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Pflanzenheilkunde

Kiefer (+ Fichte, Tanne, Lärche)

Pinus-Arten, Kieferngewächse

Abbildung 1. Kiefer mit Nadeln und Zapfen.
Abbildung 1. Kiefer mit Nadeln und Zapfen.

Geschichte

Pinus – so der botanische Name aller Kiefernarten – bedeutet harzreiches Nadelholz. Sylvestris leitet sich ab von Wald. Föhre und Kienbaum sind ganz alte Namen für diesen Baum. Erst im 15. Jahrhundert taucht der Name Kiefer auf und ist eine Zusammenziehung des älteren Namens Kienföhre. Aus den Fasern der Kiefernnadeln wurde bis ins 19. Jahrhundert durch Kochen und Dämpfen weiche Waldwolle hergestellt, als Füllmaterial für Matratzen und Kissen. Die Kiefern lieferten auch Pech, Teer, Lacke und Ölfarben. Bis zur Erfindung des elektrischen Lichtes dienten harzreiche Kienspäne zur Beleuchtung der Räume. Die fingerdicken, gut getrockneten Stückchen wurden in Pech getaucht und dienten als Kerzen oder Fackeln. Durch den hohen Harzgehalt des Kiefernholzes brannten sie sehr lange.

Die Ägypter brauchten das Terpentin der Kiefern, um ihre Mumien damit einzubalsamieren. Etwas härter ist das ebenfalls aus Kiefernharz gewonnene Kolophonium, es ist der gereinigte Rückstand aus der Wasserdampfdestillation des Terpentins und besteht zu 90% aus Harzen. Geiger halten damit ihre Bögen geschmeidig, es findet zudem Verwendung in der Kosmetik, in der Lack- und Klebstoffindustrie. Für die Chinesen war die Kiefer ein Symbol des Konfuzius und symbolisierte langes Leben, Mut, Treue und Standhaftigkeit in schweren Zeiten. Bei den Germanen repräsentierte der Kiefernzapfen Glück, Feuer und männliche kreative Kraft. Jeder Mann trug einen Zapfen bei sich, um seine Fruchtbarkeit zu erhöhen und im Alter kraftvoll zu bleiben.

Botanischer Steckbrief

Kiefern sind äußerst anpassungsfähig und anspruchslos, vor 10.000 Jahren gehörten sie zum Urwald in unseren Breitengraden, ebenso wie die Birken. Im Gebirge bleiben sie klein, passen sich der Höhe und dem felsigen Boden an, während sie auf sandigem oder trockenem Boden bis zu 30 m hoch werden können. Sie lassen sich formen von dem starken Westwind an der Atlantikküste und halten ebenso gut die extreme Kälte im Gebirge aus. Sogar im warmen Mittelmeerklima fühlen sie sich wohl. Allen Standorten gemeinsam ist, dass sie von Licht durchflutet sind. Licht ist Dünger für die Kiefer. Die Krone der Kiefer thront fast immer wie ein Hut auf dem kahlen Stamm, egal wie lang er ist. Die junge Rinde ist mit Schuppen besetzt und leuchtet rotbraun, die Nadeln schimmern tief blaugrün und wachsen in Zweierbüscheln. Sie sind 5–10 cm lang und überleben 2–3 Winter. Erst wenn die Kiefer 30 Jahre alt ist, beginnt sie zu blühen. Dabei verstreut sie so viel gelben Pollen, dass nicht nur das Land damit übersät wird, sondern auch Autos und Fensterbänke von gelbem Staub bedeckt sind. Manch einer hat schon oft den warmen Südwind in Verdacht gehabt, wieder Saharasand in unsere Gegend geweht zu haben. Germanische Schamanen sammelten diesen Blütenstaub und warfen ihn in die Glut, aus der er mit einer Stichflamme emporschoss oder den Raum mit seinem Funkenregen erhellte.

Die Kiefer bildet 2–7 cm lange konische Zapfen, die alleine oder in Gruppen am Zweig hängen.

Arzneilich verwendet werden die bis Mai gesammelten Kiefernnadelspitzen (Pini turiones) und das ätherische Öl (Pini sylvestris aetheroleum und Pini pumilionis aetherolum aus der Latschenkiefer). Die ätherischen Öle werden aus den frischen, zerkleinerten Zweigen und den anhängenden Nadeln durch Wasserdampfdestillation gewonnen.

