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Pflanzenheilkunde

Basilikum (Ocimum basilicum)

Lippenblütler

Abbildung 1. Blatt des Basilikums.
Abbildung 1. Blätter des Basilikums.

Geschichte

Bereits vor 4000 Jahren wurde Basilikum in Indien als Gewürz verwendet. Die Inder waren der Überzeugung, dass Basilikum mit Göttlichkeit getränkt sei: Für sie ist es das Heilige Basilikum Tulsi (Ocimum sanctum), dessen Blätter und dessen Blüte violett schimmern – die Pflanze der Götter Vishnu und Krishna. Ein Toter, der zusammen mit Tulsizweigen verbrannt wurde, erhielt einen Platz in Vishnus Reich und brauchte nicht mehr wiedergeboren zu werden. Die Berührung mit dieser Pflanze befreite von jeglicher Verunreinigung, brachte Segen und half, die ewige Jugend zu erhalten. Deswegen essen die Hindus jeden Tag wenigstens 1 Blatt dieser Pflanze, um damit ihr und den Göttern ihre Verehrung zu bezeugen und um Gesundheit und Hingabefähigkeit zu bitten.

Über Persien gelangte dann das Basilikum wahrscheinlich mit Alexander dem Großen nach Griechenland. Von dort wanderte es weiter nach Rom. Die Römer nutzten später die duftende Pflanze als Arznei-, Gewürz- und Zierpflanze. Nördlich der Alpen ist Basilikum erst seit rund 800 Jahren bekannt.

Für die Uighuren in den mongolischen Steppengebieten ist Basilikum eine alte Heilpflanze und wird zur Herzstärkung, bei Magen-Darm-Störungen und bei Durchfall eingesetzt. In Marokko dient sie zur Senkung der Blutfette, sie hilft außerdem bei Ängsten, schwachen Nerven und bei Diabetes mellitus.

Basilikum war in vielen Kulturen eine Pflanze der Liebe und galt als Heilmittel gegen mangelnde Libido und Unfruchtbarkeit. Es soll auch das berühmte Aphrodisiakum der Madame Pompadour, der Mätresse Ludwigs des XV., gewesen sein. Angeblich hat sie vor jedem Schäferstündchen ein Blatt davon zu sich genommen. In der Karibik streuten die Frauen das Kraut in Pulverform ihren untreuen Ehegatten im Schlaf über den Körper, das sollte sie auf den Weg der ehelichen Tugend zurückführen.

Botanischer Steckbrief

Abbildung 2. Blätter, Stängel und Blüten des Basilikums.
Abbildung 2. Basilkum, ganze Pflanze mit Blättern, Stängel und Blüten.

 

Basilikum ist einjährig, wird 20–50 cm hoch und ist von unverkennbar charakteristischem Grün. Stängel und Blätter sind glatt und unbehaart. Der Stängel ist vierkantig wie bei allen Lippenblütlern und leicht verästelt. Die eiförmigen Blätter werden bis zu 5 cm lang, sind sanft gezähnt, oftmals leicht gewölbt und gekreuzt gegenständig am Stängel angeordnet. In den Blattachseln blühen die weißen Blüten in Scheinquirlen von Juni bis September. Sie haben eine vierspaltige Unterlippe und eine ungeteilte Oberlippe. Die Früchte sind bis zu 2 mm lange dunkelbraune Nüsschen. Basilikum wird zu Beginn der Blüte geerntet.

Arzneilich verwendet wird das Kraut (Basilici herba).

Signatur

Die weißen Blüten zeigen ein Nervenheilmittel an. Der milde, aromatische Geschmack lässt der Elementenlehre der chinesischen Medizin zufolge auf die Zugehörigkeit zum Funktionskreis Lunge/Dickdarm mit den dazugehörigen Leitbahnen schließen. Dies erklärt zum einen die Wirkung bei Erkältungen (Lunge) und zum anderen die entkrampfende und erwärmende Wirkung auf die Beckenorgane (Dickdarm).

Ocimum könnte sich von einem griechischen Wort für riechen ableiten und Basilikos bedeutet königlich. Es ist ein königlicher Geruch, der von dieser Pflanze ausgeht.

