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Spannungskopfschmerz
Spannungskopfschmerzen sind episodenweise oder chronisch auftretende Kopfschmerzerkrankung, mit drückenden Schmerzen am gesamten Kopf ohne neurologische Begleitsymptome. Man unterscheidet den episodischen vom chronischen Spannungskopfschmerz (SK):
- Der episodische Spannungskopfschmerz (eSK) tritt an weniger als 15 Tagen im Monat und weniger als 180 Tagen im Jahr auf (ca. 50–60 % der Bevölkerung im Laufe des Lebens betroffen).
- Der chronische Spannungskopfschmerz (cSK) tritt an mehr als 15 Tagen im Monat und mehr als 180 Tagen im Jahr auf (ca. 3 % der Bevölkerung im Laufe des Lebens betroffen).
Auch von dieser Kopfschmerzform sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Stress spielt bei dieser Kopfschmerzform eine wichtige Rolle.
Das Erscheinungsbild von Kopfschmerzen ist vielfältig. Psychische Faktoren spielen fast immer eine Rolle, sie führen zu Verspannungen in Nacken- und Rückenmuskulatur und erhöhen oft die Schmerzempfindlichkeit. Kopfschmerzen kommen in Attacken, fluten langsam an und pulsieren in Wellen. Die Kopfschmerzphasen dauern 30 Min. bis 7 Tage an und werden als drückend-ziehend, nicht pulsierend, beidseitig beschrieben „wie mit einem Ring um den Kopf“. Die Schmerzen sind leicht bis mäßig, die übliche körperliche Aktivität ist nicht beeinträchtigt und wirkt auch nicht als Schmerzverstärker. Es können Lärm- oder Lichtscheu bestehen, aber normalerweise keine Übelkeit und auch kein Erbrechen. Auch eine Aura tritt nicht auf.
Migräne
Migräne sie ist charakterisiert durch heftige und häufig einseitige Kopfschmerzattacken, die mit vegetativen Begleiterscheinungen (z.B. Lichtempfindlichkeit, Sehstörungen, Übelkeit, Erbrechen) verbunden sind und für die sich keine fassbaren Ursachen finden lassen. Die Entstehung der Erkrankung ist noch nicht ganz geklärt, aber aktuell nimmt man an, dass eine genetische Veranlagung zu einer erhöhten Erregbarkeit der Hirnrinde und Empfindlichkeit für Schmerzreize im Hirnstamm führt. Ein Migräneanfall kann bei genetisch vorbelasteten Menschen dann durch innere oder äußere Einflüsse (Trigger) ausgelöst werden. Solche Trigger sind z.B.:
- ein veränderter Biorhythmus (z.B. veränderter Schlaf-wach-Rhythmus, Zeitverschiebungen)
- Hormonveränderungen (z.B. Menstruation, orale Kontrazeptiva)
- psychische Belastungen (Stress nach Ruhe oder Entspannung nach Stress)
- Ernährung (z.B. Alkohol, v.a. Rotwein, Südfrüchte, Käse)
- äußere Einflüsse (z.B. Lärm, ungewohnte Höhe, Kälte)
Bevor die eigentliche Migräneattacke einsetzt, leidet etwa die Hälfte der Patienten an Ankündigungssymptomen (auch Prodromalphase genannt). Dabei kann es zu „Plus“- (Heißhunger, Überaktivität, Überempfindlichkeit, Euphorie) oder „Minus-Symptomen“ (Gereiztheit, Aggressivität, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Obstipation) kommen.
Stunden oder wenige Tage nach dieser Phase kommt es dann zu den typischen Kopfschmerzen). Der Migränekopfschmerz tritt häufig einseitig auf – man spricht auch von einer „Hemikranie“ –, er kann aber durchaus die Seite wechseln. Der Schmerz hat pulsierenden Charakter und wird durch Aktivität wie z.B. Treppensteigen verstärkt. Darüber hinaus bestehen vegetative Begleitsymptome wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Lärm-/Lichtscheu, oft auch „Geruchscheu“.
Etwa 10–15 % der Migränepatienten leiden zusätzlich an einer Aura, d.h., es treten neben dem Schmerz auch neurologische Beschwerden auf. Typisch sind hierfür visuelle Phänomene (z.B. Sehen von Lichtblitzen oder Flimmern), Lähmungen, Sprach- oder Sprechstörung und/oder Sensibilitätsstörungen. Die Aura tritt üblicherweise kurz vor den eigentlichen Kopfschmerzen auf und dauert weniger als eine Stunde.
Die Migräne-Kopfschmerzphase dauert normalerweise zwischen 4 und 72 Stunden. Bei einer Dauer über 72 Stunden spricht man von einem Migräne-Status.
