Keloide Narben wachsen wulstig über den Wundrand hinaus. Häufig liegen eine verzögerte Wundheilung, Rötungen und Juckreiz vor. Bei der Palpation sind Verklebungen, Verhärtungen und kleine Knötchen bzw. Unebenheiten zu spüren.
Behandlungsempfehlung
Die Bildung keloider Narben wird durch eine frühzeitige und zu heftige Mobilisation begünstigt. Ein Beispiel hierfür sind Narben nach Herzoperationen: Diese neigen zu keloidem Wachstum, wenn Patienten unvorhergesehen niesen oder husten. Hierbei öffnet sich der Thorax, und der Zug auf die Narbe steigt.
Die Behandlungsziele bei der Behandlung keloider Narben liegen im Lösen von Verklebungen und Verhärtungen sowie in der Reduktion des wulstigen Wachstums. Dies gelingt zum einen durch die Querfriktion, zum anderen durch die Kompression. Beides wird durch die Ligamenttechnik umgesetzt.
Tape zur Behandlung von Narben durch Querfriktion
Video 13.2 zeigt die Anlage eines Tapes zur Behandlung von Narben durch Querfriktion.
Diese Tapeapplikation ist v. a. bei keloiden und hypertrophen bzw. alten, verklebten und unempfindlichen Narben angezeigt. Die Anlage wird hier am Beispiel einer Narbe nach operativer Versorgung einer distalen Radiusfraktur veranschaulicht.
Behandlungsempfehlung
Um die Wirkung der Querfriktion zu verstärken, werden 1–2,5 cm breite Tapes verwendet. Die Querfriktion sollte nur erfolgen, wenn die Narbe weitestgehend reizlos ist und der Patient den Zug durch die Ligamenttechnik toleriert. Das Tape sollte aufgrund der Reizwirkung nur einige Stunden auf der Haut verbleiben.
Tapeapplikation:
- Es wird ein rotes Tape entlang der Narbe abgemessen und in 3 gleich breite Streifen unterteilt. Eine Basis bleibt erhalten. Die Ecken werden abgerundet.
- Die Haut wird dort gereinigt, wo das Tape aufgeklebt werden soll.
- Die Folie des 1. Streifens wird an der Basis gelöst. Die Basis wird quer neben die Narbe auf die Haut geklebt. Der Streifen wird mit halbem Zug (etwa 50%) über die Narbe geklebt.
- Dann wird die Folie des 2. Streifens an der Basis gelöst. Die Basis wird gegenüber der Basis des 1. Streifens auf die Haut geklebt. Auch dieser Streifen wird mit halbem Zug (etwa 50%) über die Narbe appliziert. Bereits jetzt können die Grundzüge der Querfriktion am Gewebe beobachtet werden.
- Die Basis des 3. Streifens wird unterhalb des Endes des 2. Streifens auf die Haut geklebt. Dieser Streifen wird ebenfalls mit halbem Zug über die Narbe appliziert.
- Das Tape ist nun fertig und sollte erfahrungsgemäß nur einige Stunden auf der Haut verbleiben, da die Querfriktion einen starken Reiz auf das Gewebe ausübt. Der Patient ist unbedingt auf die begrenzte Tragezeit hinzuweisen.
Tape zur Kompression einer Narbe
Video 13.3 zeigt die Anlage eines Tapes zur Kompression einer Narbe.
Durch Kompression kann bei keloiden und hypertrophen Narben die Wucherung des Narbengewebes reduziert werden. Die Anlage wird am Beispiel einer Narbe am Unterarm vorgestellt.
Tapeapplikation:
Variante 1:
- Es wird ein rotes I-Tape entlang der Narbe abgemessen und zugeschnitten. Die Ecken werden abgerundet.
- Die Haut wird dort gereinigt, wo das Tape aufgeklebt werden soll.
- Die Folie des Tapes wird mittig eingerissen und etwas gelöst.
- Das Tape wird maximal zwischen den Daumen und den Fingern gespannt.
- Das Tape wird mit maximalem Zug (130%) en bloc auf die Narbe geklebt, während die Folie gelöst wird.
- Man streicht einige Male über das Tape, um es zu fixieren.
- Das Tape ist nun fertig und kann etwa 7 Tage auf der Haut verbleiben.
Variante 2:
- Es wird ein I-Tape entlang der Narbe abgemessen und zugeschnitten. Die Ecken werden abgerundet.
- Die Haut wird dort gereinigt, wo das Tape aufgeklebt werden soll.
- Die Folie an der Basis des Tapes wird eingerissen und vollständig entfernt. Die Basis des Tapes wird distal auf die Narbe geklebt.
