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Homöopathie - Forschung zur homöopathischen Versorgung

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Homöopathie

Forschung zur homöopathischen Versorgung

Randomisierte, (placebo)kontrollierte Studien (RCTs) gelten als „Goldstandard“ der klinischen Forschung, denn sie erlauben im Sinn eines Kausalschlusses eine relativ sichere Zuordnung zwischen der eingesetzten medizinischen Intervention und dem Therapieeffekt. Allerdings sind Forschungsergebnisse aus RCTs nur eingeschränkt auf den klinischen Alltag übertragbar, da sie unter künstlichen Bedingungen und mit ausgewählten Patienten durchgeführt werden. Nicht selten stellt sich im Laufe der Zeit heraus, dass Arzneimittel auf Menschen, die nicht den engen Einschlusskriterien der Zulassungsstudien entsprechen, anders wirken. Von Bedeutung sind deshalb auch Studien, welche die Wirksamkeit von Therapien unter den realen Gegebenheiten der Krankenversorgung untersuchen [1]. Hier wird die Homöopathie meist als komplettes Therapieverfahren, z.B. mit den Aspekten Anamnese, Arzneimittelgabe, Follow-Up-Gespräch, untersucht. Die spezifische Wirkung und Wirksamkeit potenzierter Arzneimittel ist nicht Gegenstand dieser Versorgungsforschung.

Vertiefung

Glossar
  • Doppelblind: Doppelblind bedeutet, dass weder der Patient noch der Arzt wissen, ob die Studienmedikation (das eigentliche Medikament) oder ein Placebo verabreicht wurde. Durch die Verblindung sollen systematische Verzerrungen verhindert werden, die durch die Erwartungen der Patienten aber auch der Studienärzte entstehen können.
  • Goldstandard: In der Medizin wird das zurzeit allgemein anerkannte Handeln bezüglich einer Krankheit als Goldstandard bezeichnet, der definitive und maßgebende Standard. Er bildet den Grundstock, an dem sich jedes neue Verfahren messen muss.
  • Kohorte: Gruppe von Personen, in deren Lebensläufen ein bestimmtes biografisches Ereignis annähernd zum selben Zeitpunkt aufgetreten ist. Je nach definierendem Merkmal unterscheidet man Geburtskohorten, Einschulungskohorten, Scheidungskohorten und viele andere mehr.
  • Metaanalyse: Daten bzw. Ergebnisse mehrerer unabhängig voneinander durchgeführter Studien werden in einer zusammenfassenden statistischen Analyse bewertet.
  • Odds, Odds ratio: Die Odds geben die „Chance“ an, mit der ein Ereignis eintritt. Aus der Wahrscheinlichkeit p wird das Odds wie folgt berechnet: odds(p) = p/(1-p). Die Odds ratio oder das Chancenverhältnis beschreibt das Verhältnis zweier Odds.
  • Randomisierte kontrollierte Studie (= randomized controlled trial, RCT): Eine Gruppe von Patienten oder Probanden wird nach dem Zufallsprinzip in zwei oder mehr Gruppen aufgeteilt (randomisiert). Die eine Gruppe erhält das zu untersuchende Medikament (Verumgruppe, Interventionsgruppe, Study Group), während die andere Gruppe eine konventionelle Therapie (z.B. Vergleichstherapie) oder ein Placebo (Placebogruppe) erhält. Im Idealfall wissen weder der Patient noch der Forscher, wer welche Therapie erhält. Diese Studienanlage wird doppelblind genannt. Weiß nur der Proband nicht was er erhält, handelt es sich um eine einfach-blinde Studienanordnung.

Witt el al.: Studie zur homöopathischen Versorgung

Bei der an der Berliner Charité durchgeführten Outcome-Studie [2] zur Homöopathie handelt es sich um die bislang größte Beobachtungsstudie zur ambulanten homöopathischen Versorgung im deutschsprachigen Raum. Witt et al. (2005) [3] untersuchten über zunächst zwei und letztendlich über acht Jahre 3.981 Patienten, die von 103 homöopathischen Ärzten in Kassen- und Privatpraxen nach den Regeln der klassischen Homöopathie behandelt wurden. Die häufigsten Krankheiten waren Kopfschmerzen und Migräne bei Frauen, allergische Rhinitis und Hypertonie bei Männern sowie Neurodermitis und Infektanfälligkeit bei Kindern. Über alle Patientengruppen hinweg handelte es sich in 97% der Fälle um chronische Zustände. Die Betroffenen litten im Schnitt bereits 8,8 Jahre unter ihren Beschwerden. 95% der Patienten hatten bereits vor Studienbeginn eine konventionelle Behandlung in Anspruch genommen.

