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Unter Arthrose (lat. Arthrosis deformans) versteht man eine schmerzhafte degenerative Zerstörung des Gelenkknorpels, die durch mechanische Überbelastung entstanden ist.
Ursache der Arthrose ist ein Missverhältnis zwischen der Belastungsfähigkeit des Gelenks und täglich einwirkender Belastung. Solch ein Missverhältnis entsteht, wenn ein minderwertiger Knorpel normal belastet wird oder wenn ein gesunder Knorpel übermäßig belastet wird. Abhängig von der Ursache werden 2 Formen der Arthrose unterschieden:
- primäre (= idiopathische) Arthrose: Arthrose infolge eines minderwertigen Knorpels (Ursache unbekannt)
- sekundäre Arthrose: Sie ist die Folge von langjähriger Überbelastung: z.B. Übergewicht, Leistungssport oder Schwerstarbeit, angeborener Fehlstellung der Gelenke: z.B. X-Beine oder O-Beine, Frakturen, bei denen nach Abheilung Stufen in der Gelenkfläche zurückbleiben (posttraumatische Arthrose genannt), Stoffwechselerkrankungen (z.B. Gicht) oder endokrine Erkrankungen (z.B. Hyperparathyreoidismus)
Jede Arthrose beginnt mit einem Elastizitätsverlust des Gelenkknorpels, im Knorpel bilden sich Risse. Die Knorpelschicht baut sich ab, sie wird dünner und verschwindet möglicherweise vollständig (sog. Knochenglatze). Fehlt der Knorpel, kommt es auch zu einer schmerzhaften Schädigung des Knochens. Begleitend zum Knorpelschwund tritt eine schmerzhafte Entzündung der Gelenkinnenhaut (Synovia) auf, die zur Schrumpfung der Gelenkkapsel und weiter zu Gelenkverformung bis hin zur Gelenkeinsteifung führt. Beim Befall von einem Gelenk spricht man von einer Monarthrose, beim Befall von 2–4 Gelenken von einer Oligoarthrose und beim Befall von mehr als 5 Gelenken von einer Polyarthrose.
Symptome
Die Symptome der Arthrose verändern sich im Krankheitsverlauf, sie verschlimmern sich langsam, aber stetig.
- Zu Beginn der Arthrose:
- Morgensteifigkeit: morgendliche Gelenksteife, die im Laufe des Tages abnimmt
- Anlaufschmerzen: Schmerzen bei Bewegungen direkt nach einer längeren Sitz- oder Liegephase, die sich im Laufe der Bewegung wieder bessern
- Muskelverspannungen: durch Schonhaltung oder Schonbewegungen
- Mit fortschreitender Erkrankung treten zusätzlich auf:
- Schwellung der betroffenen Gelenke
- Belastungsschmerzen: Schmerzen bei jeder Bewegung
- Bewegungseinschränkungen, die im Verlauf weiter zunehmen
- Im Endstadium der Arthrose kommt es zusätzlich zu:
- Ruheschmerz: Dauerschmerzen in Ruhe und auch in der Nacht
- Deformitäten der betroffenen Gelenke, die im Laufe der Zeit weiter zunehmen
Besonders schmerzhaft sind akute Entzündungen des betroffenen Gelenks im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium. Diese sogenannte aktivierte Arthrose äußert sich am Gelenk mit Schwellung, Gelenkerguss, Überwärmung und starken Schmerzen.
Behandlungsstrategie
Bei der Behandlung der Arthrose mit Heilpflanzen müssen daher vier verschiedene Wirkungsrichtungen beachtet werden:
- Anregung der Nieren
- Kräftigung des Bindegewebes
- Vermeiden von Entzündungen
- Förderung der Durchblutung
Anregung der Nieren
Tee aus Löwenzahn und Brennnesseln in täglichem Wechsel trinken, das schwemmt die Entzündungsstoffe aus und nimmt die Schmerzen. Tees aus diesen beiden Pflanzen (einzeln oder gemischt – je nach persönlicher Vorliebe) sind die optimalen Helfer bei Arthrose und können gerne über lange Zeit - im Idealfall bis zum Verschwinden der Symptome – getrunken werden.
Hinweis
Brennnesseln sind in der Therapie der Arthrose mindestens genauso wirksam wie NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika). Sie hemmen die Produktion der Entzündungsstoffe, reduzieren deutlich die Schmerzen und bessern die Beweglichkeit der Gelenke. Außerdem regen sie mit ihrem reichen Mineralstoffgehalt die Nieren zur Ausschwemmung der sauren Stoffwechselendprodukte an.
