Akupunkturpunkte sind festgelegte reizsensible bzw. druckdolente Punkte, die sich auf den entsprechenden Leitbahnen befinden. Beim Aufsuchen eines Punktes erscheint der zu nadelnde Bereich meist eher weich bzw. kuhlenförmig oder eher hart, straff oder ödematös.
Erfahrungsgemäß handelt es sich bei weichen und kuhlenförmigen Akupunkturpunkten um ein hypotones Gewebe und damit um einen hypotonen Punkt. Diese Eigenschaft kann mit einer Unterversorgung bzw. einer Leere gleichgesetzt werden.
Behandlungsempfehlung
Sinkt der Behandler z. B. beim Punkt Ma36 bei dem Patienten in eine Art Kuhle, zeigt dies an, dass die Erde bzw. die Milz und der Magen hypoton sind. Hier ist eine Aktivierung mithilfe von Druckapplikationen wie dem Goldkügelchen bzw. tonisierenden Nadeltechniken angezeigt.
Bei harten, widerstandsfähigen und ödematösen Punkten handelt es sich der Erfahrung nach um hypertones Gewebe bzw. um einen hypertonen Punkt. Diese Eigenschaft kann mit einer Überversorgung bzw. einer Fülle gleichgesetzt werden.
Behandlungsempfehlung
Bei Migränepatienten können die Punkte Le2 und Le3 bzw. Gb40 und Gb41 ödematöse Veränderungen zeigen. Dies lässt auf eine aktuelle Fülle in diesem Bereich schließen. Die Punkte werden mithilfe von Druckapplikationen wie dem Silberkügelchen bzw. sedierenden Nadeltechniken „besänftigt“.
Studien zu Akupunkturpunkten. In Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass es sich bei Akupunkturpunkten um Perforationen im Fasziengewebe handelt, die zum Teil palpabel sind (Quelle: Heine H. Anatomische Struktur der Akupunkturpunkte. Dtsch Zschr Akup 1988; 31: 26–30). Daneben gibt es Untersuchungen, die nahelegen, dass es direkte Übereinstimmungen mit Nervenaustrittspunkten und den heute bekannten Akupunkturpunkten gibt (Quellen: Draehmpaehl D, Ottensmeier A, Kleinpeter A. Makroskopische und histologische Untersuchungen von Akupunkturpunkten an Extremitäten von Pferden. Akupunktur – Theorie und Praxis 1992; 3: 135–142; Egerbacher M. Anatomische und histologische Untersuchungen zur Morphologic ausgewählter Akupunkturpunkte bei Rind und Hund. [Dissertation]. Wien: Veterinärmedizinische Universität Wien; 1971).
Auch bei der Anwendung von Geräten zur Punktelokalisation wird deutlich, dass diese im Vergleich zum umliegenden Gewebe einen veränderten Hautwiderstand aufweisen (Quelle: Stux G, Jayasuriya A. Methoden der Punktelokalisation. In: Stux G, Stiller N, Pomeranz B. Atlas der Akupunktur. Berlin, Heidelberg: Springer; 1982: 20–27).
Der Franzose Pierre de Vernejoul (Quelle: De Vernejoul P, Albarede P, Darras JC. Study of acupuncture meridians using radioactive tracers. Bull Acad Natl Med 1985; 169(7), 1071–1075) beobachtete mithilfe eines radioaktiven Markers den Verlauf von Leitbahnen. Hierzu injizierte er Probanden Technetium-99 in bekannte Akupunkturpunkte sowie in andere Punkte außerhalb der Leitbahn. Dabei zeigte sich, dass sich die Substanz von den Akupunkturpunkten ausgehend entlang des Leitbahnverlaufs ausbreitete. Bei den Vergleichspunkten verblieb die Substanz im Umkreis des Injektionsbereichs und verteilte sich nicht zielgerichtet im Gewebe.
Zudem stellten Melzack et al. (Quelle: Melzack R, Stillwell DM, Fox EJ. Trigger points and acupuncture points for pain. Correlations and implications. Pain 1977; 3(1): 3–23) fest, dass die Lage von Akupunktur- und Triggerpunkten zu 71% übereinstimmt.
Mögliche Applikationsformen
Grundsätzlich werden bei dem Taping in der Akupunktur elastische Tapes und Gittertapes verwendet. Beide Tapevarianten können ohne Probleme miteinander kombiniert werden.
