Akute Krankheiten treten meist plötzlich auf und verlaufen rasch und heftig. Es kann sein, dass eine auslösende Ursache (in der Homöopathie die sogenannte Causa) bekannt ist, die Krankheit sich also z.B. infolge von Verkühlen, Durchnässung oder Schreck entwickelt. Nach plötzlichem Krankheitsbeginn und zunehmenden Beschwerden werden sich nach Erreichen des Krankheitshöhepunkts die Beschwerden bessern, was oft einhergeht mit der Besserung von Ausscheidungsreaktionen oder dem Auftreten eines Exanthems, worauf die fortschreitende Genesung folgt. So sinkt z.B. das Fieber bei einer starken Erkältung, wenn der Schweiß austritt, oder ein Patient muss mehr Wasserlassen, während die Schmerzen nach einer Verletzung zurückgehen.
Merke
Akute Erkrankungen lassen sich homöopathisch gut behandeln, da sich die akuten Symptome in der Regel intensiv und deutlich darstellen und meist eine Beschwerde als Hauptsymptom im Vordergrund des Krankheitsbildes steht. Dieses Hauptsymptom muss dabei aber so genau und differenziert wie möglich erfasst werden.
Wichtig ist dabei: Nach Ansicht der Homöopathie entwickelt jeder Mensch bei ein und derselben Erkrankung individuelle Symptome, die nicht von einem auf den anderen zu übertragen sind. So kann es sein, dass z.B. bei drei Patienten, die an Fieber leiden, jedem zur Behandlung des Fiebers ein anderes Arzneimittel verabreicht werden muss. Es bekommen also nicht alle drei Patienten zur Fiebersenkung wie in der Allopathie beispielsweise Paracetamol. Denn die Homöopathie berücksichtigt bei der Arzneimittelwahl immer die individuellen Symptome.
Beispiel
Es ist möglich, dass ein Fieberkranker Belladonna benötigt, weil er in Folge von Zugluft plötzlich hohes Fieber bekommen hat, seine Extremitäten unter Fieber kalt sind und sein Kopf heiß ist. Ein anderer Fieberkranker bekommt Aconitum napellus, weil er zwar ebenfalls plötzlich hohes Fieber bekommen hat, sich vor dem Fieber aber sehr über etwas ärgerte und er unter Fieber großen Durst auf kalte Getränke verspürt. Wieder ein anderer bekommt Ferrum phosphoricum, weil er heftig erkältet ist und seine Körpertemperatur nur ganz langsam zum Fieber angestiegen ist.
Sie sehen also: Die Symptome eines Patienten sind in der Homöopathie immens wichtig. Sie zu kennen ist die Voraussetzung, um das Arzneimittel bestimmen zu können, das zur Gesundung benötigt wird. Daher muss der Behandelnde dem Patienten aufmerksam zuhören und ihn zudem in seinem Ausdruck, seiner Gestik und Mimik wahrnehmen und das, was er gehört und wahrgenommen hat in die Sprache des Repertoriums übersetzen.
Damit das gelingen kann, ist eine ausführliche Anamnese notwendig, in deren Verlauf sich idealerweise ein sogenanntes vollständiges Symptom ermitteln lässt.