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Synonyma: Weiße Zaunrübe, Teufelsrübe, Gichtrübe
Das Arzneimittel wird hergestellt aus der frischen Wurzel.
Bryonia alba ist eine einhäusige, ausdauernde Kletterpflanze, die Ranken rollen sich um jede Stütze, die sich ihr bietet. Bryonia alba wächst an Hecken und Wegrändern.
Die Einnahme von Bryonia alba führt zu Durchfällen. Kommt Bryonia alba mit der Haut in Berühung, reizt es diese und es bilden sich Blasen.
Bei welchen Indikationen hat sich Bryonia alba bewährt?
- Bronchitis
- Verstauchungen, Verletzungen des Skelettsystems
- Verheben, Hexenschuss, Lumbago, Bandscheibenvorfall
- Erkrankung der serösen Häute z.B. Bronchien, Gelenke, lymphatisches Gewebe
- rheumatischen Erkrankungen
- Beschwerden des Verdauungstraktes
- Appendizitis
Welches sind die Leitsymptome von Bryonia alba?
Kennzeichnend für Bryonia alba ist das Symptom, dass jegliche Bewegung alle Beschwerden verschlimmert. Sobald sich der Patient ganz ruhig hinlegt, tritt Besserung ein. Die Schmerzen, besonders aller serösen Häute (Meningen, Pleura, Perikard, Peritoneum, Synovia der Gelenke), werden als heftig und stechend beschrieben. Trockenheit der Schleimhäute ist ein weiteres Charakteristikum des Mittels. Die Trockenheit der Schleimhäute erklärt die Obstipation und den enormen Durst auf große Mengen kalten Wassers, das in großen Abständen getrunken wird.
Die Beschwerden entwickeln sich langsam. Die Schmerzen sind stechend und reißend. Bryonia-Patienten sind empfindlich gegen Berührung, bereits die leichteste Berührung verschlimmert alles, aber fester Druck tut gut.
Folgen von
- Ärger, Aufregung
- trockener Kälte, nachdem er geschwitzt hat
- Entzündungen
- Verletzungen
Welche körperlichen Symptome weisen auf das Mittel hin?
- Husten:
- trockener, schmerzhafter Husten, der Tränen in die Augen treibt
- stechende Schmerzen in der Brust beim Husten; muss den Brustkorb festhalten, um husten zu können
- Schmerzen, als ob der Brustkorb zerreißt
- Bewegung verschlimmert, z.B. tiefes Einatmen, sprechen, Essen, Trinken
- Husten manchmal bis zum Erbrechen
- Ruhe, lokale Wärme, Druck tun gut
- bei Eintritt in warme Räume wird der Husten schlechter
- Fieber:
- langsame Entwicklung des Fiebers
- Patient liegt im Bett, bewegt sich nicht, will keine Berührung und will alleingelassen werden
- trockene, ausgedörrte, rissige Lippen und großen Durst auf kalte Getränke
- Verdauungstrakt:
- Erbrechen besonders im Sommer; bei großer Hitze erkältet er sich den Magen durch zu viel kalte Getränke
- Gastritiden durch zu reichliche Nahrung, zu schnelles Essen, zu kalte Getränke bei Überhitzung
- Ärger machen Ulzera
- liegt ruhig, ohne Bewegung, evtl. mit einer Wärmflasche auf den Bauch (Druck)
- Steingefühl im Magen
- Verlangen nach warmen Getränken bei Magenbeschwerden
- Sommerdiarrhöe nach Trinken von zu viel kaltem Wasser zur Abkühlung
- bei Gallenkoliken finden wir einen auffällig ruhig liegenden Patienten
- beim leichten Abtasten des Bauches verstärken sich die Beschwerden, bei festerem Druck werden sie besser
- Stuhl hart und trocken
- trockene Mundschleimhäute mit heftigem Durst auf Kaltes
Besserung/Verschlechterung
- Die Symptome bessern sich durch lokale Wärme, kalte Getränke, frische Luft, Druck, ruhig Liegen, Liegen auf der erkrankten Seite, Entwicklung von Schweißen und anderen Ausflüsse wie z.B. Menses, Schnupfen, Schleimabsonderung beim Husten.
- Die Symptome verschlechtern sich durch jede Bewegung, leichte Berührungen, Aufregung, morgens, warmes Zimmer.
Welches sind die Geist- und Gemütssymptome?
Der Bryonia alba-Patient hat ein Bedürfnis nach Ruhe, er will still liegen und möchte nicht angesprochen werden und allein sein. Er ist leicht erregbar, reizbar, nichts kann recht gemacht werden. Die Gedanken drehen sich um geschäftliche Angelegenheiten, träumen ständig von Geschäften, von Arbeit, von ärgerlichen Dingen, Zank und Streit. Der Bryonia alba-Patient hat große Angst vor Verarmung. Im Delirium möchte er nach Hause, auch wenn er bereits zu Hause ist. Beschwerden durch Ärger. Zweifelt daran, wieder gesund zu werden. Es handelt sich um Menschen, die auf Sicherheit und Kontinuität bedacht sind, sie sind zuverlässig, berechnend und genau kalkulierend.
Bei Kindern findet man meist eine Abneigung, getragen zu werden.
Welche Mittel sind zu differenzieren?
- Muss sich beim Husten die Brust halten: Drosera rotundifolia, Eupatorium perfoliatum, Kalium carbonicum, Ranunculus bulbosus, Sticta pulmonaria
- Leber- und Gallemittel: Berberis vulgaris, Carduus marianus, Chelidonium majus, China officinalis, Conium maculatum, Lycopodium clavatum, Magnesium carbonicum, Natrium sulfuricum, Nux vomica, Okoubaka, Phosphorus, Podophyllum peltatum, Ranunculus bulbosus
- Husten schlimmer beim Betreten eines warmen Zimmers: Causticum Hahnemanni, Phosphorus (hustet auch, wenn er wieder nach draußen geht)
- Diarrhö: Aloe socotrina, Podophyllum peltatum, Veratrum album
- grippale Infektionen: Ferrum phosphoricum
Fallbeispiel
Eine 24-jährige Frau ist mit ihrem Fahrrad gestürzt und hat sich die rechte Seite so heftig verletzt, dass sie ins Krankenhaus kam. Knochen sind keine gebrochen und auch sonst bestehen keine schlimmeren Verletzungen. Die Patientin kann ihren Kopf nicht drehen und hat starke Schmerzen in der Halswirbelsäule und im Kopf. Eine Gehirnerschütterung war ausgeschlossen worden. Der Patientin wurde vom Krankenhaus eine Halsmanschette verordnet. Sie bittet nun um homöopathische Behandlung. Jegliche Bewegung verursacht bei der Patientin Schmerzen, ihr geht es am besten, wenn sie im warmen Bett still auf dem Rücken liegen bleibt. Die Kopfschmerzen sind so heftig, dass sogar Augenbewegung und Lidschlag schmerzen.
Arzneimittelwahl: Die Symptome – jegliche Bewegung verschlechtert, auch die kleinste Bewegung – auch die Besserung durch Wärme und Ruhe – deuten auf Bryonia alba hin.
Verordnung: Bryonia alba C30, stündlich schluckweise aus zubereiteter Lösung (verdünnte Einnahme).
Verlauf: Nach 1 Tag kann sich die Patientin schon etwas besser bewegen, nach 3 Tagen den Kopf ohne Schmerzen drehen.