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Pflanzenheilkunde

Echter Eibisch (Althea officinalis)

Malvengewächse

Abbildung 1. Echter Eibische mit Stängel, Blättern und Blüten.
Abbildung 1. Echter Eibische mit Stängel, Blättern und Blüten.

Geschichte

Der Name Althea leitet sich ab von dem griechischen Wort für heilen, fördern. Und das Wort officinalis verweist darauf, dass diese Heilpflanze schon in alten Zeiten in der Offizin einer Apotheke zu Arznei verarbeitet wurde. Der Eibisch stammt ursprünglich aus Süd-Europa und wurde bereits von den Griechen als Arzneimittel genutzt. Die Blätter sind so weich behaart, dass Hippokrates sie „Schmuseblätter“ nannte. Die Priesterinnen des Apollon in Rom sollen sich mit Eibischsalbe die Fußsohlen eingerieben haben, ehe sie zu Ehren des Gottes über glühende Kohlen liefen. Benediktinermönche brachten den Eibisch über die Alpen nach Norden. Karl der Große befahl in seiner Landgüterverordnung den Anbau von Eibisch, „damit er ausgiebig gegen Krankheiten der oberen Luftwege genutzt werde.“ Hildegard von Bingen verschrieb ihn gegen Fieber, Husten, Verschleimung der Atemwege und gegen Kopfschmerzen.

Der Eibisch wurde von vielen Völkern als linderndes und erweichendes Mittel benutzt, denn seine Wirkstoffe können jene Gewebe wieder erweichen, die durch Infektionen geschwollen und verhärtet sind.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Eibischwurzeln mit Zucker versetzt und zu Leckereien verarbeitet, im englischsprachigen Bereich Marshmellows genannt. Die Marschmalve hatte ihren Namen von ihrem bevorzugten Wuchsort, den flachen, feuchten und küstennahen Landstrichen. Im amerikanischen wurden daraus Marschmellows, die heute allerdings aus Zucker (75%), Eischnee, Geliermittel, Aroma- und Farbstoffen hergestellt werden.

Botanischer Steckbrief

Der Eibisch ist eine ausdauernde, samtig, silbrig behaarte Pflanze und wird 1,50 m hoch. Er liebt feuchte, auch salzhaltige Standorte an den Meeresküsten im wärmeren und östlichen Europa und Asien. Er ist selten in der freien Natur zu finden, hält sich aber in Gärten und Anlagen. Die von sanften Haaren überzogenen Blätter teilen sich in 3–5 Läppchen, sie sind länger als breit und unregelmäßig gezähnt. Die rosa-weißen Blüten haben 6–9 am Grund verwachsene Außenkelchblätter und sind nur etwa 2 cm lang. Sie blühen von Juli bis September.

Arzneilich verwendet werden die Wurzeln des Echten Eibisch (Altheae radix). 

Abbildung 2. Wurzel des Echten Eibischs
Abbildung 2. Wurzeln des Echten Eibischs

Signatur

Die weiche Behaarung der grünen Pflanzenteile lässt an das Flimmerepithel der Lunge denken und ist ein Zeichen für eine Hustenpflanze. Der in Blättern und Wurzel fühlbare Schleim deutet auf die schützende, besänftigende Wirkung hin.

Der Eibisch hat lange dicke Wurzeln, die sich dicht unter der Erdoberfläche ausbreiten. Sie sind von schleimiger Konsistenz und werden im späten Herbst geerntet, da sie dann die meisten Inhaltsstoffe (Altheae radix) enthalten. Sie sollen nicht gewaschen, nur gebürstet werden. Die (gekaufte) weiß aussehende Ware ist geschält, die graubraune ungeschält. Selbst gesammelte Wurzeln sollten relativ schnell getrocknet werden (z.B. im Backofen bei 40°) damit sie nicht schimmeln. Auch die Blätter (Altheae folium) werden verwendet.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Eibischwurzeln enthalten folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe:

  • 35% Schleimstoffe (wasserlösliche Mucopolysaccharide): Eibisch ist eine Schleimdroge und wirkt außerdem wie ein Schutzschild gegen eindringende Viren. Eibischwurzeln legen eine stabile Mucopolysaccharidschicht über die Schleimhäute und verbessern so die Barrierefunktion des Epithels.
  • ca. 38% Stärke
  • Zucker
  • Pektin (10%)

 Eibischwurzeln haben folgende Wirkungen:

  • Atemwege:
    • lindern Hustenreiz und stillen den Schmerz
    • lösen den Husten
    • erleichtern das Abhusten (hemmen die mukoziliäre Aktivität)
  • Infekte: hemmen Entzündungen, steigern die Phagozytose
  • fangen freie Radikale
  • beruhigen den Vagus

In Laborversuchen zeigen sich auch antimikrobielle Wirkungen, außerdem hypoglykämische Eigenschaften und ein immunstimulierender Effekt.

In den Blättern sind weniger Schleimstoffe (bis zu 10%), zusätzlich 0,2% ätherisches Öl und bis zu 2,6% Flavonoide enthalten.

