Alle Indikationstabellen sind nach demselben Schema aufgebaut:
- In der 1. Tabellenspalte ist der homöopathische Name der Arznei und direkt darunter sind die für das Mittel charakteristischen Geist-Gemütssymptome aufgeführt.
- In der 2. Tabellenspalte lesen Sie die charakteristischen Symptome und
- in der 3. Tabellenspalte ist die Causa beschrieben, also wodurch die Beschwerde entstanden ist.
- In der 4. Tabellenspalte können Sie den für das Arzneimittel typischen Zeitpunkt des Auftretens der Beschwerde nachlesen und
- in der 5. Tabellenspalte die Charakteristika der Beschwerde und was sie verbessert oder verschlechtert.
- In der 6. und letzten Tabellenspalte finden Sie die weiteren für die Erkrankung typischen Symptome, die zu diesem Arzneimittel passen.
Im Gegensatz zum Repertorium sind diese Tabellen nicht nur wesentlich übersichtlicher. Sie beantworten zudem die Fragen des vollständigen Symptoms immer für ein Arzneimittel bei einer vorgegebenen Beschwerde, z.B. bei Bronchitis, Fieber, Kopfschmerzen oder Gallenkoliken. Das Mittel lässt sich dadurch von den anderen in der Tabelle genannten Mitteln leichter differenzieren.
Anhand eines Beispiels erkläre ich Ihnen, wie Sie in einer Indikationstabelle die passende Arznei finden.
Sie erinnern sich an das zur Anamnese und Fallanalyse beschriebene Fallbeispiel des 56-jährigen Mannes, der wegen Hustens in die Praxis kam? Bei ihm haben sich folgende charakteristische Symptome gezeigt.
- Husten („Ich habe Husten, der quält mich“)
- trocken („Da kommt nichts hoch“)
- Bewegung verschlechtert („Immer, wenn ich mich bewege“)
- Ruhe, ruhig liegen verbessert („Am besten bleibe ich ruhig liegen“)
- Brust fest zusammendrücken verbessert („Dann muss ich meine Brust ganz fest zusammendrücken, das hilft“)
- Durst auf Kaltes („Ja, ich habe total viel Durst. Kalt müssen alle Getränke sein“)
- braucht insgesamt Ruhe, fühlt sich allgemein gestört, mürrisch („Die sollen mich alle in Ruhe lassen“ … „Am liebsten bin ich in meinem Zimmer und keiner stört mich“)
Wir wissen aus der Anamnese, dass der Patient neben dem Husten auch Fieber hat, wahrscheinlich ist ein Infekt der Atemwege Ursache für seine Beschwerden. Nehmen Sie daher die Tabelle mit dem Titel „Laryngitis, Pseudokrupp, Bronchitis, Pneumonie und Asthma bronchiale“ zur Hand. Prüfen Sie, bei welchen Mitteln
- in der 1. Tabellenspalte unter Geist-Gemüt „mürrisch“ und „abweisend“ beschrieben ist
- und in der 2. Tabellenspalte Charakteristika evtl. „muss sich den Brustkorb halten“ steht.
- Wodurch und wann die Beschwerde entstanden ist, waren nicht zu ermitteln. In Tabellenspalte 3 und 4 finden Sie daher keine Informationen.
- Schauen Sie in der 5. Tabellenspalte, bei welchen Mitteln Sie unter Art der Beschwerden „trockener Husten“, unter < „Bewegung“ sowie > „Zusammendrücken des Brustkorbs“ (oder eine ähnliche Formulierung), > „Liegen oder Ruhe“ notiert ist.
- In der Tabellenspalte 6 könnte „Durst auf kaltes Wasser oder kalte Getränke“ zu finden sein
Sie werden bei folgenden Mitteln fündig werden:
- Husten/trockener Husten: Aconitum napellus, Arsenicum album, Belladonna, Bryonia alba, Coccus cacti, Drosera rotundifolia, Kalium carbonicum, Lycopodium clavatum, Phosphorus, Rumex crispus, Sticta pulmonaria
- Verschlechterung durch Bewegung: Arsenicum album (Anstrengung <), Belladonna, Bryonia alba, Ipecacuanha
- Druck, Brustkorb halten verbessert: Bryonia alba, Drosera rotundifolia, Phosphorus
- mürrisch und abweisend: Belladonna, Bryonia alba, Drosera rotundifolia (reizbar), Kalium carbonicum
- Ruhe, ruhiges Liegen >: Aconitum napellus, Bryonia alba. Ipecacuanha
- Verlangen kalte Getränke: Aconitum napellus, Bryonia alba
Ergebnis der Repertorisation
Bryonia alba hat Treffer bei allen im Fallbeispiel genannten Symptomen, Drosera rotundifolia bei vier Symptomen. Drei der genannten Symptome finden Sie bei Belladonna und Kalium carbonicum, zwei bei Phosphorus und jeweils eines bei anderen Arzneien.
Merke
Die Mittel, bei denen Sie nur ein oder zwei Symptome finden, können Sie als Simillimum vernachlässigen. Dennoch ist es immer empfehlenswert, auch zu ihnen in der Materia Medica nachzulesen, um die Mittel besser kennenzulernen.
Im nächsten Schritt lesen Sie die Arzneimittelsteckbriefe von Bryonia alba, Drosera rotundifolia, Belladonna und Kalium carbonicum. Anhand der darin beschriebenen Leitsymptome und sonstiger Symptome vertiefen Sie nun das Arzneimittelbild.
Merke
Am deutlichsten zeigt sich das Simillimum in den Leitsymptomen der einzelnen Arzneimittelsteckbriefe. Sie bringen das Charakteristische jedes Mittels auf den Punkt und geben damit oft den entscheidenden Hinweis auf die passende Arznei.
Als das für Behandlung geeignete Mittel werden Sie Bryonia alba identifizieren!
Vorsicht
In den Tabellen finden Sie bei den einzelnen Mitteln in der Rubrik "Was begleitet die Beschwerden, was gibt es noch für Symptome?" mitunter Erkrankungen aufgeführt, die unter das Infektionsschutzgesetz fallen. Es finden sich dort ebenso mitunter Symptome oder Zustände, die akut vital bedrohlich sein können wie ein Asthmaanfall.
Wir haben diese Erkrankungen, Zustände und Symptome auf Grund der Vollständigkeit in die Tabelle aufgenommen, weil die Mittel dafür prädestiniert sind.
Bitte beachten Sie aber, dass Sie als Heilpraktiker keine Erkrankungen behandeln dürfen, die unter das Infektionsschutzgesetz fallen und bedenken Sie, dass in akuten, vital bedrohlichen Situationen immer ein Notarzt hinzuzuziehen ist!