Kräftigung des Bindegewebes
Ackerschachtelhalm mit seinem hohen Gehalt an Kieselsäure strafft das Bindegewebe, verbessert die Elastizität und regeneriert Sehnen, Bänder und Knorpel der Gelenke. Ackerschachtelhalm gehört zu den Pflanzen, deren Tee immer und über lange Zeit getrunken werden kann. Die gewebestärkenden Wirkungen und der Einfluss auf die Nieren zeigen sich umso stärker, je länger der Tee getrunken wird.
Merke
Um die Kieselsäure aus dem Schachtelhalm heraus zu lösen, muss der Tee mindestens 20 Min. lang vor sich hin köcheln. Dazu 2 EL Ackerschachtelhalm mit 1 l Wasser aufkochen und noch 20 Min. vor sich hin köcheln lassen. Absieben und genießen.
Vermeiden von Entzündungen
Auch wenn Arthrose meistens ohne Entzündungen verläuft, können doch immer wieder akute entzündliche Schübe auftreten. Hier hilft neben der Brennnessel die Teufelskralle (Harpagophytum procumbens). Zubereitungen aus der Wurzelknolle hemmen die Entzündungsbereitschaft bei Gelenkerkrankungen.
Weidenrinde hemmt ebenfalls die Entzündung, nimmt die Schmerzen bei Arthrose und schützt den Knorpel.
Arnika ist ebenfalls eine stark entzündungshemmende Heilpflanze und eignet sich daher zur äußeren Behandlung der Arthrose in Form von Salben, Ölen oder Tinktur.
Einen nachweislich analgetischen Effekt haben auch Injektionen mit Mistelextrakten, die intrakutan an dem zu behandelnden Gelenk platziert werden.
Förderung der Durchblutung
Rosmarin wird als Stärkungsmittel bei Gelenkerkrankungen eingesetzt. Ein Massageöl mit Rosmarin und Wacholder fördert die Durchblutung, durchwärmt die Gelenke und hemmt die Schmerzleitung. (Rosmarin Salbe 10%® Weleda).
Ein Sud aus Heublumen – entweder als Badezusatz oder im Wickel – gehört zu den wirksamsten Maßnahmen bei der Behandlung schmerzender Gelenke. Es ist ein Gemisch aus Blütenteilen, Samen, kleineren Blatt und Stängelstücken von Wiesenblumen und Gräsern. Wirksam sind hauptsächlich ätherische Öle und Cumarine. Heublumen regen die Hauterwärmung an, entspannen die Muskeln und lindern den Schmerz.
Behandlungskonzept
Ein Behandlungskonzept könnte so aussehen:
Innere Anwendung
Einen Rheumatee in der Apotheke mischen lassen oder auch selber mischen aus gleichen Teilen Brennnesseln, Löwenzahn, Ackerschachtelhalm und bei starken Schmerzen auch Weidenrinde. Natürlich können Tees aus diesen Pflanzen auch einzeln und nacheinander getrunken werden. Damit ist der Körper ständig wechselnden Pflanzen und ihren Wirkungen ausgesetzt. Dafür hat es sich bewährt, einen Wochenplan zu machen: z.B. montags und donnerstags Brennnesseltee, dienstags und freitags Löwenzahntee und mittwochs und samstags Ackerschachtelhalmtee. Am Sonntag gibt es dann Tee aus Weidenrinde. Weidenrinde kann aber auch bei starken Schmerzen zusätzlich an jedem anderen Tag getrunken oder als Fertigpräparat eingenommen werden (Doloteffin Filmtbl., flexi-loges Filmtbl.).
Behandlungsempfehlung
Rheumatee
Brennnesseln (Urticae herb) 50,0
Löwenzahnkraut und – wurzeln (Taraxaci herb. c. rad) 50,0
Ackerschachtelhalm (Equiseti herb) 50,0
Weidenrinde (Salicis cort.) 30,0 (nur bei Bedarf)
M.f.spec. D.S.: 1 –2 TL mit 250 ml mit kochendem Wasser aufgießen, 10 Min. köcheln lassen und auf der Platte auf Trinktemperatur abkühlen lassen. 2–3 Becher tgl., am besten immer frisch zubereiten.
Weidenrindentee
2–3 g fein geschnittene oder grob pulverisierte Weidenrinde (Apotheke oder Internet) werden mit 250 ml kaltem Wasser versetzt, der Ansatz zum Kochen gebracht, vom Herd genommen und nach 10 Min. abgeseiht. 2- bis 4-mal tgl. eine Tasse Weidenrindentee (Rheumatee) trinken. Auch ein Kaltansatz, der 8 Stunden steht, bevor er wie beschrieben erhitzt wird, ist möglich.