Signatur

Als immergrüner Baum symbolisiert die Kiefer Unsterblichkeit und den ewigen Kreislauf des Lebens. Kiefernzweige sind ein Bild für Langlebigkeit und Ausdauer. Bei den nordamerikanischen Ureinwohnern ist die Kiefer der Baum des Friedens.

Die rote, schuppige Borke ihres Stammes leuchtet besonders warm in der Dämmerstunde und schafft eine wohlige Atmosphäre. Sie ist anspruchslos und robust, wächst im rauen Hochgebirge genauso wie an der windigen Küste – und immer so, dass sie sich den gegebenen Lebensbedingungen anpasst. Wichtig ist ihr nur, dass sie genügend Licht hat, um zu wachsen. Zusammen mit der Birke ist sie einer der ersten Bäume, die nach der Eiszeit wieder auf dem kalten Boden wurzelten. Deswegen gilt sie als Pionierbaum, der überall, wo er wächst, den Boden für andere Pflanzen bereitet.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Kiefernnadelspitzen enthalten folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe:

  • ätherisches Öl
  • Bitterstoffe (Pinicrin)
  • Flavonoide
  • Ascorbinsäure

Die Wirkung der Kiefernnadelspitzen entspricht der des ätherischen Öls. Kiefernnadelöl besteht vorwiegend aus Monoterpen-Kohlenwasserstoffen, hauptsächlich aus Pinen, Bornylacetat, Caren und Limonen in wechselnden Anteilen. Beide verwendeten Pflanzenteile haben folgende Wirkungen:

  • hustenstillend
  • sekretolytisch – löst den zähen Schleim
  • erleichtert das Abhusten (expektorierend) und löst Krämpfe in den Bronchien (bronchospasmolytisch)
  • klärt einen erkälteten Kopf (schwach antiseptisch)
  • beruhigt (vertieft den Schlaf)
  • stärkt das Immunsystem

Anwendungsgebiete/Indikationen

Der für einen Kiefernwald so typische frische, harzige Duft lässt tiefer durchatmen und hemmt die Entzündungen in den Atemwegen. Kiefernnadelöl findet Verwendung bei folgenden Indikationen

  • Infektionen der Atemwege (innere und äußere Anwendung)
  • rheumatische und neuralgische Beschwerden (äußerlich bei Muskel- und Nervenschmerzen)
  • Wundinfektionen (Salbe aus dem Harz)

Indikationen nach Monografien

Für die Kiefernsprossen nennt die Kommission E die innere Anwendung bei katarrhalischen Erkrankungen der oberen und unteren Luftwege als Indikation und die äußere Anwendung bei leichten Muskel- und Nervenschmerzen. Für das Kiefernnadelöl gibt die Kommission E zur inneren Anwendung die gleichen Indikationen an und fügt für die äußere Behandlung rheumatische Beschwerden (Wärmetherapie) hinzu.

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

5 Tr. ätherisches Kiefernöl in einer Duftlampe desinfizieren die Luft in einem Krankenzimmer und mindern die Ansteckungsgefahr im Büro.

Anwendung in anderen Therapiebereichen

Die Kieferessenz Pine bei den Bach-Blüten löst blockierende, tiefsitzende Schuldgefühle. Selbstvorwürfe, Energielosigkeit und Abgespanntheit und eine ständige Selbstüberforderung finden ein Ende und werden in positive Selbsteinschätzung verwandelt.

In der Gemmotherapie ist Pinus montana, die Bergkiefer das Mittel für bewegliche und schmerzfreie Gelenke im Alter.

Prävention

Ein Spaziergang im Kiefernwald verführt dazu, ganz tief durchzuatmen. Der harzige Waldgeruch der Kiefer (zusammen mit Fichte und Tanne) belebt die Bronchien, verbessert den Blutkreislauf und die Sauerstoffversorgung, vertreibt Ermüdung, Lustlosigkeit und Abgeschlagenheit und stärkt die Abwehrkräfte.

Wirkung auf die Psyche

Kiefer besänftigt bei Nervosität und führt zu neuer Ausgeglichenheit. Mit ihrer Wärme schafft sie ein Gefühl von Geborgenheit und das beruhigt das Herz bei Herzrhythmusstörungen. Und sie ist der Baum des Trostes. Tiefe Verletzungen sind bei ihr gut aufgehoben. Tränen, die zu oft heruntergeschluckt oder verborgen wurden, können sich lösen und weichen einer neuen lichtvollen Zuversicht. Kiefernzweige im Krankenzimmer bringen neue Energie, Freude und Heilung. Sie sind ein Symbol für Langlebigkeit und Ausdauer.