Die homöopathische Behandlung führte zu einer durchschnittlichen Reduktion der klinischen Symptome um ca. 50% sowie zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität. Der stärkste Symptomrückgang erfolgte innerhalb der ersten drei Monate nach Behandlungsbeginn. Nach 24 Monaten bestanden laut Aussage der Patienten 23% der initial vorhandenen Symptome nicht mehr, und 13% der Studienteilnehmer gaben an, überhaupt keine gesundheitlichen Beschwerden mehr zu haben. Dabei korrelierten ein niedrigeres Lebensalter und eine schwerere Erkrankung mit einer größeren Verbesserung. Die beobachtete Verbesserung der Symptome und der Lebensqualität waren über 8 Jahre stabil.

EPI3-Kohorte: Therapieeffekt der homöopathischen Behandlung

Die EPI3-Kohortenstudie [4] untersuchte in Frankreich insgesamt 8.559 Patienten, die bei 825 Ärzten in Behandlung waren – nicht alle Ärzte verfügten über eine homöopathische Zusatzqualifikation, die Patienten wurden also entweder homöopathisch oder schulmedizinisch behandelt. Analysiert wurden die Wirkungen der Therapie bei verschiedenen Erkrankungen und es wurde zudem berücksichtigt, wie viele konventionelle Arzneimittel in den jeweiligen Praxen verordnet wurden.

Bei Erkrankungen der oberen Atemwege von Erwachsenen und Kindern in 518 Fällen fanden die Forscher heraus, dass in homöopathischen gegenüber rein konventionellen Arztpraxen ca. 50% weniger Antibiotika, Entzündungshemmer und fiebersenkende Arzneimittel verordnet wurden. Der Therapieerfolg in der Homöopathiegruppe war dem in der Vergleichsgruppe ebenbürtig. [5]

Ähnliche Daten wurden für muskuloskelettale Erkrankungen, wie etwa der rheumatoiden Arthritis, anhand von 1.153 Fällen erhoben: Nach einer 12-monatigen Therapie konnte kein signifikanter Unterschied der Behandlungsergebnisse zwischen homöopathischen oder konventionellen Ärzten ausgemacht werden. Allerdings verschrieben die homöopathischen Ärzte nur etwa die Hälfte der sonst standardmäßig eingesetzten nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und Schmerzmittel. [6]

In der Untergruppe der psychischen Störungen wurden die Daten von 710 Menschen evaluiert, die unter Depressionen und Angststörungen litten. Für die Probanden, die sich bei homöopathischen Ärzten in Behandlung befanden, wurde ein größerer Rückgang der klinischen Symptome im Vergleich zu rein konventionellen Praxen beobachtet. Gleichzeitig betrug die Wahrscheinlichkeit, Psychopharmaka verordnet zu bekommen, für diese Patienten weniger als ein Drittel gegenüber der Vergleichsgruppe. [7]

Fazit

Beobachtungs- bzw. Outcomestudien, die sich am klinischen Praxiseinsatz orientieren, belegen im Hinblick auf die unterschiedlichen medizinischen Fachgebiete relativ einheitlich: Patienten, die sich homöopathisch behandeln lassen, erleben klinisch relevante Verbesserungen ihrer Symptome sowie einen Zugewinn an Lebensqualität. Die Wirkungen sind im Vergleich zur konventionellen Therapie ähnlich groß, es treten jedoch signifikant weniger Nebenwirkungen auf [8]. Auch Patienten, die durch konventionelle Behandlungen keine hinreichende Besserung ihrer Beschwerden erfahren haben, profitieren häufig von der homöopathischen Behandlung [2]. Ärzte mit homöopathischer Zusatzausbildung verordnen laut der Studie etwa 50% weniger synthetische Arzneimittel, z.B. Antibiotika [5], nicht-steroidale Antirheumatika [6] und Psychopharmaka [7]. Die meisten gesundheitsökonomischen Studien zeigten gesundheitliche Verbesserungen auf, die denen der konventionell behandelten Kontrollgruppe, sofern vorhanden, äquivalent waren – bei gleichzeitigen Kosteneinsparungen [9].