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Das Reizdarmsyndrom ist eine sehr häufig vorkommende funktionelle Störung des Dickdarms, die mit intermittierend auftretenden gastrointestinalen Beschwerden und Stuhlveränderungen einhergeht. Für die Symptome kann keine fassbare organische Ursache nachgewiesen werden. Bei den Patienten sind die Darmflora und die Beweglichkeit des Dickdarms gestört. Die Empfindlichkeit gegen Schmerz- und Dehnungsreize ist deutlich gesteigert.
Die genaue Ursache des Reizdarmsyndroms ist nicht bekannt. Bei ca. ¼ der Reizdarmpatienten geht den Beschwerden eine gastrointestinale Infektion voraus. Psychosozialer Stress kann die Symptome verstärken, auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten können beteiligt sein. Die Erkrankung ist sehr häufig; Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.
Symptome
Patienten mit Reizdarmsyndrom klagen über Bauschmerzen (häufig krampfartig, stechend), die sich typischerweise nach dem Stuhlgang bessern. Darüber hinaus bestehen Druck- und Völlegefühl im Unterbauch sowie Blähungen. Weitere Symptome sind Verstopfung und Durchfall. Die Durchfälle können schleimige Beimengungen (jedoch kein Blut) enthalten.
Viele Patienten leiden zusätzlich an depressiven Symptomen, Angstzuständen, vermehrter Müdigkeit und unspezifischen Oberbauchbeschwerden. Es ist wichtig, die emotionale Verfassung mit in die Behandlung einzubeziehen.
Innere Anwendung
Als Heilpflanzen können hier mit ihren krampflösenden Eigenschaften eingesetzt werden: Anis, Engelwurz, Fenchel, Kamille, Kümmel, Kurkuma, Melisse, Pfefferminze, Schafgarbe. Weidenrinde dient zur Schmerzstillung.
Dazu passen Melisse, Lavendel oder Hopfen, sie beruhigen das Vegetativum. Baldrian und/oder Johanniskraut ergänzen diese Wirkungen. Und die Ringelblumen tragen ihre heilenden Kräfte bei.
Außerdem helfen darmpflegende Pflanzen wie Odermennig und Blutwurz, die mit ihren mild wirkenden Gerbstoffen die Schleimhautoberfläche zusammenziehen. Enzianwurzeln sorgen für eine geregelte Verdauung. Der enthaltene Bitterstoff Gentiopicrosid senkt in Laborversuchen das IgA und stärkt damit generell das Immunsystem bei entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen.
Behandlungsempfehlung
Tee zur Darmerholung
Gänsefingerkraut (Potentilla ans. herb.) 20,0
Odermennig (Agrimoniae herb.) 40,0
Ringelblumenblüten (Calendulae flos.) 20,0
Lavendelblüten (Lavandulae flos.) 20,0
M.f.spec. D.S.: 1–2 TL auf 250 ml heißes Wasser, 10 Min. zugedeckt ziehen lassen. 3-mal tgl.1 Tasse.
Tee zur Verdauungshilfe
Kümmelfrüchte angestoßen (Carvi frucht. cont.) 20,0
Fenchelfrüchte angestoßen (Foeniculli fruct. cont.) 20.0
Pfefferminzblätter (Menthae pip. fol.) 40,0
Enzianwurzel (Gentiana rad.) 20,0
M.f.spec. D.S.: 2 TL auf 250 ml heißes Wasser, 10 Min. ziehen lassen. Abends 1 Tasse.
Tee aus Weidenrinde gegen Schmerzen
2–3 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Weidenrinde werden mit 250 ml kaltem Wasser versetzt, der Ansatz zum Kochen gebracht, vom Herd genommen und nach 10 Min. abgeseiht. 2- bis 4-mal tgl. eine Tasse Weidenrindentee trinken. Auch ein Kaltansatz, der 8 Stunden steht, bevor er erhitzt wird, ist möglich. (Allerdings schmecken beide nicht besonders lecker.) Je länger dieser Tee zieht, umso mehr Gerbstoffe enthält er.
Behandlungsempfehlung
Bewährte Fertigarzneimittel
Monopräparate: Agrimonia eupatoria Urtinktur DHU, Agrimony Bachblütenessenz, Tormentilltinktur, Ayurmedica H15, Olibanum RA Weihrauch Tropfen
Kombinationspräparate: Carminativum-Hetterich N (Kümmel, Kamille, Fenchel, Pfefferminze, Pomeranzenschalen), Iberogast (Bittere Schleifenblume, Angelikawurzel, Kamillenblüten, Kümmel- und Mariendistelfrüchten, Melisse, Schöllkraut, Süßholzwurzel), Multipretten Kräuterdragees (Kümmel, Fenchel, Anis, Koriander, Sternanis, Wermutkraut, Pfefferminz, Schafgarbenkraut), Myrrhinil intest (Myrrhenharz, Kaffeekohle, Kamille)
Hinweis: Myrrhinil intest hemmt Entzündungen und Durchfall und wirkt antibakteriell (hat sich in Studien als genauso wirksam erwiesen wie Mesalazin). Iberogast® hat sich bewährt bei gastrointestinaler Hypersensibilität und Spasmen, Reizmagen und Reizdarmsyndrom.
Äußere Anwendung
Feucht-heiße Wickel mit Schafgarbe oder Kamillentee zur sind hilfreich zur Entspannung.
Behandlungsempfehlung
Bauchwickel
2 EL Schafgarbe oder Kamille mit 500 ml heißem Wasser übergießen, 5 Min. zugedeckt ziehen lassen und ein doppelt gefaltetes Gästehandtuch hineintauchen. Ausdrücken, in ein Handtuch einschlagen und auf die Lebergegend (rechter unterer Rippenbogen) oder auf den schmerzenden Bauch legen. Mit einer Wärmflasche obendrauf und zugedeckt mit einer Wolldecke mindestens 20 Min. ruhen. Am besten um die Mittagszeit, da hat die Leber am wenigsten Energie (nach der chinesischen Meridianuhr).
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