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Pflanzenheilkunde - Arzneiweine

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Inhaltsverzeichnis

ArzneiWeine liegen von ihrer Alkoholkonzentration mit etwa 12 % in der Mitte zwischen einem Tee als rein wässrigem Auszug und einer Tinktur mit 35–70%igem Alkohol. Es geht sowohl ein Teil der wasserlöslichen Stoffe sowie ein – geringerer – Teil der alkohollöslichen Stoffe in Lösung. Das ist manchmal ein sehr schmackhafter Kompromiss, der aber nicht als ordnungsgemäßes Medikament zu betrachten ist, da einfach keine Dosierungsgenauigkeit gegeben ist. Zum Beispiel dient ein Rosmarinwein zur Anregung des Kreislaufs bei Wetterwechsel, ein Wein aus Baldrianwurzel (und einer Orangenschale für den besseren Geschmack) hilft beim Abschalten und ist ein guter Schlummertrunk. Auszugsmittel ist jeweils ein guter Weiß- oder Rotwein. Je besser seine Qualität, umso bekömmlicher ist natürlich auch der Arzneiwein. Auch wenn die Arzneiweine meistens sehr lecker sind, sind sie doch Medizin und sollen in Maßen genossen werden.

Beispiel

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Herstellung eines Arzneiweins

Benötigt werden 1 Flasche Wein, Pflanzen oder Teile davon, 1 Topf oder Schüssel mit Deckel, Klebeetiketten zum Beschriften, Sieb, Mulltuch oder Kaffeefilter. Kühl aufbewahren.

Ein Schraubdeckelglas locker halb voll mit Pflanzenteilen füllen und einen trockenen Weißwein darüber gießen, bis alle Pflanzenteile bedeckt sind. Gut verschließen und für 2 Wochen bei Zimmertemperatur an einen schattigen Platz stellen. Danach durch einen Kaffeefilter abfiltrieren. Von dem fertigen Kräuterwein z.B. 3-mal täglich 3 TL voll bzw. einmal 1 Likörgläschen voll einnehmen. Durch den geringeren Alkoholgehalt sind Arzneiweine nicht so lange haltbar wie Tinkturen. Mit einem Alkoholgehalt von 10–12 % sollten sie nach 3–4 Wochen aufgebraucht sein.

Liebestrank mit Nelkenwurz

Am besten duftet und schmeckt die Wurzel der Nelkenwurz im April, wenn sie frische Blätter treibt. Mit Erwachen der Frühlingsgefühle war ein Wein aus Nelkenwurzwurzel als Liebestrank sehr beliebt. Dazu legt man die die jungen Blätter der Nelkenwurz und ihre Wurzeln für ein paar Stunden in Wein einzulegen (2–6 Stunden, am besten selbst ausprobieren). Dieser Nelkenwurz-Wein stärkt die Verdauungsorgane und wirkt tonisierend in der Rekonvaleszenz nach schweren Erkrankungen.

Theriak

Kaum eine andere Medizin vergangener Jahrhunderte war so berühmt und so geheimnisvoll, so hoch bewertet und so von Schwindel und Scharlatanerie umgeben wie das Wundermittel Theriak. Es galt in allen Zeiten als Allheilmittel und ist heute nur noch von historischem Interesse.

Es begann mit dem König Mithridates von Pontus, der große Angst vor Vergiftung hatte und sich deswegen viel mit Gift und Gegengift beschäftigte. Er soll sich durch den täglichen Gebrauch von Gift und Gegengift so an diese Substanzen gewöhnt haben, dass im entscheidenden Augenblick – als er in Jahre 63 v.Chr. sich selbst nach Verrat und Niederlage im Pontischen Krieg vergiften wollte – die Giftwirkung versagte und er einem Sklaven befahl, ihn mit einem Dolch zu töten. Die Rezeptur seines Gegengifts, das „Mithridat“, fiel in die Hände der Sieger und galt fortan als besonderer Schutz gegen ansteckende Krankheiten. Um 60 n. Chr. „verbesserte“ Andromachus, Leibarzt von Kaiser Nero, die Rezeptur u.a. noch um Schlangenfleisch und seitdem trug es den Namen „Theriak“, abgeleitet von Thyrus = Schlange.

Der Theriak war schon bei den Römern als Arznei hoch geschätzt. Jahrhunderte später wurde er oft öffentlich auf den Marktplätzen unter Aufsicht der Obrigkeit feierlich und mit Glockengeläut hergestellt. Alle Bestandteile dieses Wundermittels waren vorher zur jedermanns Einsicht in unzerkleinertem Zustand ausgestellt. Die Rezeptur des Andromachus war noch im Jahre 1741 in der „Württembergischen Pharmakopoe“ enthalten mit 60 Bestandteilen, von denen Schlangenfleisch und Opium die wichtigsten waren. Die letzte öffentliche Herstellung des himmlischen Theriaks fand im Jahr 1754 in Nürnberg statt. Die „Pharmacopoea Germanica“, von 1872 kennt nur noch 12 Zutaten. Allerdings kursierten Rezepturen mit 50–100 Zutaten, einmal sogar mit 388 Ingredienzien. Dazu gehörten auch zerstoßene Perlen und Smaragde, Korallen und teuer gehandeltes Pulver vom sagenhaften Einhorn.  

Beispiel

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Beispiel aus dem Ergänzungsbuch zum „Deutschen Arzneibuch“ von 1953 mit einerRezeptur mit 12 Bestandteilen

  • 10 Teile fein gepulvertes Opium                                                   
  • 60 Teile Xereswein                                                                         
  • 60 Teile fein gepulverte Angelikawurzel                                       
  • 40 Teile fein gepulverte Schlangenwurzel (Radix serpentina)      
  • 20 Teile fein gepulverter Baldrian                                                 
  • 20 Teile fein gepulverter Ceylonzimt                                            
  • 20 Teile fein gepulverte Meerzwiebel                                          
  • 10 Teile fein gepulverte Zitwerwurzel                                         
  • 10 Teile fein gepulvertes Malabar-Kardamom                             
  • 10 Teile fein gepulverte Myrrhe                                                    
  • 10 Teile mittel fein gepulvertes Ferrosulfat                                  
  • 720 Teile gereinigter Honig                                                             

Opium wird mit dem Sherry angerieben, dann mit den anderen Bestandteilen gemischt, die Mischung wird im Wasserbad erwärmt. Dieser Theriak ist schwarzbraun und riecht würzig.