Meridian-Taping. Das Meridian-Taping beschreibt die Applikationsform, bei der das Tape der Leitbahn folgt. Zumeist wird es bei Störungen im Leitbahnverlauf appliziert. Beispiele hierfür sind unterschiedliche Erkrankungen des Bewegungsapparats wie Schulter-, Rücken- oder Fußbeschwerden.
Beim Meridian-Taping muss nicht die gesamte Leitbahn getapt werden, sondern nur die Bereiche, die konkrete Beschwerden bereiten. Das Meridian-Taping kann ohne Probleme mit anderen Applikationsformen kombiniert werden.
Zang-Fu-Taping. Das Zang-Fu-Taping basiert auf der Behandlung einzelner Zang- bzw. Fu-Organe. Die Organe können durch unterschiedliche Einflussfaktoren in Disharmonie geraten und Symptome zeigen (Tab. 6.1).
Elastisches Tape. Das elastische Tape kann innerhalb der Akupunktur zur Behandlung einzelner Leitbahnen (Meridian-Taping) oder der Zang- bzw. Fu-Organe (Zang-Fu-Taping) eingesetzt werden.
Gittertape. Das Gittertape kann ohne Weiteres in das Meridian- und Zang-Fu-Taping integriert werden. Beim Meridian-Taping können Gittertapes unter dem elastischen Tape appliziert werden, um die Wirkung auf einzelne Akupunkturpunkte zu unterstützen. Beim Zang-Fu-Taping werden Gittertapes dem Disharmoniemuster entsprechend auf die Akupunkturpunkte geklebt. Aus Sicht der TCM und in Bezug auf die strukturellen Eigenschaften des Gittertapes lässt sich dieses in seiner Wirkung als „neutral“ bzw. ausgleichend beschreiben.
Diagnostische Leitkriterien (Ba Gang)
Die Disharmoniemuster werden anhand der 8 Leitkriterien beschrieben. Hierbei handelt es sich um Yin, Innen, Leere und Kälte sowie Yang, Außen, Fülle und Hitze.
Zudem gibt es innere und äußere pathogene klimatische Faktoren. Hierzu zählen Wind, Kälte, Feuer bzw. Hitze, Hitze-Toxine (aufgrund von bakteriellen und viralen Infektionen), Trockenheit, Feuchtigkeit und Schleim. Zu den pathogenen psychischen Faktoren gehören Aggression und Wut (Leber), Unruhe (Herz und Perikard), Grübeln (Milz), Trauer (Lunge) und existenzielle Angst (Niere).
Die Tab. 6.1 zeigt eine Zusammenfassung der häufigsten Disharmoniemuster.
Kombination der Leitkriterien mit dem Taping
Wird eine chinesische Diagnose nach den 8 Leitkriterien gestellt, so kann diese auch hier mit dem Taping ohne Weiteres sinnvoll kombiniert werden. In Tab. 6.2 sind die 8 Leitkriterien für unterschiedliche Disharmoniemuster zusammengefasst.
Wirkungen des Tapes in der Akupunktur
Akupunkturpunkte können über die klassische Nadelung, über Akupressurtechniken, Moxibustion sowie über Laser- und Elektroakupunktur stimuliert werden. Reize auf die Akupunkturpunkte führen im Allgemeinen zu einer Schmerzlinderung, zu einer Erhöhung der Durchblutung, zur psychischen Ausgeglichenheit und zur Sedierung bzw. Tonisierung der Punkte.
Ähnlich wie bei Reizen auf die Akupunkturpunkte anhand von Akupunkturtechniken bzw. Akupressur oder Moxibustion wirkt das Tape schmerzlindernd und durchblutungsfördernd. Zudem werden durch spezielle Applikationstechniken sedierende bzw. tonisierende Anlagen möglich:
- Wird das Tape mithilfe der Muskeltechnik ohne Zug appliziert, wirkt es sedierend. Zusätzlich kann es entgegen der Leitbahn geklebt werden.
- Bei der Ligamenttechnik handelt es sich um eine tonisierende Applikation. Diese kann durch das Aufbringen in Richtung der Leitbahn verstärkt werden.
Aufgrund dieser Eigenschaften stellt das Taping eine sinnvolle Methode und ergänzende Therapieform zur Akupunktur und zu akupunkturähnlichen Behandlungen (Akupressur, Elektroakupunktur u. a.) dar.
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