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Bei einer Depression leidet der Patient an gedrückter Stimmung, Interessenverlust sowie Verminderung von Antrieb und Aktivität. Er verspürt eine innere Leere und beschreibt ein „Gefühl der Gefühllosigkeit“, empfindet weder Freude noch Leid. Hinzu kommen körperliche Symptome.
Eine Depression kann viele Ursachen haben. Man geht davon aus, dass Depressionen die Folge von Wechselwirkungen zwischen biologischen, psychischen und sozialen Faktoren sind (multifaktorielle Entstehung). Man spricht daher auch von einem biopsychosozialen Krankheitsmodell.
Auf dieser Grundlage ist das sog. Vulnerabilitäts-Stress-Modell oder auch Verletzlichkeits-Stress-Modell entstanden, das heute als Erklärungsmodell für die Entwicklung einer Depression bevorzugt wird. Unter Vulnerabilität versteht man die Neigung eines Menschen, an einer bestimmten Krankheit zu erkranken (= Krankheitsdisposition). Sie wird durch genetische, somatische und psychosoziale Faktoren bestimmt. Die Vulnerabilität alleine führt aber noch nicht zur Erkrankung; erst durch zusätzliche Stressfaktoren (z.B. Schicksalsschläge) kann bei der Überschreitung einer kritischen Grenze die Krankheit ausbrechen.
Folgende Faktoren spielen für die Entstehung der Depression eine Rolle
- genetische Faktoren: Adoptions-, Zwillings- und Familienstudien haben gezeigt, dass es für die Entwicklung einer Depression eine genetische Veranlagung gibt.
- neurobiologische Faktoren:
- Die derzeit favorisierte neurobiologische Erklärung führt die Depression auf die Verminderung der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin zurück. Zudem spielt vermutlich ein Ungleichgewicht zwischen den verschiedenen Botenstoffen eine wichtige Rolle. Die Rezeptoren sind möglicherweise ebenfalls vermindert oder defekt.
- Eine weitere Hypothese geht davon aus, dass die Depression eine hormonelle Ursache hat, die die Hormonachse „Hypothalamus-Hypophyse-Nebennierenrinde“ betrifft
- Auffallend ist auch, dass die Symptome bei vielen Patienten einem jahres- und tageszeitlichen Rhythmus folgen, also gehäuft in Frühjahr und Herbst sowie morgens auftreten (saisonale Rhythmik). Der biologische Rhythmus, also Schlafen und Aufstehen, ist ebenfalls gestört (zirkadiane Rhythmusstörung).
- psychosoziale Faktoren: Zu den psychosozialen Ursachen gehören sowohl Ereignisse, die schon länger zurückliegen, als auch aktuelle Ereignisse. Meist handelt es sich um sehr belastende oder um einschneidende Lebensereignisse, wie den Verlust von wichtigen Menschen, eine Scheidung, Einsamkeit, Geburt von Kindern sowie andauernde berufliche oder familiäre Überlastung. Migration, Entwurzelung und der Verlust wichtiger Bezugspersonen sind weitere Faktoren. Zudem können akute Lebensereignisse zu einer Depression führen, z.B. ein Verkehrsunfall, eine Vergewaltigung, die Androhung von Gewalt oder ein Überfall.
Symptome
Psychische Symptome
Die Patienten sind in einer niedergeschlagenen und hoffnungslosen Stimmung. Sie leiden an innerer Leere, Verzweiflung und Freudlosigkeit. Frühere Interessen, Hobbys und Bekanntschaften werden vernachlässigt. Die Betroffenen können sich für nichts mehr begeistern. Viele Patienten berichten von einem „Gefühl der Gefühllosigkeit“. Der Patient kann also keine Gefühle, weder positive noch negative, empfinden. Die geistige Leistungsfähigkeit ist stark eingeschränkt. Dem Betroffenen fällt es schwer, sich auf etwas zu konzentrieren. Das Denken ist verlangsamt oder gehemmt. Zudem konzentriert er sich auf negative Denkinhalte (Hoffnungslosigkeit, Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle). Typisch ist auch ein häufiges Grübeln, das den Patienten regelrecht quält.
Häufig kommen weitere psychische Symptome hinzu, wie Ängste, innere Unruhe, Zwänge und sogar Wahngedanken. Auch Suizidgedanken sind häufig.
Psychomotorische Symptome
Viele Patienten berichten über den Verlust von Antrieb und Energie. Jede Bewegung kostet Überwindung. Die Bewegungsabläufe verlangsamen sich. So gibt es Patienten, die ihr Bett nicht mehr verlassen können. Die Alltagsbewältigung gestaltet sich zunehmend schwieriger. Aufgaben in Beruf und Haushalt kosten den Betroffenen viel Kraft und Zeit. Der Extremfall wird als depressiver Stupor bezeichnet. Der Patient kann sich nicht mehr bewegen und zeigt kaum noch Reaktionen.
Körperliche Symptome
Die Patienten berichten über mangelnden Appetit und Gewichtsverlust. Hinzu kommen Übelkeit, Sodbrennen, Verstopfung oder Durchfall. Der gesunde Schlafrhythmus ist gestört. Manche Patienten können nicht mehr oder nur noch sehr schlecht schlafen. Das Interesse an Sexualität ist oft deutlich vermindert (Libidoverlust). Ein weiteres Symptom ist ein chronischer Erschöpfungszustand. Häufig finden sich auch chronische Schmerzen, wie Rücken- oder Unterleibsschmerzen. Kardiologische Symptome, wie Herzjagen oder Herzstolpern, sowie Atembeschwerden können ebenfalls auftreten.
Innere Anwendung
Leichte Antidepressiva sind Johanniskraut und Lavendel.
- Johanniskraut hilft bei leichten und mittelschweren Depressionen. Viele Studien haben bewiesen, dass es genauso wirksam ist, wie synthetische Antidepressiva. Außerdem ist es besser verträglich. Johanniskraut erhöht die Konzentration der Neurotransmitter Noradrenalin, Serotonin, Dopamin und GABA im synaptischen Spalt und sorgt so für eine positive Lebenseinstellung. Dazu sind täglich 300–900 mg Extrakt nötig.
- Lavendel hat ebenfalls eine antidepressive Wirkung. Er wirkt leicht sedierend auf das Zentralnervensystem, nimmt innere Unruhe und Nervosität, verkürzt in der Folge die Einschlafzeit und verlängert die Schlafdauer. Außerdem löst er Ängste.
Behandlungsempfehlung
Bewährte Fertigarzneimittel
Johanniskraut: Hyperforat 250 mg, Jarsin 300 mg Tbl., Neuroplant Novo 300 mg
Lavendel: Lasea (tgl. 1 Kapsel); ätherisches Lavendelöl Primavera, Weleda Lavendelöl 10%