher oder psychischer Ebene zeigen.

In der Spagyrik ist Ouercus ein traditionelles Allroundmittel bei chronischen Entzündungen des Verdauungstraktes.

Wirkung auf die Psyche

Beständigkeit, Lebenskraft und Ausdauer sind Qualitäten der Eiche. Wenn diese verloren gegangen sind, hilft die Eiche beim Auftanken, Wiederaufbau und bei der Regeneration. Sie bringt uns in Berührung mit unserer inneren Quelle und unserer schöpferischen Urkraft. Sie hilft dabei, den natürlichen Lebensfluss zu akzeptieren und lehrt uns das Anfangen, Handeln und Zupacken. Dazu gehört auch der kreative Umgang mit den eigenen Kräften sowie die Fähigkeit, im richtigen Moment eine Pause einzulegen, um das Geschaffte wirken zu lassen. Jederzeit setzt die Eiche ganz klare Grenzen. Der Geist der Eiche trägt uns in unsere volle Blüte – und gemeinsam wertschätzen wir jeden Tag.

Dosis/Dosierung

Tagesdosis für Erwachsene bei innerer Anwendung 3g.

Darreichungsformen und Zubereitungen

Behandlungsempfehlung

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Eichenrindentee

1–2 EL Eichenrinde mit ½ L Wasser kalt ansetzen, aufkochen, 10 Min. kochen lassen. Warm oder kalt trinken. Der Tee eignet sich auch zum Gurgeln und Mundspülen, er festigt das Zahnfleisch bei Zahnfleischentzündungen und Parodontose.

Absud für Sitzbäder

20 g getrocknete Eichenrinde (oder 40 g junge, zerkleinerte Zweige) mit 2 L Wasser aufkochen und 20 Min. weiter köcheln lassen. Absieben und dem Fuß- oder Sitzbad hinzugeben. Sitzbäder in Eichenrindenabsud helfen bei all den Problemen, über die keiner so gerne spricht: bei Hämorrhoiden, nässenden Analekzemen, Fissuren am After, Scheidenekzeme mit Ausfluss, Herpeserkrankungen, Hautpilz und Gebärmutterentzündungen.

Fußbad bei Schweißfüßen oder Frostbeulen

1 EL Eichenrinde mit 250 ml Wasser etwa 20 Min. lang kochen, absieben und dem Fußbad hinzufügen. Nach 10–15 Min. die Füße in ein dunkelfarbiges Handtuch (die hellen könnten dunkle Flecken davontragen) einhüllen und einige Zeit nachwirken lassen. Jeden 2. Abend die Füße darin baden.

Umschläge und Waschungen zur Hautpflege

1–2 EL Eichenrinde mit 1 l Wasser kalt ansetzen, aufkochen und nach 10 Min. absieben. Mehrmals täglich Umschläge bei Hautausschlägen, Neurodermitis oder nässenden Entzündungen anwenden zur Beruhigung der Haut.

Merke

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Eichenrinde soll wegen der Gerbstoffe nicht täglich angewendet werden, sondern etwa 3- bis 4-mal pro Woche, damit Haut und Schleimhaut nicht in ihrer normalen Funktion beeinträchtigt sind.

Behandlungsempfehlung

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Bewährte Fertigarzneimittel

  • Monopräparate: Eichenrindenextrakt flüssig, Eichenrinden Urtinktur DHU, Weleda Quercus Cortex 5% Salbe
  • Kombinationspräparate: Imupret Tr., Drg (+ Kamille, Eibisch, Schachtelhalm, Schafgarbe, Walnuss, Löwenzahn), Menodoron/Weleda (+ Hirtentäschel, Majoran, Schafgarbe, Brennnessel)

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

  • Nebenwirkungen: Es sind keine bekannt.
  • Interaktionen: Bei äußerer Anwendung sind keine bekannt, bei innerer Anwendung von Eichenrinde kann die Resorption von gleichzeitig verabreichten Medikamenten verzögert sein. Eichenrinde sollte deshalb im Abstand von mindestens 1 Stunde (vor- oder nachher) eingenommen werden.
  • Kontraindikationen: Bei Fieber oder großflächigen Hautverletzungen kein Bad in Eichenrindenextrakt vornehmen.