Homöopathische Arzneimittel werden in erster Linie aus pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Stoffen aufbereitet. Das jeweilige Rohmaterial wird zuerst zu einer Urtinktur oder Ursubstanz verarbeitet. Urtinkturen sind ein Wasser-Alkohol-Gemisch, das angesetzt und anschließend filtriert wird. Ursubstanz ist die in Milchzucker eingeriebene Arznei. Die homöopathische Aufbereitung der Urtinkturen und Ursubstanzen erfolgt nach einem auch im HAB (Homöopathisches Arzneibuch)/Ph Eur (Pharmacopoea europaeica Europäisches Arzneibuch) festgelegten Schema:
- 1 Teil (z.B. 1 g) der Urtinktur oder Ursubstanz wird mit 9 Teilen (9 g) einer 32-prozentigen Alkohollösung in eine Flasche gegeben. Diese Flasche wird zur Potenzierung/Dynamisierung 10-mal auf einen festen elastischen Gegenstand, z.B. gegen einen Buchrücken, geschlagen. Dadurch entsteht eine homöopathische Arznei in der Potenz D1 (D=10, dezimal 10 g).
Im nächsten Schritt wird nun 1 Teil Flüssigkeit aus der Flasche mit der D1 entnommen und in eine neue Flasche mit 9 Teilen Alkohollösung gegeben. Nach wiederum 10 Schüttelschlägen entsteht die Potenz D2.
Wird aus der Flasche mit der Potenz D2 wieder 1 Teil Flüssigkeit entnommen und in eine neue Flasche mit 9 Teilen Alkohollösung gegeben, wird aus dieser wiederum nach 10 Schüttelschlägen die Potenz D3. Dieser Vorgang der Potenzierung lässt sich quasi unendlich fortführen. - Erfolgt das Verschütteln mit 1 Teil (z.B. 1 g) Urtinktur oder Ursubstanz und 99 Teilen (99 g) Alkohollösung, wird zunächst die Potenz C1 (C=100, Centesimal 100 g) hergestellt. Im nächsten Schritt wird nun 1Teil Flüssigkeit aus der Flasche mit der C1 entnommen und in eine neue Flasche mit 9 Teilen Alkohollösung gegeben. Nach wiederum 10 Schüttelschlägen wird daraus die Potenz C2, dann die C3 usw.
Hahnemann schreibt im Organon eigentlich 100 Schüttelschläge vor. In der Zeit nach Hahnemann hat man festgestellt, dass auch mit 10 Schüttelschlägen die von ihm beschriebene Potenzierung und arzneiliche Kraft erreicht werden.
Die Erfahrung Hahnemanns, dass durch die Potenzierung die Erstreaktion nach der Arzneimittelgabe nicht mehr so heftig sind und gleichzeitig die arzneiliche Kraft deutlich zunimmt, deutet er so: Durch die Potenzierung wird die Arzneikraft des Arzneimittels in die Lösung abgegeben und verstärkt, je häufiger der Vorgang des Verschüttelns erfolgt. Das führt dann zu der Besonderheit, dass zwar keine Materie, also keine Moleküle mehr in der Lösung nachweisbar sind, die Heilwirkung der Ausgangssubstanz ist aber dennoch vorhanden. Leider kann sie jedoch mit heutigen wissenschaftlichen Methoden noch nicht nachgewiesen werden, was die Homöopathie für Kritik anfällig macht.
Merke
Nachweisliche Materie, also Moleküle, finden sich in den Urtinkturen und in den Potenzen D1–D22 und C1-C18. Ab den Potenzen D23 und C19 sind keine Moleküle mehr nachweisbar.