Anwendungsgebiete/Indikationen

Eibisch wirkt sehr mild und ist gut verträglich. Die hohe Menge an Schleim in der Eibischwurzel schützt alle Schleimhäute im Körper und wird angewendet bei folgenden Indikationen:

  • Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum
  • trockener Reizhusten
  • grippale Infekte, besonders in der Anfangsphase (später produziert der Körper meist selber viel Sekret, dann helfen Pflanzen wie Efeu oder Thymian beim Abhusten)
  • empfindlicher, gereizter Magen
  • Darmentzündungen
  • Harnwegsentzündungen
  • Haut- und Schleimhautreizungen
  • Folgen von Bestrahlungen
  • Folgen von zu hohem Ozongehalt in der Sommerluft

 Die Blätter werden äußerlich angewendet bei folgenden Indikationen:

  • Furunkel und Karbunkel: als Bäder und erweichende Umschläge
  • Krampfadern, Nagelbettentzündungen: als Bäder
  • Reizungen der Mund- und Rachenschleimhaut und damit einhergehendem trockenem Reizhusten: zum Gurgeln und Spülen

Fallbeispiel

Einem jungen Schalterbeamten bei der Bundespost schlug der Stress seiner Arbeit und die Geschwindigkeit, die von ihn gefordert wurde, auf den Magen. Und das, obwohl er seine Arbeit und den Kontakt mit den Menschen liebte. Der Eibisch-Tee „nahm ihn in den Arm“ – so drückte er es aus, und besänftigte seinen Magen. Er war auch ganz froh, die Wirkung auch bei dem heiß aufgegossenen Tee zu verspüren, wenn die Zeit für einen Kaltansatz zu knapp war.

In der Kosmetik wird Eibisch wegen der feuchtigkeitsspendenden Eigenschaften zum Schutz der Haut verwendet. Er findet sich in Feuchtigkeitscremes und Reinigungslotionen und wird geschätzt bei fettiger Haut oder rauen Händen.

Indikationen nach Monografien

Eibischwurzel

Das HMPC hat Eibischwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Eibischwurzel kann bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit einhergehendem trockenen Reizhusten sowie zur Linderung von Magenbeschwerden eingesetzt werden.

Nach ESCOP und Kommission E sind Eibischwurzeln indiziert bei trockenem Reizhusten, bei Reizungen der Mund- und Rachenschleimhaut; ebenso zur Linderung leichter Magen-Darm-Beschwerden und bei Reizungen der Magenschleimhaut. Auch die WHO schließt sich diesen Indikationen an und ergänzt noch die äußere Anwendung als Emolliens für Wunden und trockene Haut.

Eibischblätter

Die Kommission E gibt zudem den Eibischblättern eine Monografie zur Nutzung bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit einhergehendem trockenen Reizhusten.

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

Volksheilkundlich hilft Eibischwurzel bei folgenden Beschwerden:

  • Verletzungen oder Verbrennungen der Haut (der Schleim bildet eine Schutzschicht über der betroffenen Stelle)
  • Furunkel und Karbunkel – ein heißer Umschlag mit Eibisch erweicht und bringt sie zur Reifung.
  • Asthma bronchiale, Blasenentzündungen und Problemen mit der Magenschleimhaut

Prävention

Die einfachste Form der Behandlung und Vorbeugung einer Erkältung ist es, täglich 1–2 Eibischwurzelstückchen zu kauen.

Wirkung auf die Psyche

Der Eibisch besänftigt allein schon durch sein Aussehen und seine Erscheinung. Alles an ihm ist sanft und weich und bietet mit seinem ganzen Wesen Schutz und Geborgenheit an. Er öffnet den Blick über innere Knoten hinaus, besänftigt, erweicht erstarrte Gefühle und heilt die „wunden Punkte“. Das bringt neue Klarheit, die ein tiefes Aufatmen mit sich bringt und sich bald anfühlt wie eine neue Freiheit. Und diese macht beweglich, bringt kreative Ideen und in der Folge Lust aufs Handeln.

Dosis/Dosierung

  • Eibischwurzel: Kinder 3,0–4,5 g, Jugendliche und Erwachsene 10 g
  • Eibischblätter: 5 g

Merke

Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen Pflanzen z.B. Lindenblüten, Spitzwegerich, Malvenblätter (Erkältungstee).

Darreichungsformen und Zubereitungen

Behandlungsempfehlung

Eibischwurzeltee

Den Tee kalt ansetzen werden, denn der hohe Anteil an Stärke und Pektin lässt den Tee bei der Zubereitung mit heißem Wasser sehr dickflüssig und zäh werden. Die Schleimstoffe sind ohne Erhitzen im Wasser gut löslich. 1 TL geschnittene Eibischwurzeln in einer Tasse kaltem Wasser 2–3 Stunden lang extrahieren. Die Wurzel beginnt schnell auszuschleimen. Dann absieben, mehrmals täglich und abends direkt vor dem Schlafengehen 1 Tasse trinken oder auch damit gurgeln. Als Bronchialtee mit Honig süßen.

Dieser Kaltauszug ist ein wirksames Mittel bei jeglicher Art von Erkältungsbeschwerden, insbesondere bei trockenen, entzündeten Schleimhäuten, Husten und Bronchitis. Bei Babys kann der Kaltauszug mit der Pipette in die Nase geträufelt werden und bringt schnelle Linderung.

Eibischsirup („Altheesirup“)

Dieser wässrige Auszug wird mit Zucker bis zur Sirupkonsistenz eingekocht. Er ist für kleine Kinder besonders gut geeignet.

Behandlungsempfehlung

Bewährte Fertigarzneimittel

  • Monopräparate: Phytohustil Hustenreizstiller
  • Kombinationspräparate: Antall liquidsticks (+ Königskerze, Isländisch Moss), Hustenelixier Weleda (+ Thymian, Quendel, Anis, Sonnentau, Küchenschelle), Imupret N (+ Kamille, Schachtelhalm, Schafgarbe, Walnuss, Löwenzahn, Eiche)

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

  • Nebenwirkungen: Diabetiker müssen bei Eibischsirup die Angabe des Zuckergehalts auf der Packung beachten.
  • Interaktionen: Bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten kann deren Resorption verzögert werden. Deswegen mindestens ½ Std. zwischen den Einnahmen vergehen lassen.
  • Kontraindikationen: Es sind keine bekannt.