Trigeminusneuralgie
Es handelt sich um eine chronische Schmerzerkrankung, die mit plötzlich einschießenden und streng einseitigen Gesichtsschmerzen (im Versorgungsgebiet des N. trigeminus) einhergeht. Die Trigeminusneuralgie ist eine eher seltene Erkrankung mit jährlich etwa 5 Neuerkrankungen auf 100 000 Personen. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer; der Altersgipfel liegt zwischen dem 50.–80. Lebensjahr für die idiopathische Form (bei der definitionsgemäß keine Ursache bekannt ist). Es gibt jedoch zunehmend Hinweise dafür, dass Gefäßschlingen, die den Nerv einklemmen, die Erkrankung auslösen. Bei der symptomatischen Form ist eine Ursache nachweisbar, z.B. Multiple Sklerose, Gefäßläsionen, Zustand nach Herpes zoster-Infektionen und Schädelbasisfrakturen.
Charakteristisch ist ein blitzartig einschließender, sehr heftiger Schmerz („wie ein Messerstich“), der meist nur einige Sekunden andauert und im Bereich des 2. (Oberkiefer) und/oder 3. Trigeminus-Astes (Unterkiefer) auftritt. Solche Attacken sind bis 100-mal pro Tag und über Wochen und Monate möglich. Vegetative Begleitsymptome wie Hautrötung, Tränen-, Nasen- und Speichelsekretion können auftreten. Typische Trigger sind Sprechen, Kauen, Schlucken, Berührung im Gesicht oder einfach nur ein (kalter) Luftzug. Die vielen alltäglichen Triggerfaktoren können zu einem massiven Vermeidungsverhalten und einer depressiven Reaktion führen.
Innere Anwendung
Bei Spannungskopfschmerzen, Migräne und Trigeminusneuralgien können als Heilpflanzen Pfefferminze, Pestwurz und Mutterkraut helfen.
Pfefferminze und andere Minzöle bringen bereits Erleichterung, sobald sie auf die Schläfen aufgetragen werden, dort beginnt der Gallenblasenmeridian und oft ist die Gallenblase bei Kopfschmerzen beteiligt.
Merke
Nachweislich tritt die Wirkung genauso schnell ein wie bei Aspirin oder Paracetamol.
Es kühlt angenehm, weil das enthaltene Menthol lediglich die Kälterezeptoren in der Haut anregt. Pfefferminzöl hat zudem einen Einfluss auf den Botenstoff Serotonin, der bei der Entstehung von Kopfschmerzen eine Rolle spielt.
Um die Haut an der Schläfe und die Augen nicht zu sehr zu reizen, empfiehlt es sich, das Pfefferminzöl mit einem anderen Öl (z.B. Olivenöl) 1:10 zu verdünnen.
Der Wurzelstock der Pestwurz (Petasitis hybridus) wirkt schmerzstillend und spasmolytisch, er hemmt die Synthese der Entzündungsmediatoren und verringert die Ausschüttung von Histamin und Serotonin.
Vorsicht
Präparate gibt es nur wenige. Es ist wichtig, dass sie über die Bezeichnung „PA-frei“ verfügen, denn dann sind keine evtl. leberschädigenden Pyrrollzidinalkaloide enthalten (Näheres zur leberschädigenden Wirkung der Pyrrollzidinalkaloide siehe Huflattich).
Pestwurzpräparate helfen besonders gut bei allergischem Hintergrund, u.a. bei Kopfschmerzen, Migräne und Heuschnupfen: Tesalin N Filmtbl. 2-mal tgl. 1 Tbl. Petadolex zur Migräneprophylaxe, Petasites D6 DHU, 3-mal tgl. 5 Globuli
Mutterkraut (Tanacetum parthenium) führt zu einer signifikanten Senkung der Schmerzintensität und Frequenz der Migräneattacken. Es wirkt krampflösend, entzündungshemmend und serotoninantagonistisch. Und es verringert die Neigung zu Übelkeit und Erbrechen. Es ist bei uns nur als homöopathische Zubereitung erhältlich: Tanacetum parthenium DHU, Nemagran. Mutterkraut ist leicht im Garten zu ziehen, die frischen Blätter können einzeln zwischen die Scheiben eines Butterbrots gelegt und gegessen werden.
Die Passionsblume übt eine beruhigende Wirkung vor allem auf das Herz aus, hilft beim Einschlafen, wenn ein unruhiges Herz das verhindert und löst auch damit verbundene Ängste und Spannungskopfschmerzen.
Bei länger andauernden Schmerzen können Weidenrinde und Mädesüß helfen.
Behandlungsempfehlung
Kopfschmerztee
Mädesüßblüten (Spireae flos.) 20,0
Mutterkrautblätter (Tanaceti parth. herb.) 10,0
Pfefferminzblätter (Menthae pip. fol.) 30,0
M.f.spec. D.S.: 1 EL mit 250 ml heißem Wasser aufgießen, 5 Min. zugedeckt ziehen lassen, 3-mal tgl.1 Tasse.
Behandlungsempfehlung
Bewährte Fertigarzneimittel
Monopräparate: Euminz Lösung, Tesalin N Filmtbl., Nemagran
Allgemeine Behandlungsmaßnahmen
Wichtig bei all diesen Symptomen sind ergänzende Maßnahmen wie viel Wasser trinken, eine typgerechte Ernährung (ohne Käse und Rotwein usw.), regelmäßige sportliche Betätigung, Kneipp-Anwendungen, orthomolekulare Ergänzungen, Entspannungsverfahren und die Beachtung der psychischen Komponente.