Inhaltsstoffe und Wirkung

Basilikum enthält folgende wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe:

  • 0,02–0,5% ätherisches Öl, je nach botanischer Art in unterschiedlicher Zusammensetzung. Hauptkomponenten sind:
    • Linalool (bis zu 85%) wirkt stimmungsaufhellend
    • Estragol (bis zu 91%) stärkt das Immunsystem
    • Methylcinnamat (bis zu 82%)
    • Eugenol ((bis zu 80%), regt das Denken an) und noch viele weitere Bestandteile
  • Hydroxyzimtsäurederivate, v.a. Rosmarinsäure, schützt die Nerven und aktiviert das Gehirn
  • 0,5–0,7% Flavonoide (u.a. Quercetin-, Kämpferolderivate)
  • Triterpene, Sterole (u.a. beta-Sitosterol)

 Basilikum hat folgende Wirkungen:

  • verdauungsfördernd:
    • appetitanregend, räumt Magen und Darm auf und hilft bei Blähungen und Völlegefühl
    • krampflösend
  • antimikrobiell:
    • antibakteriell gegen gramnegative Keime und Pilze
    • antiviral (im wässrigen Auszug wirkt die Rosmarinsäure)
    • insektizid – ein Topf mit Basilikum auf der Fensterbank hält die Fliegen aus der Küche fern
  • beruhigend
  • stimmungsaufhellend: Linalool wirkt positiv auf Serotonin- und Dopaminhaushalt
  • herzstärkend: der wässrige Extrakt (Tee) wirkt hemmend auf die Thrombozytenaggregation – das macht die herzstärkende Anwendung der Uighuren (s.o.) verständlich
  • entzündungshemmend
  • antioxidativ, z.B. durch Rosmarinsäure
  • schützt Augen vor UV-Strahlen: die „innere Sonnenbrille“ durch die Karotinoide Zeaxanthin und Lutein, die vornehmlich im Indischen Basilikum enthalten sind

Das fette Öl der Samen (mit viel Linolensäure) zeigt in Laborversuchen antiphlogistische und antiulzerative Eigenschaften (bei einem mit ASS gesetzten Ulkus).

Anwendungsgebiete/Indikationen

Basilikum wird angewendet bei folgenden Indikationen:

  • Verdauungsbeschwerden, zur Appetitanregung
  • Migräne und Kopfschmerzen (Schläfen mit Basilikumblättern oder -öl einreiben)
  • Bronchitis, Erkältungen und Grippe (schleimlösend)
  • Einschlafhilfe

Indikationen nach WHO, Kommission E, Monografien

Tulsi (Ocimum sanctum) bekam eine Monografie von der WHO. Tulsi gilt als Adaptogen, als eine Pflanze, die dem Menschen hilft, mit Stress besser umgehen zu können. Adaptogene wirken meist antioxidativ, stärken das Immunsystem und helfen beim Gesundbleiben. Das könnte eine Erklärung für die sehr unterschiedlichen Anwendungsgebiete von Tulsi in Indien, Indonesien und Vietnam sein. Es half dort bei Arthritis und Asthma bronchiale, bei Bronchitis und Erkältung, Fieber und Grippe, Magengeschwüren und Rheumatismus. Laborversuche der letzten Jahrzehnte zeigten schmerzstillende, krampflösende, antimikrobielle und entzündungshemmende Wirkungen. Außerdem unterstützt Tulsi das Immunsystem und verlängert die Schlafenszeit. Die traditionelle Anwendung bei Magengeschwüren und Diabetes mellitus wurden ebenfalls durch diese Experimente bestätigt. Untersuchungen am Menschen stehen noch aus.

Von der Kommission E erhielt Basilikum in den 1990er-Jahren eine Negativmonografie mit folgender Begründung: Die Droge enthält bis etwa 0,5% ätherisches Öl, das bis zu 85% Estragol enthält. Estragol wirkt nach metabolischer Aktivierung mutagen. Für eine karzinogene Wirkung gibt es tierexperimentelle Hinweise, die einer weiteren Überprüfung bedürfen. Aufgrund des hohen Estragolgehalts des ätherischen Öls soll die Droge während der Schwangerschaft und Stillzeit, bei Säuglingen und Kleinkindern sowie über längere Zeiträume nicht angewendet werden.

