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Synonyma: Tartarus stibiatus, tartarus emeticus, Brechweinstein
Das Arzneimittel wird hergestellt aus Kaliumantimonoxidtartrat.
Eine Vergiftung führt zu Übelkeit und Erbrechen, zu Leber- und Nierenschädigung. Es wurde früher deshalb als Brechmittel angewendet.
Bei welchen Indikationen hat sich Antimonium tartaricum bewährt?
- Lungenerkrankungen wie fortgeschrittene Stadien der Bronchitis, Bronchopneumonie
- Herzinsuffizienz mit Bronchialbeschwerden
- extrem zäher Schleim, der wegen der Schwäche nicht hochgehustet werden kann
- Übelkeit, Erbrechen mit Erschöpfung und Angst
- Schwäche und Erschöpfungszustände
Welches sind die Leitsymptome?
Antinonium tartaricum war früher ein beliebtes Brechmittel (daher „Brechweinstein“). Entsprechend ist Antimonium tartaricum ein wirksames Mittel bei Übelkeit und Erbrechen. Die Übelkeit ist stark ausgeprägt und wird durch Erbrechen gebessert.
Bei Lungenerkrankungen ist Antimonium tartaricum angezeigt, wenn sich große Massen von Schleim ansammeln, es dabei zu grobem Rasseln kommt und der Schleim nicht abgehustet werden kann. Es besteht eine große Erschöpfung und evtl. Schläfrigkeit. Die Erkrankungen treten vorwiegend bei älteren Leuten und bei Kindern auf. Vorherrschend sind die Schwäche, Schläfrigkeit und Besserung beim aufrechten Sitzen.
Folgen von
- Bronchitis, Erkrankungen, die sich so verschlechtert, dass Erschöpfung und Schwäche daraus resultieren, insbesondere Bronchitis, Pneumonie, Kreislaufschwäche
- Ärger, Verdruss
Welche körperlichen Symptome weisen auf das Mittel hin?
- bläulich-livide Hautveränderung im Gesicht
- dick weiß belegte Zunge, die auch rot und trocken sein kann
- Husten, Atemwege:
- große Menge von Schleim mit rauem Rasseln; hat keine Kraft, ihn hoch zu husten
- Husten mit Erbrechen
- jede Störung verschlechtert die Atmung und ärgert den Patienten
- Schwäche, Schläfrigkeit:
- große Schläfrigkeit oder unwiderstehliche Neigung, zu schlafen
- überwältigende Schläfrigkeit während eines Hustens oder einer Bronchitis
- Verdauungstrakt:
- starke Übelkeit, Erbrechen und Erschöpfung
- Abneigung gegen Milch und erbrechen sie geronnen
Kinder sind ängstlich, verzweifelt; Husten, wenn sie zornig sind; wachen schlecht gelaunt auf und möchten getragen werdenVerlangen nach sauren FrüchtenAbneigung gegen Milch
Besserung/Verschlechterung
- Die Symptome bessern sich durch Erbrechen, Aufrechtsitzen, Auswurf aushusten, kalte Luft.
- Die Symptome verschlechtern sich durch Ärger, wenn man sie ansieht, durch flach Liegen, Berührung, Wärme, Kälte, Feuchtigkeit, um 16 Uhr und abends, die ganze Nacht.
Welches sind die Geist- und Gemütssymptome?
Der Antimonium-tartaricum-Patient leidet an extremer Müdigkeit und schläft unnatürlich viel. Es besteht eine große Schwäche. Der Patient ist apathisch, teilweise sogar komatös. Gleichzeitig hat er große Angst, man könnte ihn allein zurücklassen.
Das Kind schreit, möchte am liebsten die ganze Zeit aufrecht auf dem Arm getragen werden und fordert eine ständige Aufmerksamkeit. Dabei hört es nicht auf, vor sich hin zu wimmern. Das Mittel ist angezeigt bei berührungsempfindlichen, reizbaren und unruhigen Kindern. Kinder wollen sich nicht ansehen und berühren lassen, andererseits klammern sie sich an die Mutter.
Ältere Antimonium-tartaricum-Patienten sind verwirrt und niedergeschlagen. Die Krankheit macht benommen, und es herrscht eine große Neigung zu Kreislaufproblemen.
Die blasse bis bläuliche Gesichtsfarbe deutet auf Übelkeit, Atemprobleme oder auch Kreislaufprobleme hin.
Welche Mittel sind zu differenzieren?
- Husten mit Rasseln auf der Brust: Phosphorus, Ipecacuanha
- Husten mit viel Schleim: Hepar sulfuris, Pulsatilla pratensis
- zäher Schleim beim Husten, der kaum ausgehustet werden kann: Coccus cacti, Corallium rubrum, Ipecacuanha, Kalium bichromicum
- Abneigung, Unverträglichkeit von Milch: Aethusa cynapium, Calcium carbonicum, Calcium phosphoricum, China officinalis, Kalium carbonicum, Magnesium carbonicum, Natrium carbonicum, Nitricum acidum, Nux vomica, Sepia officinalis, Silicea terra, Thuja occidentalis
Fallbeispiel
Eine Mutter bringt ihren 1-jährigen Sohn in die Sprechstunde. Beim Atmen hört man den Schleim in seiner Brust. Sein Gesicht ist blass. Die Mutter berichtet, dass der Kleine eine Bronchitis gehabt habe, die mit „Hustenmitteln“ behandelt worden sei. Danach sei es ihm einige Tage besser gegangen. Jetzt habe er viel Schleim in der Brust, wie man ja hört. Der Junge ist schlapp und kann den Schleim nicht abhusten. Die Mutter möchte den Schleim am liebsten absaugen, damit der Junge wieder gut atmen kann.
Arzneimittelwahl: Schleim, der nicht abgehustet werden kann, sowie ein Zustand von Schwäche und Atemnot verweisen auf Antimonium tartaricum.
Verordnung: Antimonium tartaricum C 30, stündlich 1 Teelöffel aus zubereiteter Lösung (verdünnte Einnahme) bis die Atmung besser wird und der Schleim abgehustet werden kann.
Verlauf: Die Mutter musste sich nicht melden, alles lief gut. Der Kleine erholte sich schnell und war nach 2 Wochen wieder mobil wie eh und je.