Äußere Anwendung
Neben den Maßnahmen zur Förderung der Durchblutung können äußerlich auch Maßnahmen zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung erfolgen, beispielsweise Umschläge mit Kohlblättern. Kohlblätter wirken desinfizierend und lindern Schmerzen. Sie helfen bei rheumatischen Gelenkschmerzen, auch bei Tennisarm oder Gicht. Bei entzündlichen Prozessen entzieht der Kohl dem Körper die Giftstoffe und leitet sie über die Haut ab. Fast alle Kohlsorten sind geeignet, am häufigsten werden Wirsing- und Weißkohl verwendet.
Behandlungsempfehlung
Wacholder- und Rosmarinöl – wohlige Wärme für verspannte Muskeln
In ein Weithalsglas 2-3 Zweige Rosmarin geben, 50g Wacholderkapseln anquetschen und dazu geben. Alles solange mit gutem Olivenöl übergießen, bis alle Pflanzenteile bedeckt sind. Den Ansatz 4–6 Wochen in der Sonne stehen lassen, dann absieben und in handliche braune Flaschen füllen. Für Einreibung und Massagen.
Heublumensack
Heublumensäckchen gibt es fertig in der Apotheke oder auch im Internet. Bei Bedarf den Heusack leicht anfeuchten und im Wasserdampf 30–60 Min. dämpfen. Den heißen Heusack herausnehmen, kurz aufschütteln und so heiß wie möglich auf das schmerzende Gelenk legen, mit warmen Tüchern umwickeln und fixieren. Er bleibt so lange liegen, wie es angenehm warm ist.
Umschläge mit Kohlwickeln
Die hervorstehende Mittelrippe eines Kohlblattes herausschneiden, das Kohlblatt am besten mit einer Flasche zerquetschen, damit das Holz eines Nudelholzes nicht den Pflanzensaft aufsaugt. Wenn der Saft austritt das Blatt auf die betroffene Stelle legen, bei chronischen Beschwerden eventuell vorher leicht anwärmen. Mit einem Handtuch oder einer Mullbinde fixieren. Das Blatt kann 1–2 Stunden einwirken oder bei chronischen Schmerzen auch über Nacht liegen bleiben. Nach dem Entfernen des Kohlblattes die Haut mit Wasser abwaschen und mit etwas Johanniskraut-Öl einreiben. 1- bis 2-mal tgl. anwenden (morgens und abends). Nach spätestens einer Woche sollte eine deutliche Besserung zu spüren sein.
Urtikation
Eine alte und bewährte Methode bei steifen Gelenken ist die Urtikation: Die schmerzenden Gelenke mit frischen Brennnesseln zu bestreichen, reizt die Haut und durchwärmt sie, die Durchblutung wird gefördert und in der Folge verschwinden die Schmerzen. Die behandelten Stellen einige Tage nicht waschen, sonst verwandelt sich die Wärme in Brennen. Die Urtikation erfordert zwar einige Überwindung, die sich aber sehr lohnt.
Die sanftere Methode ist die Verwendung von Salben, z.B. Harpagophytum-Salbe DHU, sie enthält die schmerzstillende Teufelskralle. Auch eine Arnikasalbe (Fa. Kneipp oder Weleda) wirkt der Entzündung entgegen.
Merke
Studien haben gezeigt, dass Arnika Gel (z.B. von Weleda, DHU, Kneipp) genauso gut wirkt wie Ibuprofen-Gel bei Arthrosen im Bereich der Hand. Bei akuten und chronischen Venenbeschwerden ist es das Mittel der Wahl.
Behandlungsempfehlung
Bewährte Fertigarzneimittel
Monopräparat: Rheuma-Hek (Brennnessel)
Kombinationspräparate: Kneipp 3-Kräuter plus Entwässerung (Brennnessel, Wacholder, Petersilie), Prostagutt forte (Brennnesselwurzel, Sägepalmenfrüchteextrakt. Roleca-Wacholder 100 mg Kps, Wala Nierentonikum (Wacholder, Birkenblätter), Nephroselect (Ackerschachtelhalm, Kapuzinerkresse, Goldrute, Birkenblätter, Liebstöckelwurzel), Schoenenberger naturreiner Heilpflanzensaft Löwenzahn, Rheuma-Sern Kps (Teufelskralle), Abtei Gelenk 1.100 Tbl (Teufelskralle, Chondroitinpolysulfat, Glucosaminsulfat)
Allgemeine Behandlungsmaßnahmen
Zu empfehlen sind Physiotherapie, Bewegungsbäder, Überwärmungsbäder, Gewichtsreduktion, mediterrane Vollwertkost, Heilfasten, Ernährungsumstellung, Antioxidantien wie Vitamin E (>400 I.E.), Vitamin C (300 mg).
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