Vorsicht

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt vorsichtshalber, Gewürze und Kräutertees, die Estragol enthalten, nicht zu oft und nur in kleinen Mengen anzuwenden. Tierversuche mit der isolierten Substanz in sehr hohen Dosen führten zu Krebserkrankungen, Versuche an Menschen gibt es nicht.

Indikationen nach Erfahrungsheilkunde

In der Volksheilkunde wird Basilikum eingesetzt bei Verstopfungen und leichten Entzündungen des Harntrakts. Frauen hilft es gegen Unterleibs- und Menstruationskrämpfe. Es fördert die Durchblutung des Beckens und – wie oben zu lesen – ist (!) immer mit von der Partie, wenn die Lust zu wünschen übrig lässt.

Die Erfahrung lohnt sich: Auf einem Basilikumblatt langsam und genüsslich zu kauen, verbessert Konzentration und Gedächtnis. Als Radikalfänger schützt es vor frühzeitigem Altern und senkt das Krebsrisiko.

Fallbeispiel

Die Patientin klagte über Lustlosigkeit in der Sexualität und darüber, dass ihr die Leichtigkeit abhandengekommen sei. Clara S. bekam die Aufgabe, sich einen Basilikumwein herzustellen (s.u.) und freute sich darüber, etwas Neues auszuprobieren. Sie liebte dieses Kraut, seinen Duft und seinen Geschmack. Ein Gläschen am Abend gemeinsam mit ihrem Partner leitete die Veränderung ein.

Anwendung in anderen Therapiebereichen

In der Homöopathie wird Basilikum bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes verwendet. In niedrigen Potenzen lindert es die Symptome bei prämenstruellem Syndrom, kann den Zyklus regulieren und die Stimmung aufhellen

Prävention

Basilikum kann Arteriosklerose vorbeugen.

Wirkung auf die Psyche

Basilikum mit dem feinen Duft seines ätherischen Öls muntert auf und hebt die gedrückte Stimmung. Es schafft Klarheit in verwickelten Situationen und sorgt für den Ausgleich zwischen männlichem und weiblichem Pol. Es bringt ein neues Verständnis in alte Beziehungen und hilft die Zusammenhänge zu erfassen, die in einer Gemeinschaft bestehen.

Bei inneren Konflikten vermittelt es zwischen Verstand und Emotionen, zwischen Konventionen und eigenen Wünschen, zwischen Emotionen und Sexualität. Unbemerkt öffnet Basilikum für Sinneslust und Sinnesfreude. Spielen, lachen, lieben, leben – führt zu Genuss und Leichtigkeit. Basilikum ist ein wahrer Balsam für Geist und Seele, eine echte Anti-Stress-Pflanze.

Dosis/Dosierung

Mittlere Tagesdosis 3 g.

Darreichungsformen und Zubereitungen

Behandlungsempfehlung

Basilikumtee

2 TL Basilikumkraut mit 250 ml 60 °C heißem Wasser übergießen und nach 15 Min. abseihen. 2- bis 3-mal täglich zwischen den Mahlzeiten trinken.

Basilikumwein

50 g frisches Basilikum zerkleinern und vorsichtig mit 1 L trockenem Weißwein erhitzen. 10 Min. auf etwa 60 °C Temperatur halten. Danach abfiltrieren, abkühlen lassen und abfüllen. Verschließen und kühl lagern. Dieser Wein kombiniert die anregenden Kräfte des Basilikums mit denen des Weines. Ein Likörgläschen voll davon wirkt antidepressiv, magenstärkend, beruhigend, harntreibend und appetitfördernd.

Behandlungsempfehlung

Bewährte Fertigarzneimittel

Monopräparate: Ocimum basilicum Urtinktur, Basilikum Bio ätherisches Öl Taoasis, Tulsi Bio ätherisches Öl Primavera

Nebenwirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen

  • Nebenwirkungen und Kontraindikationen: Es sind keine bekannt.
  • Kontraindikationen: Aufgrund des hohen Gehaltes an Estragol (s. ätherische Öle) sollte Basilikum auch in therapeutischen Dosen nicht in Schwangerschaft und Stillzeit verabreicht werden. Als Gewürz kann es unbedenklich verzehrt werden.