- Mit einer Hand wird die Basis fixiert, während man mit der anderen Hand das Tape mit maximalem Zug auf die Narbe klebt. Durch Schieben und Drücken (Hautvorschub) bei der Applikation wird neben einer Kompression zusätzlich eine Verschiebung der Hautschichten erreicht.
- Das Tape ist nun fertig. Es sollte nur einige Stunden auf der Haut verbleiben, da diese Art der Kompression das Gewebe stark reizt. Der Patient ist unbedingt auf die begrenzte Tragezeit hinzuweisen.
Behandlungsempfehlung
Die Variante 2 entspricht einer Kombination aus Kompression und Friktion.
Gittertapes
Gittertapes werden angewendet, um einen sanften Reiz auf das Gewebe auszuüben. Zudem eignen sie sich bei kleinen Narben (unter 1 cm) und Narben über kleinen Gelenken (z. B. Fingergelenken), Narben im Gesicht oder „normalen“ (unauffälligen) Narben. Zusätzlich können sie ohne Probleme mit elastischen Tapes kombiniert werden.
Bei störenden und auffälligen Narben wie keloiden oder hypertrophen Narben sind die elastischen Tapes den Gittertapes vorzuziehen. Diese üben einen größeren Zug und Druck auf die Narbe aus. Hierdurch ist ein zügiges Lösen von Verklebungen und Verhärtungen möglich.
Um die Querverschiebung und die Kompression auf keloide, hypertrophe und atrophe Narben zu verstärken, können vorab Gittertapes in neutraler Anlage (Gewebe nicht in Vordehnung) oder auf vorgedehntes Gewebe appliziert werden.
Gittertape und elastisches Tape (Querfriktion)
Video 13.4 zeigt die Anlage eines Gittertapes kombiniert mit einem elastischen Tape zur Behandlung einer Narbe durch Querfriktion.
Mit einem Gittertape und einem elastischen Tape können keloide und hypertrophe Narben behandelt werden. Beide Tapes werden so auf die Haut geklebt, dass eine Querfriktion entsteht. Die Tapeapplikation wird hier am Beispiel einer Narbe nach Kniearthroskopie vorgestellt.
Tapeapplikation:
- Der Patient wird aufgefordert, das betroffene Knie leicht anzuwinkeln.
- Die Haut wird dort gereinigt, wo das Tape aufgeklebt werden soll.
- Ein Gittertape wird von der Folie gelöst und unterhalb der Narbe unter leichtem Hautvorschub in Richtung Patella auf die Haut geklebt.
- Es wird ein blaues Tape entlang des Narbenverlaufs abgemessen. Die Ecken werden abgerundet.
- Die Folie des Tapes wird an der Basis eingerissen und vollständig gelöst. Die Basis des Tapes wird oberhalb des Gittertapes auf die Haut geklebt.
- Das Tape wird mit maximalem Zug und mit Hautvorschub in Richtung Fuß auf die Narbe geklebt. Es endet dort, wo das Gittertape beginnt.
- Das Tape ist nun fertig. Es sollte nur einige Stunden auf der Haut verbleiben, da diese Art der Kompression das Gewebe stark reizt. Der Patient ist unbedingt auf die begrenzte Tragezeit hinzuweisen.
Gittertape und elastisches Tape (Kompression)
Tapeapplikation:
- Das Gittertape wird en bloc auf das vorgedehnte Gewebe aufgebracht.
- Im Anschluss wird, wie zuvor zur Anlage eines Tapes zur Kompression einer Narbe beschrieben, das elastische Tape mithilfe der Variante 1 oder 2 aufgebracht.
Elastische Tapes in Kombination mit einem elastischen Tape
Diese Form der Applikation erhöht nochmals die Wirkung der Querverschiebung und der Kompression. Hierbei werden elastische Tapes über zuvor aufgebrachte elastische Tapes appliziert.
Tapeapplikation:
- Es werden 1–2,5 cm breite Tapestreifen abwechselnd ähnlich eines „Kreuzmusters“ (s. Narbentapes bei größeren Narben) auf die Narbe aufgebracht, um eine Querfriktion zu erreichen.
- Im Anschluss wird ein weiteres elastisches Tape mit einer Breite von 5 cm und einer Länge entsprechend der Narbe mit maximalem Zug von einem zum anderen Ende der Narbe appliziert. Die Basis des Tapes wird ohne Zug aufgebracht.
Behandlungsempfehlung
Alternativ kann das Tape en bloc mit maximalem Zug in Querrichtung appliziert werden.
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