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Pflanzenheilkunde

Besenginster (Cytisus scoparius, Sarothamnus scoparius)

Schmetterlingsblütler

Abbildung 1. Blüte des Besenginsters.

Geschichte

Das Wort Cytisus heißt Geißklee und beschreibt die Vorliebe der Ziegen für diese Futterpflanze. Sarothamnus kommt aus dem Griechischen und bedeutet Besenstrauch. Das lateinische scoparius heißt ebenfalls besenartig. Auch der deutsche Name spricht von der beliebten Verwendung dieses Strauches zum Besenbinden. Ginsterbesen kehren gut, sie werden besonders gerne in der alemannischen Fastnacht gebunden, um den Winter auszutreiben. Auch Hexen sollen ihre Flugbesen aus dem Ginsterhergestellt haben.

Für die Kelten war die Ginsterblüte das Zeichen, dass der Sonnengott Belenos über die dunklen Mächte des Winters gesiegt hatte. Ein blühender Ginsterzweig war das Symbol der siegreichen Sonne.

Ein Ginsterbesen wurde gern zu Pfingsten zum Auskehren des Hauses benutzt. Man glaubte, dass sich dort, wo mit Ginsterruten gefegt wurde, kein Ungeziefer halten könne. Allerdings durften keine Blüten mehr am Zweig sein. Auch in die Küchengärten wurde er gesteckt, um das Ungeziefer (Schnecken, Raupen, Erdflöhe) zu vertreiben. Kinder durften nicht mit Besenginsterruten geschlagen werden, sie würden sonst so mager und dünn werden wie die Zweige selbst.

In einem alten irischen Lied heißt es: „Sie vereinigten die Blüten von Eiche, Ginster und Wiesenkönigin und erschufen mit Hilfe ihrer Magie die schönste und vollkommenste Jungfrau der Welt.“

Botanischer Steckbrief

Der Ginster oder Besenstrauch wächst besonders gern an den Rändern der lichten Wälder Europas, an sandigen, kalkarmen Hängen und (Auto)Bahndämmen. Im Osten Europas kommt kein Ginster vor. Der Strauch kann bis zu 150 cm hoch werden. Er hat eine tiefe Pfahlwurzel mit kleinen Seitenwurzeln, an denen die Knöllchenbakterien wachsen, die den Boden mit Stickstoff anreichern und so den Dünger bilden für größere Bäume, die irgendwann den Ginster überragen. In seinem Schutz wachsen auch junge Kiefern und Fichten heran. Ginster ist sehr frostempfindlich und verträgt aber auch große Hitze und Trockenheit nicht sehr gut.

Typisch für den Ginster sind die vielen aufrechten 5-kantigen, rutenförmigen, grünen Zweige, die auch im Winter gut zu erkennen sind. Die Blätter sind klein, unauffällig, die oberen ungeteilt, die unteren mit 3 Teilblättchen. Die wunderschönen gelben Blüten blühen von Mai bis Juni. Sie sind 2–2,5 cm lang, sitzen einzeln oder zu zweit am Stängel und rollen ihren Griffel nach der Bestäubung spiralig auf. Die Samenschoten sind charakteristisch schwarz und springen nach der Reife in 2 Hälften auf, die sich um sich selbst drehen und noch lange an den Ästen schaukeln. Die kleinen braunschwarzen Samen schleudern sie dabei weit in die Umgebung, sie sind leicht giftig.

Als Arzneidroge verwendet werden die leicht holzigen, grünen Sprosse mit Zweigen, Blättern und Blüten (Sarothamni scoparii herba). Der Gehalt des Alkaloids Spartein kann in selbst gesammelten Pflanzen stark schwanken, deshalb sollten nur standardisierte Fertigpräparate verwendet werden.

Die goldgelben Blüten des Besenginsters werden als Farbgeber in Teemischungen verwendet. Sie bringen nicht nur die schöne gelbe Farbe hinein, sie unterstützen auch den Körper bei der Entwässerung. Sie dürfen allerdings in den fertigen Tees nur noch in einer Menge von unter 1% enthalten sein, damit es nicht zu Vergiftungserscheinungen kommt (s. Kasten Vorsicht).