Dosis/Dosierung

  • Kiefernsprossen: Mehrmals täglich 2–3 g Kiefernsprossen
  • Kiefernnadelöl:
    • innere Anwendung: mehrmals täglich 3–4 Tr. Kiefernnadelöl auf einem Stück Zucker oder in Wasser einnehmen.
    • äußere Anwendung: Zur Inhalation einige Tr. Kiefernnadelöl auf heißes Wasser geben und inhalieren.

Darreichungsformen und Zubereitungen

Ein Balsam mit dem ätherischen Öl der Kiefernnadeln dient – auch bei Kindern – als Einreibung auf Brust und Rücken und sorgt so für eine von Husten unbelastete Nachtruhe.

Behandlungsempfehlung

Fertigarzneimittel

  • Monopräparate: ätherisches Öl
  • Kombinationspräparate: Bronchoforton Kinderbalsam (+ Eukalyptus), Pinimenthol (+ Eukalyptus, Menthol)

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

  • Nebenwirkungen: gelegentlich Hautreizungen und Ekzeme
  • Interaktionen: Es sind keine bekannt.
  • Kontraindikationen: Kiefernnadelöl soll nicht angewendet werden bei Bronchialasthma und Keuchhusten und nie im Bereich der Augen. Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 2 Jahren besteht die Gefahr von Glottiskrampf oder Atemstillstand, deshalb nicht im Gesicht auftragen.

Fichtennadelöl und Fichtenspitzen

Fichtennadelöl (Picae aetherolum) wird gewonnen durch Destillation von Zweigspitzen oder Ästen von verschiedenen Fichten- (Picea-) und Tannen- (Abies)-Arten, u.a. Rot-Fichte, Weiß-Tanne, Sacchalin-Tanne, Sibirische Tanne. Es enthält in wechselnden Anteilen u.a. Bornylacetat, Limonen, Camphen, Pinen.

Fichtennadelöl erhielt ebenso wie die Fichtenspitzen eine Positivmonografie der Kommission E. Es wirkt an der Bronchialschleimhaut sekretolytisch, expektorierend und hyperämisierend. Wie das Kiefernnadelöl wird es innerlich angewendet bei katarrhalischen Atemwegsinfektionen und äußerlich bei rheumatischen und neuralgischen Schmerzen.

Behandlungsempfehlung

Fertigarzneimittel

Kombinationspräparate: Babix Inhalat N (+ Eukalyptus), Tetesept Erkältungsbad (+ Eukalyptus, Thymian)

Lärche und Lärchenöl (Larix decidua)

Lärchen lieben das Licht und wachsen sehr schnell. Im Gebirge sind sie in Höhen bis über 2000m zu finden und prägen mit ihrem sanften, frischen Grün im Frühjahr und den gelben Nadeln im Herbst das Bild der Landschaft. Die Lärche ist der einzige Nadelbaum, der seine weichen Nadeln vorm Winter abwirft. Ihre aufrechten Stämme sind voller Leichtigkeit, Vitalität und Regenerationskraft. Die Lärche bildet ihre balsamischen Harze im Stamm, deshalb ist ihr Holz besonders beständig und fault selbst im Wasser nicht. Das daraus gewonnene Harz riecht fein aromatisch und bekam eine Positivmonografie der Kommission E. Es wird auch Lärchenterpentin (Terebinthina laricina) oder in den Alpenländern Lärchenpech genannt. Es enthält ca. 20% ätherisches Öl mit verschiedenen Terpenderivaten (u.a. alpha-Pinen, Caren, Borneol, Limonen) und bis zu 65% Harzsäuren. Es wirkt hyperämisierend und antiseptisch, auch bronchosekretolytisch (erleichtert als Inhalation das Abhusten). Es wird als schmerzlindernde Einreibung angewendet bei rheumatischen und neuralgischen Beschwerden. Die volksheilkundliche Anwendung in den Alpenländern nutzt die antiseptische Wirkung auch bei Furunkeln, Geschwüren, Entzündungen, Wunden und Sportverletzungen.

Larch ist bei den Bachblüten die Essenz des Selbstvertrauens und macht Mut, die eigenen Begabungen zu leben. In der Gemmotherapie steht Larix decidua für die Fähigkeit im Alter vital und flexibel zu bleiben.

Behandlungsempfehlung

Fertigpräparate

Monopräparat: Resina Laricis Bademilch
Kombinationspräparat: Ilon Abszess-Salbe (+ Terpentinöl, Rosmarin-, Thymian-, Eukalyptusöl)