Inhaltsstoffe und Wirkung

Ginster enthält folgende wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe:

  • 0,8–1,5% Spartein und mehr als 20 weitere Chinolizidinalkaloide: schützen das Herz vor nervöser Überlastung
  • biogene Amine: Dopamin und Tyramin tonisieren die Venen, normalisieren niedrigen Blutdruck
  • 0,2–0,8% Flavonoide und Isoflavone, z.B. Genistein, Sarothamnosid
  • Spuren von ätherischem Öl
  • Cumarine, Kaffeesäurederivate

 Ginster (und Spartein) haben folgende Wirkungen:

  • antiarrhythmisch: verlängert die Diastole, hat jedoch keinen positiv-inotropen Effekt wie z.B. die Digitalisglykoside
  • blutdrucksteigernd
  • venentonussteigernd
  • sympatikomimetisch
  • antioxidativ

Anwendung

Ginster ist eine der wenigen Pflanzen, die den Rhythmus des Herzens stabilisieren, selbst dann, wenn es, wie z.B. bei Sportlern, unter enormer Belastung zu stolpern beginnt. Gleichzeitig verbessert er den venösen Rückfluss zum Herzen. Er ist angezeigt bei folgenden Indikationen:

  • Störungen und Erkrankungen des Herzens:
    • nervösen Herzbeschwerden - wenn der Blutdruck niedrig und Puls beschleunigt ist
    • unkomplizierten tachykarden Rhythmusstörungen des Herzens
    • Rhythmusstörungen infolge postinfektiöser Myokarditis
  • Erkrankungen des Kreislaufs:
    • Kreislaufdysregulation
    • Hypotonie
  • Erkrankungen der Gefäße: schmerzende Beinen, Krampfadern (enthalten in Venenmitteln)
  • Weiblich Geschlechtsorgane: Da das Reinalkaloid Spartein kontraktionsanregend und damit blutungsstillend auf den Uterus wirkt, wird er in Frankreich auch als Wehenmittel bei der Geburtshilfe eingesetzt. Es kommt nur während einer Schwangerschaft zu einer Tonuszunahme des Uterus.

Vorsicht

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Ginster gilt als giftig. Deswegen ist bei seiner Anwendung Aufmerksamkeit geboten, damit es nicht zu Vergiftungserscheinungen kommt. Bei starker Überdosierung (mehr als 300 mg Spartein entsprechend 30 g getrocknetes Ginsterkraut, das sind etwa 15–30 Tassen Tee pro Tag) kann es zu Kopfschmerzen, Schwindel, Herzklopfen, Prickeln der Extremitäten, Schwächegefühl in den Beinen, Schläfrigkeit oder Mydriasis kommen. In der richtigen Dosierung allerdings kann Ginster über lange Zeit hinweg bedenkenlos eingenommen werden.

Indikationen nach Monografien

Ginster bekam eine Positivmonografie der Kommission E mit der Indikation funktionelle Herz- und Kreislaufbeschwerden.

Indikationen der Erfahrungsheilkunde

In der Erfahrungsheilkunde wurde das Besenginsterkraut als Diuretikum bei durch Herzschwäche bedingten Ödemen angewendet. Außerdem war er in Blutreinigungstees gegen Flechten und Hautausschläge enthalten und half bei Nieren- und Blasensteinen, Gicht- und Rheuma.

Im Ayurveda wird Ginster auch bei Leberfunktionsstörungen eingesetzt.

Anwendung in anderen Therapiebereichen

Gorse, die Hoffnungsblüte der Bachblüten, ist die Essenz aus dem europäischen Stechginster (Ulex europaeus). Sie gilt hier als Symbol dafür, dass widrigste Umstände überwunden werden können.

In der Homöopathie wird Spartium scoparius bei Herzrhythmusstörungen, Herz-Kreislaufbeschwerden und allergischen Hautkrankheiten eingesetzt.

Wirkung auf die Psyche

Es steckt Lebensfreude in den Blüten des Ginsters. Lebensfreude, die daraus erwächst, anderen Freude zu bereiten und sich etwas Schönes für sie auszudenken. Diese gelben Blüten zeigen es: Freudig drehen sie ihre Staubgefäße zwischen Blütenschiffchen und Blütenfahne (Einzelteile der Schmetterlingsblüte) wie zu einem Waldhorn. Ginster bringt das Leuchten der Sonne in den Frühlingsalltag und ermutigt zu einem Neuanfang. Er weiß mit einem inneren Lächeln um seinen Platz und seine Aufgabe zwischen Himmel und Erde.

Dosis/Dosierung

Zubereitungen mit maximal 1 mg/ml Spartein.

Behandlungsempfehlung

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Fertigarzneimittel

Monopräparate: Spartiol Dr. Klein, Spartium scoprium Urtinktur DHU.

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

  • Nebenwirkungen: Bei Überdosierung Kopfschmerzen, Schwindel, Mydriasis
  • Interaktionen: Aufgrund des Tyramingehaltes kann es bei gleichzeitiger Behandlung mit MAO-Hemmern zu einer Blutdruckkrise kommen
  • Kontraindikationen: Hypertonie, Schwangerschaft
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